Derzeit dominieren Krisen das Weltgeschehen: Corona, Ukraine-Krieg und die über allem schwebende Mega-Krise Klimawandel. Junge Menschen fühlen sich im öffentlichen Diskurs darüber oft nicht genug berücksichtigt. Eine groß angelegte Studie von Psychologinnen der Universität des Saarlandes möchte dies ändern: Für ihre „GUCK hin“ getaufte Studie (Generation Ukrainekrieg, COVID-19, Klimawandel) suchen sie Freiwillige der Klassenstufen 7 bis 9, um ein umfassendes Bild dieser Generation zu zeichnen.
„Ausbügeln werden das alles unsere Kinder!“ So und so ähnlich kann man es beinahe täglich lesen und hören, wenn es um die zahlreichen Krisen geht, die derzeit das Weltgeschehen dominieren. Die Folgen der Klimakrise wird die jüngeren Generationen härter treffen als die älteren, da sie schlicht noch länger damit leben müssen. Der Ukraine-Krieg bringt das Schreckgespenst eines Krieges zurück nach Europa, das jüngere Menschen nach dem Ende des Kalten Krieges gar nicht mehr kennengelernt haben.
Nicht zuletzt sorgt die Corona-Pandemie seit nunmehr über zwei Jahren für eine akute Belastung der jungen Menschen. Schule, Freizeit, Familie: Alle relevanten Lebensbereiche sind stark betroffen, sei es durch komplette Schulschließungen, Homeschooling-Angebote, Schließung von Sportvereinen und Diskotheken oder die Homeoffice-Belastung der Eltern. All dies betrifft die heutige junge Generation viel stärker als Erwachsene, da diese im Laufe ihres längeren Lebens schon viele Krisen erlebt haben, die darüber hinaus auch nicht in solcher Massivität und Gleichzeitigkeit aufgetreten sind wie heute. Gleichzeitig sind junge Menschen aber viel seltener an den Lösungen dieser Krisen, die sie betreffen, beteiligt.
An der Universität des Saarlandes befassen sich nun Psychologinnen um die Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Tanja Michael, mit den Folgen dieser Krisen auf Kinder und Jugendliche der Klassenstufen 7 bis 9. In einer groß angelegten so genannten Längsschnitt-Studie möchten sie mittels drei Befragungen, je eine in den Jahren 2022, 2023 und 2024, herausfinden, wie diese Krisen junge Menschen über einen längeren Zeitraum beeinflussen. Dafür suchen sie nun nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern an saarländischen Schulen. „Jugendliche fühlen sich bei der Erarbeitung von Lösungsstrategien zur Bewältigung des Klimawandels oder – ganz aktuell – in Diskussionen über die Wiedereinführung der Wehrpflicht, nicht ausreichend vertreten“, sagt Tanja Michael dazu. „Mit dieser Studie möchten wir jungen Menschen eine Stimme geben.“
In drei Fragebögen, die zusammen knapp 45 Minuten Zeit in Anspruch nehmen, werden die Schülerinnen und Schüler in einer Schulstunde über ihre Empfindungen und Lebensumstände im Laufe der Zeit befragt. Der Fragebogen beinhaltet unter anderem Fragen zur Belastung durch den Klimawandel, die Covid-19-Pandemie und den Ukrainekrieg. Außerdem werden mögliche Schutzfaktoren erfasst. „Zudem erfassen wir, wie die Schülerinnen und Schüler wahrnehmen, wie ihre Positionen berücksichtig werden, sowie ihre Bereitschaft zur gesellschaftlich-politischen Teilhabe“, erläutert Tanja Michael weiter.
Die in der Studie erhobenen Daten sollen zum einen (in anonymisierter und aggregierter Form) in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht werden und auf Kongressen vorgestellt werden. Zum anderen sollen die erhobenen Daten (ebenfalls anonym und aggregiert) an die einzelnen Schulen sowie die Landesschülervertretung zurückgemeldet werden. Falls Interesse an einer schulinternen Auswertung besteht, werden die Wissenschaftlerinnen diese ebenfalls zur Verfügung stellen. Um die Anonymität zu gewährleisten, ist dies jedoch erst ab einer Teilnehmerzahl von 100 oder mehr an einer Schule möglich.