Forschende der Universität Trier rufen dazu auf, sich an der Suche nach einer besonderen Heuschreckenart zu beteiligen, um diese besser zu schützen: Wälder sind besondere Lebensräume und spielen eine entscheidende Rolle im Natur- und Umweltschutz. Insbesondere Eichen-Hainbuchenwälder gehören zu den artenreichsten Waldtypen, die es bei uns zu finden gibt. Diesen Lebensraum bewohnt unter anderem die farbenfrohe Laubholz-Säbelschrecke. Das an der Universität Trier angesiedelte Projekt „ELSA – Entwicklung naturnaher Eichenwälder für die Laubholz-Säbelschrecke und andere gefährdete Insektenarten“ soll den Lebensraum dieser Art und somit ihr Überleben in Deutschland sichern.
Über die Laubholz-Säbelschrecke ist bislang wenig bekannt. Um sie und ihren Lebensraum besser schützen und erhalten zu können, muss mehr über ihre Lebensweise geforscht werden. Das Projekt soll bestehende Wissenslücken schließen, um gezielt Schutzmaßnahmen entwickeln zu können. So ist ein zentrales Ziel, einen Leitfaden zum Schutz dieser Heuschreckenart zu erstellen.
In einem ersten Schritt wurden aus den letzten Jahrzehnten bekannte Vorkommen der Laubholz-Säbelschrecken in Wäldern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen überprüft. „Wir haben einen Rückgang dieser Art von etwa 20 Prozent festgestellt. Wenn dieser Trend weitergeht, hat diese Art ein Problem und da wollen wir intervenieren“, betont die Projektkoordinatorin Lisa Reiss die Relevanz der Forschung. „Da die Insektenart ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland hat, haben wir eine besondere Verantwortung für ihren Erhalt.“
Aber auch der generelle Schutz von Eichen-Hainbuchenwäldern ist den Projektbeteiligten ein Anliegen: „Wir versuchen, das Projekt so anzulegen, dass diese Art eine Umbrella-Species werden kann für andere Arten, die in diesen Wäldern vorkommen“, erklärt Reiss. Vom Schutz der Laubholz-Säbelschrecke könnten auch andere Tier- und Pflanzenarten desselben Lebensraums profitieren, wie beispielsweise der Mittelspecht, der Waldlaubsänger oder der Hirschkäfer.
Mittlerweile bauen die Projektbeteiligten der Universität Trier Kontakt zu Forstämtern, Naturschutzbehörden und Privatwald-Besitzern auf. Naturbegeisterte Entscheidungsträger können in den nächsten fünf Projektjahren dabei unterstützt werden, ihre Wälder naturnah zu gestalten. Ziel ist es, langfristig geeignete Habitate für die Art zu schaffen, aufzuwerten und besser miteinander zu vernetzen. Auf ausgewählten Flächen ist dazu ein sukzessiver Umbau von ehemaligen Fichtenforsten hin zu artenreichen Eichenwäldern geplant.
Am Schutz der Laubholz-Säbelschrecke und ihres Lebensraums können sich alle Naturfreunde beteiligen. „Im Natur- und Artenschutz gilt immer: Man kann nur schützen, was man auch kennt“, erklärt Lisa Reiss, die sich bereits in ihrer Diplomarbeit mit der Laubholz-Säbelschrecke beschäftigt hat. „Nur dort, wo wir ein Vorkommen der Art nachgewiesen wird, können wir sie auch schützen. In einem so großen Verbreitungsgebiet sind wir dabei auf Hilfe angewiesen.“ Daher ruft das Team dazu auf, sich an der Suche nach Tieren zu beteiligen.
Jungtiere könne man laut Reiss bei einem Waldspaziergang ab Anfang Mai auf Sträuchern und jungen Bäumen an Wald- und Wegrändern beobachten. Ab Juli sind die meisten Tiere erwachsen. Dann sehe man sie seltener in Bodennähe, da sie sich eher in der Kronenschicht von Bäumen aufhielten. „Die Laubholz-Säbelschrecke ist durchaus farbenfroh. Junge Tiere sind grün mit schwarzen Punkten am ganzen Körper“, beschreibt sie das Aussehen. Bei der Bestimmung und Erfassung der Tiere können die Apps ObsMapp und ObsIdentify, die mit einer automatischen Bilderkennung ausgestattet ist, zu Hilfe gezogen werden. Nach Reiss´ Erfahrung macht die Suche nach Heuschrecken sogar großen Spaß.