Wie Städte im Umgang mit Regenwasser besser werden können

Ein Beispiel für Regenwassermanagement aus Kalifornien: Multifunktionale Park- und Retentionsfläche in Folsom. Foto: U. Dittmer

Wetterextreme und ihre Folgen für die Menschen und ihr Lebensumfeld sind insbesondere in Städten spürbar. Versiegelte und dicht bebaute Flächen lassen bei Starkregen die Wassermassen nicht versickern und heizen sich im Sommer überproportional auf. Zudem schädigen längere Dürreperioden die urbane Vegetation, die im gesunden Zustand ausgleichend auf das Stadtklima wirkt. Deswegen arbeitet das Verbundvorhaben AMAREX (Anpassung des Managements von Regenwasser an Extremereignisse) jetzt an wissenschaftlichen Beiträgen, um die Folgen solcher Wetterextreme abzumildern. Forschende der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) sind im Projektkonsortium federführend.

„Im Zuge des Klimawandels werden sowohl Häufigkeit als auch Intensität von Wetterextremen wie Starkregen und Dürreperioden zunehmen – davon geht die Wissenschaft aus“, verdeutlicht Prof. Dr.-Ing. Ulrich Dittmer, der an der TUK das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft leitet, die Relevanz des Verbundvorhabens.

„Im Rahmen von AMAREX widmen wir uns den Beiträgen, die das städtische Regenwassermanagement zur Starkregen- und Dürrevorsorge leisten kann. Mit unserer Forschung wollen wir insbesondere Antworten auf zwei zentrale Fragen liefern: Wie können Anlagen der Regenwasserbewirtschaftung (RWB) erweitert bzw. modifiziert werden, um Städte besser an Wetterextreme anzupassen? Wie lassen sich Umsetzungspotenziale und erreichbare Effekte im Bestand und bei Neuplanungen quantifizieren?“ Dabei hat das Projektkonsortium das gesamte blau-grüne System aus RWB-Anlagen, urbanen Grünflächen und städtischer Vegetation im Blick.

Das Projekt umfasst mehrere Teilaufgaben: Forschende der TUK untersuchen in Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) Lösungen für die Überflutungsvorsorge und deren Effekte in Berliner Pilotgebieten. Dabei geht es ebenso um dezentrale Maßnahmen des Regenwasserrückhalts (z.B. auf Gründächern oder in Mulden wie den vorübergehenden Einstau von öffentlichen Freiflächen zum Schutz vor Überflutungsschäden. In einem weiteren Arbeitspaket erforscht die Universität Stuttgart zusammen mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB Köln) und der HELIX Pflanzensysteme GmbH das Potenzial der Regenwasserspeicherung zur Trockenheits- und Hitzevorsorge am Beispiel der Stadt Köln.

Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin überprüft anhand eines detaillierten Wasserhaushaltsmodells von Berlin, inwiefern die lokale Wasserbilanz sich als Indikator für die erfolgreiche Adaption an Wasserextreme im urbanen Raum eignet. Das Ecologic Institute entwickelt Methoden zur Bewertung sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Wirkungen von blau-grünen Infrastrukturen.

Der kontinuierliche Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, koordiniert von den Projektpartnern BWB und StEB Köln, erfasst die Anforderungen und Bedarfe der unterschiedlichen Stakeholder und Akteure im Bereich der RWB, wie etwa Wasserbehörden, Verbänden, Kommunal- und Bezirksverwaltungen, NGOs und Eigentümern. „Ebenso werden regelmäßige Rückmeldungen der kommunalen Ebene die Entwicklung der Methoden begleiten. Diese sollen letztlich anwendbar und übertragbar sein.“

Alle erarbeiteten Methoden fließen abschließend in eine Web-Applikation zur Entscheidungsunterstützung. Dieses Tool, das von der Technologiestiftung Berlin entwickelt wird, soll bereits in einer frühen Planungsphase die ganzheitliche Bewertung von Szenarien der RWB und damit eine wassersensible Stadtentwicklung ermöglichen.