Handel sucht neue Balance zwischen Wettbewerb und Klimaschutz

(v. l. n. r.) Prof. Dr. Tobias Wollermann (OTTO Group), Philipp Anhalt (dpd) und Prof. Dr. Johannes Meuer (KLU) Jan Konitzki KLU

Der internationale Handel, ein stärkerer Fokus in der Management-Ausbildung auf das Thema Nachhaltigkeit und ein enger Schulterschluss von Wissenschaft und Praxis sind Schlüssel-Elemente, um den Klimawandel zu begrenzen. Das war das Fazit der Experten beim 18. Logistik-Tag der Kühne-Stiftung zu neuen Perspektiven wirtschaftlichen Handelns angesichts des fortschreitenden Klimawandels. Eingeladen hatte der Stifter Prof. Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne.

„Der internationale Handel ist Teil der Lösung, ihm kommt eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel zu“, sagte Prof. Dr. Ralph Ossa, Kühne Center for Sustainable Trade and Logistics, Universität Zürich und Gastprofessor an der KLU, anlässlich des Logistiktags. Je größer die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen, desto stärker werde der Handel seine Partner in Produktion und Transport nach ihrer Ökobilanz auswählen. Dies zeige sich schon jetzt im Trend des Nearshorings, also der Re-Regionalisierung von Lieferketten. Prof. Ossa: „Wir brauchen ökonomisch motivierte ‚grüne‘ Handelswege. Auch die chinesische Wirtschaft wird nur durch wirtschaftlichen Druck auf mehr Nachhaltigkeit setzen. Hierin liegt eine enorme Transformationskraft.“

Schlüsselkompetenzen in Führungsetagen: Nachhaltigkeit und Lieferketten

Ein vertieftes Wissen zu nachhaltigem Wirtschaften und zu nachhaltigen Lieferketten werde zur neuen Schlüsselqualifikation, sagte Prof. Dr. Johannes Meuer, Direktor am KLU-Forschungszentrum Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS). „Unternehmen müssen jetzt in die Aus- und Weiterbildung ihrer Führungskräfte investieren. In spätestens zehn Jahren muss jeder Vorstand auch Experte für Nachhaltigkeit sein.“ Das unterstreicht der aktuelle Bericht des Weltklimarates, der keinen Zweifel daran lässt, dass die 2020er Jahre die letzte und entscheidende Dekade für die Begrenzung des Klimawandels sind. Die KLU könne als wissenschaftliche Hochschule mit starkem Praxisbezug hier einen maßgeblichen Beitrag zur grünen Logistik leisten, so Prof. Meuer.

Klimaneutrale Wirtschaft: Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft

Der nötige schnelle Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft kann nur gemeinsam gelingen, waren sich die Referenten des Logistiktags einig. KLU-Präsident Prof. Dr. Thomas Strothotte forderte dafür einen noch stärkeren Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft: „Nur wenn wir Expertise, Ideen und Ressourcen in Wirtschaft und Wissenschaft bündeln, kann Deutschland die Emissionen bis 2030 um 65 Prozent reduzieren und bis 2045 klimaneutral werden.“ Beide Seiten müssten hierfür noch stärker aufeinander zugehen. Thinktanks und Forschungszentren wie das Center for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) an der Kühne Logistics University seien hierfür gute Beispiele.