Immer mehr Menschen in Europa teilen sich ihren Lebensraum mit großen Wildtieren wie Wölfen, Bären oder Luchsen. Die Rückkehr der Jäger polarisiert: Einige Menschen sind fasziniert, andere verunsichert oder in Sorge um ihre Nutz- und Haustiere.
Wie sich potenzielle Konflikte lösen und verhindern lassen, vermitteln internationale Experten auf der Konferenz „Pathways Europe“, die vom 16. bis zum 19. September in Goslar stattfindet. Zur Eröffnung betont Moritz Klose vom WWF Deutschland: „Überall auf der Welt kommt es zu Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren. Der Blick über nationale Grenzen zeigt, dass das Zusammenleben möglich ist. Als WWF setzen wir uns mit zahlreichen Partnern europaweit dafür ein, Lösungsansätze bekannt zu machen.“
Der Wolf besitzt leistungsstarke Sinnesorgane, die denen des Menschen weit überlegen sind. Seine Augen sehen sehr scharf – auch bei Dunkelheit. Das wichtigste Sinnesorgan des Wolfes ist seine Nase. Geruchs- und Gehörsinn sind hoch entwickelt, Wölfe können kilometerweit hören und riechen. Text/Foto: WWF
Die Konferenz wurde von der Colorado State University ins Leben gerufen: Auf Einladung der Alfred Toepfer Akademie Niedersachsen, dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, dem WWF und dem EU-geförderten Projekt LIFE EuroLargeCarnivores treffen sich die Teilnehmer nun erstmalig in Europa. In den kommenden Tagen tauschen sich Forscher, Förster, Jäger, Naturschützer, Behördenvertreter, Politiker und Interessierte aus der ganzen Welt über soziale, politische und wirtschaftliche Herausforderungen im Zusammenleben mit Wildtieren und im Umgang mit Natur aus. Der Mittwoch richtet sich dabei insbesondere an Praktiker, wie beispielsweise Tierhalter, die Maßnahmen zum Schutz ihrer Schafe, Ziegen und Kühe ergreifen müssen.
Zwei Jungtiere eines Eurasischen Braunbärs (Ursus arctos) beim Spielen, Suomussalmi, Finland Foto: WWF
Nach offiziellen Schätzungen leben in Europa derzeit rund 17.000 Wölfe, 16.000 Bären, 9.000 Luchse und 1.250 Vielfraße, Tendenz steigend. Dort wo sie sich neue Lebensräume suchen, kommt es derzeit oftmals zu hitzigen Diskussionen um Obergrenzen, Schutzzonen und Abschüsse. Moritz Klose macht deutlich, warum diese Forderungen in eine Sackgasse führen: „Der Wolf und viele andere Wildtiere sind in Europa zuhause und somit Teil der europäischen Identität. In ihrer Heimat verdienen und brauchen sie unseren Schutz. Das setzt auch bei uns Menschen voraus, dass wir unser Wirtschaften verändern. Dabei können wir auch von Ländern in Asien, Amerika und Afrika lernen.“
Informationen zum Projekt LIFE EuroLargeCarnivores
In einigen europäischen Gegenden leben sie seit Jahrhunderten, in andere Länder kehren sie derzeit zurück: geschützte Beutegreifer wie Braunbär, Wolf, Luchs und Vielfraß. Das von der EU geförderte Projekt LIFE EuroLargeCarnivores setzt sich dafür ein, die gemeinsamen Lebensräume von Menschen und Wildtieren unter Berücksichtigung aller Interessen zu gestalten. Dafür vernetzen sich mehr als 16 Länder, bündeln das vorhandene Wissen und tauschen sich grenzübergreifend aus. Die Projektpartner Associação Natureza Portugal, Eliante, das Elmauer Institut, die FVA Baden- Württemberg und der WWF kooperieren mit zahlreichen Verbänden, Organisationen und Institutionen, um bestehende Ansätze und Lösungen aus verschiedenen Regionen europaweit bekannt zu machen.
Um den Austausch in Europa zu ermöglichen, bringt LIFE EuroLargeCarnivores in den kommenden Jahren verschiedene Interessengruppen zusammen. Die Konferenz bildet den Auftakt für eine Reihe an Schulungen und Treffen, auf denen Nutztierhalter und andere Akteure ihre Erfahrungen und ihr Wissen teilen können. Zeitgleich geht unter www.eurolargecarnivores.eu ein digitales Portal in 26 Sprachen online, auf dem die Webseitennutzer sich einbringen und bestehende Lösungen diskutieren können. Dort finden sich zahlreiche Beispiele, wie das Zusammenleben von Menschen und Wildtieren in dicht besiedelten Kulturlandschaften gelingen kann. Am Mittwoch steht auf der Website auch ein Livestream der Konferenz bereit.