Protestbewegungen der Einwohner Teneriffas haben dazu geführt, dass die Pläne für eine Hotelanlage auf der kanarischen Insel derzeit auf Eis liegen und die Anlage kleiner ausfallen soll als ursprünglich geplant. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Universidad de La Laguna und der Universität Leipzig in einem gemeinsamen Forschungsprojekt.
Der Bebauungsplan für diese Anlage auf der größten der Kanarischen Inseln stammt aus der Zeit des Franco-Regimes in den 1960er Jahren und einer Zeit, in der in Spanien der Tourismus im Einklang mit der Natur einen deutlich geringeren Stellenwert hatte als heute. Seit 2015 liegt die Baugenehmigung vor. „Der Bau des Hotels begann 2019. Die Anlage entsteht auf einem Küstenstreifen, das ein öffentliches Grundstück ist, also frei zugänglich sein sollte, und noch dazu in einem Naturschutzgebiet liegt. Bis dahin wurde nicht geklärt, wie groß der frei zugängliche Strandstreifen eigentlich sein soll“, sagt Dr. Alejandro Armas-Díaz vom Institut für Geografie der Universität Leipzig.
Seit Erteilung der Baugenehmigung protestieren Aktivist:innen und Einwohner:innen gegen den Bau dieser Anlage, und es wurden mehrere tausend Unterschriften gesammelt. „Daraufhin hat die spanische Zentralregierung den Bau zunächst gestoppt. Zudem laufen Klagen. Unsere wissenschaftlichen Untersuchungen zur Protestbewegung gegen den Hotelneubau haben ergeben, dass das Bewusstsein für einen ökologisch verträglicheren Tourismus, den Schutz von Natur und Ressourcen, bei den Einwohnern mittlerweile einen hohen Stellenwert hat und vielen wichtiger ist als das Problem der Arbeitslosigkeit“, erklärt Armas-Díaz.
Zu erkennen sei, dass der Einfluss von Protestbewegungen gegen den Bau überdimensionierter Hotelanlagen Erfolg habe. „Die spanische Zentralregierung achtet aufgrund zunehmender Proteste insgesamt auf mehr Nachhaltigkeit. Im konkreten Fall lässt sich wahrscheinlich der Bau des Hotels nicht verhindern. Allerdings wird die Anlage kleiner ausfallen, als ursprünglich geplant“, betont er.
Zu ihren Ergebnissen gelangten Dr. Ajeandro Armas-Díaz und Fernando Sabaté-Bel von der Universidad de La Laguna, Teneriffa, durch Interviews mit Aktivisten der Protestbewegung und Analysen der Medienberichterstattung. „Ähnliche Prozesse lassen sich auch in anderen europäischen Tourismusregionen beobachten, aktuell unter anderem auch auf den Balearen“, so Dr. Alejandro Armas-Díaz vom Institut für Geografie der Universität Leipzig.