Wie können Mikroorganismen unsere Welt retten? Um nichts weniger als Varianten dieser existenziellen Frage geht es bei der Forschung des Zentrums für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO). Die Erforschung großer Fragen verlangt große Leistungen. Dass SYNMIKRO damit aufwarten kann, wurde beim Symposium zum zwölfjährigen Bestehen des Zentrums am 21. und 22. Juni 2022 deutlich. Rund 20 Kurzvorträge gaben einen Einblick in die Breite der Forschung.
Seit 2021 ist der Forschungsneubau von SYNMIKRO auf dem Campus Lahnberge in Betrieb. Unter einem Dach arbeiten dort etwa 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Philipps-Universität Marburg (UMR) und des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie (MPI) zusammen. Der Bau bietet moderne Infrastruktur für Forschung und Lehre und gleichzeitig eine gute Umgebung für das Arbeiten miteinander, von modernen Laboren bis zu gut ausgestatteten Seminarräumen und einem begrünten Innenhof als Begegnungsort. Die transdisziplinäre Zusammenarbeit ist auf allen Karriereebenen fruchtbar. So entstehen bei SYNMIKRO zahlreiche Spitzenpublikationen, aber auch erfolgreiche studentische Initiativen.
Das Marburger iGEM-Team gewann zum Beispiel schon zweimal die „International Genetically Engineered Machine (iGEM) competition“, einen bedeutenden Wettbewerb für Studierende im Bereich synthetischer Biologie.
In SYNMIKRO werden die vielfältigen Interaktionen von Mikroorganismen mit ihrer Umwelt im molekularen Detail erforscht und neue Möglichkeiten geschaffen, die Fähigkeiten von Mikroorganismen gezielt nutzbar zu machen. Denn Mikroorganismen produzieren und konsumieren klimarelevante Treibhausgase, beeinflussen die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität. Die Mechanismen, Konsequenzen und Lösungen mikrobieller Umwandlungen von Treibhausgasen stehen vor den aktuellen und künftigen Auswirkungen des Klimawandels besonders im Fokus der Forschung und der Lehre.
Dr. Jan Michael Schuller forscht seit Sommer 2020 bei SYNMIKRO an der Frage, wie Bakterien unter extremen Umweltbedingungen überleben können. Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist die Frage, wie Bakterien Wasserstoff oder Licht nutzen können, um das Treibhausgas CO2 zu binden. Wichtige Erkenntnisse im Interesse des Klimaschutzes und für die Entwicklung potenziell wichtiger Zukunftstechnologien. Der Leiter einer Emmy Noether-Arbeitsgruppe und Träger des Heinz Maier-Leibnitz-Preises, sagt: „Ich fühle mich hier zu Hause, weil das Gesamtpaket stimmt. Von den technischen Voraussetzungen für die Forschung bis zu den Kolleginnen und Kollegen. Unter diesen Bedingungen kann man optimale Ergebnisse erzielen – und die Arbeit macht sehr viel Spaß.“
Den Erfolgsfaktor interdisziplinärer Zusammenarbeit und exzellenter technischer Ausstattung betont auch die geschäftsführende Direktorin von SYNMIKRO, Prof. Dr. Anke Becker. „In SYNMIKRO kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unterschiedlichen Erfahrungen und Expertenwissen zusammen. Neben dem geplanten Austausch bei wissenschaftlichen Veranstaltungen sind es gerade die zufälligen Begegnungen auf dem Weg oder in Pausen auf dem Campus und jetzt im neuen SYNMIKRO-Gebäude, die zu spannenden Diskussionen, neuen Ansätzen zur Problemlösung und neuen kreativen Ideen führen.“
„Zwölf Jahre SYNMIKRO haben in Wissenschaft und Lehre, in den Strukturen und in der Zusammenarbeit viel vorangebracht“, so die Hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Hier wird unter einem Dach geforscht, in einem gelebten Geist der Gemeinsamkeit zwischen dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie und der Philipps-Universität Marburg. Ermöglicht wurde diese intensive Kooperation durch die Förderung als LOEWE-Zentrum. Die Entwicklung von SYNMIKRO zeigt einmal mehr, dass wir mit Wissenschaft und Forschung den großen Herausforderungen unserer Zeit begegnen. Zum zwölfjährigen Bestehen gratuliere ich herzlich und wünsche weiterhin viel Erfolg und Elan bei der Entwicklung und Umsetzung der innovativen Ideen und bei der bedeutsamen Arbeit.“