Eine Studie am Institut für Makroökonomik der Leibniz Universität Hannover (LUH) hat untersucht, wie internationale Handelsbeziehungen auf gewalttätige Auseinandersetzungen reagieren. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass kriegerische Auseinandersetzungen die Struktur der internationalen Märkte durchaus langfristig verändern können.
Doktorand Tobias Korn vom Institut für Makroökonomik hat gemeinsam mit Henry Stemmler (ETH Zürich) den englischsprachigen Artikel „Your Pain, my Gain? Estimating the Trade Relocation Effects from Civil Conflicts“ in den Hannover Economic Papers (HEP), No. 698, veröffentlicht (PDF-Download: http://diskussionspapiere.wiwi.uni-hannover.de/index.php).
Die Ökonomen haben Handelsbeziehungen zwischen mehr als 150 Ländern über die Zeitspanne von mehr als 20 Jahren beobachtet und empirisch untersucht, wie Nationen fehlende Importe aus Konfliktländern durch andere Anbieter substituieren. Hierzu haben sie ein empirisches Modell entwickelt, das den Anstieg im Handelsvolumen zweier Länder in Reaktion auf einen Bürgerkrieg in einem anderen Land schätzt. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich industrielle und landwirtschaftliche Lieferketten schnell anpassen.
Besonders relevant ist die Erkenntnis, dass auch nach Ende des Bürgerkriegs keine Rückkehr zu den alten Lieferanten stattfindet. Ein Grund dafür ist, dass neue Handelsbeziehungen beispielsweise durch Freihandelsabkommen zementiert werden, was die bilateralen Handelskosten nachhaltig senkt. Ein weiteres interessantes Ergebnis ihrer Studie ist, dass Öl- und Gaslieferungen trotz gewalttätiger Kämpfe oft bestehen bleiben, dass also in diesem Sektor die in anderen Bereichen greifende Substitution durch Importe aus anderen Nationen nicht stattfindet.