Forschungsverbund erarbeitet Empfehlungen zur Moorbewirtschaftung

Torfmoose. Paludikulturen mit Torfmoosen erzielen bereits in den ersten Jahren nach der Wiedervernässung positive THG-Minderungseffekte. Foto: Greta Gaudig/Universität Greifswald

In PEATWISE haben Forschende aus sechs europäischen Ländern und Neuseeland Handlungs- und Politikempfehlungen für eine Bewirtschaftung von Mooren erarbeitet, bei der die Treibhausgasminderung im Fokus steht. Zu den untersuchten Optionen gehörten Paludikulturen mit Torfmoosen, Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras. Aus Deutschland beteiligte sich das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.

Die Forschenden aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden erprobten in Länder-Fallstudien etablierte und neue Methoden zur Treibhausgas(THG)-Senkung auf Moorböden und führten dort THG-Messungen durch. Zudem interviewten sie Experten und Expertinnen zu den Aussichten für die Moorbewirtschaftung bis 2050.

Im Bereich Paludikultur zeigte sich, dass der richtige Wasserstand in Kombination mit der passenden Pflanzenart entscheidend ist, um sehr große THG-Senkungen zu erzielen. Der Anbau von Torfmoosen und Schilf führte zu substantiellen THG-Senken. Insbesondere Torfmooskulturen erzielten positive THG-Minderungseffekte bereits in den ersten Jahren nach der Wiedervernässung. Bei anderen Paludikulturen ist der Zeitpunkt, ab dem Einspareffekte realisiert werden, noch nicht abschließend geklärt.

Ideal ist ein Wasserstand von 10 cm unter der Geländeoberfläche in den Sommermonaten, der in der Praxis allerdings meistens nicht den ganzen Sommer über zu halten ist. Permanenter Überstau im Sommer führt in den Anfangsjahren zu einem deutlichen Anstieg der Methan-Emissionen, die aufgrund ihrer starken Klimawirkung die CO2-Einsparung in Ausnahmefällen sogar überkompensieren können. Dies gilt insbesondere, wenn das Pumpwasser kohlen- bzw. nährstoffreich ist und Extensiv-Grünland wiedervernässt wird, das selbst schon einen relativ hohen Wasserstand und entsprechend geringe THG-Emissionen aufwies.

Ursächlich für die Methan-Emissionen ist vorhandene Biomasse aus der vorherigen Flächennutzung, die abstirbt und anaerob umgesetzt wird. Langfristig gesehen liegen die THG-Emissionen bei natürlichen Rohrkolbenbeständen auch mit Überstau meistens niedriger und nie höher als im entwässerten Moor. Für Rohrkolben in Paludikulturen besteht hier noch weiterer Bedarf an Emissionsmessungen. Versuche in PEATWISE zeigten aber bereits, dass die potenziellen Methanemissionen auch in nährstoffreichen Paludikulturen mit hohen Wasserständen nach 2 Jahren deutlich abnahmen.

Torfmoose (Sphagnum) und Schilf (Phragmites) eignen sich gut für einen Anbau bei einem Wasserstand um -10 cm. Rohrkolben (Typha) erfordert hingegen eine Überflutung. Um die ebenfalls stark klimawirksamen Lachgas-Emissionen zu vermeiden, sollten Paludikulturflächen nicht gedüngt werden. Hier reichen die Nährstoff- und Kohlenstoffeinträge z. B. über die Bewässerung aus Vorflutern aus.

Die PEATWISE-Partner wurden durch Organisationen aus ihrem jeweiligen Land gefördert und als Verbund über das europäische Programm FACCE-ERA-GAS koordiniert. Das ZALF erhielt Fördermittel vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR).

Der Abschlussbericht des Vorhabens „Nachhaltige Nutzung entwässerter Moore in der Bioökonomie: Entwicklung von optimierten Bewertungsansätzen und nachhaltigen Techniken für die Vermeidung von Treibhausgasen (PEATWISE)“ steht auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22408917 (https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22408917) zur Verfügung.

Anhang Politikempfehlung:
https://www.fnr.de/fileadmin/allgemein/pdf/Pressemitteilungen/Anhang_Politikempf…