Nicht nur im Meer, sondern auch in unseren Böden befindet sich „unsichtbares“ Plastik – Nanoplastik. Das ist ein Problem, da es von Pflanzen aufgenommen und so in die Nahrungskette gelangen kann. Aber wie viel davon verbirgt sich überhaupt im Boden? Um das herauszufinden, möchte Dr. Melanie Braun von der Universität Bonn eine neue Methode entwickeln. Für ihr innovatives Vorhaben hat die Nachwuchswissenschaftlerin jetzt den mit 50.000 Euro dotierten Klaus-Töpfer-Forschungspreis erhalten – intern vergeben durch den Transdisziplinären Forschungsbereich „Innovation und Technologie für eine nachhaltige Zukunft“ (TRA Sustainable Futures) der Universität Bonn. Der Namensgeber Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und Vorreiter der Klimapolitik, war bei der Preisverleihung zu Gast.
Exzellente Ideen aus der Nachhaltigkeitsforschung auszuzeichnen – das ist das Ziel des neuen Klaus-Töpfer-Forschungspreises, initiiert und vergeben durch die TRA Sustainable Futures der Universität Bonn. „Der innovative und disziplinübergreifende Charakter eines Projekts ist die wichtigste Voraussetzung, um für die Förderung ausgewählt zu werden“, sagt TRA-Sprecher Prof. Dr. Joachim von Braun. „Melanie Brauns Vorhaben passt perfekt zu unseren Schwerpunkten Modellierung, Vorausschau und Risikobewertung, da es zum ersten Mal Daten über die Verschmutzung des Bodens durch Nanokunststoffe liefert, die später unter anderem für Prognosen verwendet werden können.“
Unterstützung erhält der Transdisziplinäre Forschungsbereich von Klaus Töpfer, der dem Preis seinen Namen stiftet. Als ehemaliger Bundesumweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, hält er eine langjährige freundschaftliche Beziehung zur Universität Bonn, war dort unter anderem der erste Vorsitzende des Internationalen Beirats des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF).
Bei der Preisverleihung betonte er jetzt: „Wir erleben derzeit eine Zeitenwende mit vielen parallel stattfindenden Krisen. Der Wissenschaft kommt dabei eine enorme Bedeutung zu, um Lösungen für die Bewältigung dieser Krisen zu finden.“ Innovative Wissenschaft mache aus, offen für Veränderungen zu sein und nicht bis zum Letzten die Ergebnisse von gestern zu verteidigen. „In der Frage, wie wir die wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft noch ernähren können, ist die Erforschung des Bodens immens wichtig“, sagt er.
Bestimmung von sehr kleinem Plastik im Boden
Bereits seit ihrer Promotion am Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn beschäftigt sich Melanie Braun mit der Analyse von Plastik im Boden. „Es gibt Hinweise darauf, dass Kunststoffe in Böden gelangen, vor allem durch landwirtschaftliche Praktiken wie die Ausbringung von Klärschlamm und Kompost sowie die Bewässerung mit Abwasser“, erklärt sie. „Da die Böden eine der wichtigsten Grundlagen unserer Lebensmittelproduktion sind, ist es dringend erforderlich, das Vorkommen von kolloidalem und Nanoplastik im Boden zu untersuchen, um die weltweite Lebensmittelproduktion angemessen zu sichern.“
Bisher war es jedoch nicht möglich, derart kleine Kunststoffteile im Boden zu quantifizieren. Mithilfe des Klaus-Töpfer-Forschungspreises möchte Melanie Braun jetzt hierfür eine analytische Methode entwickeln. Fluoreszenzfarbstoffe sollen es in den kommenden Jahren möglich machen, zunächst verschiedene Kunststoffarten zu identifizieren und dann ihre Menge zu bestimmen.
Transdisziplinäre Forschungsbereiche an der Universität Bonn
Große gesellschaftliche Herausforderungen und die damit zusammenhängenden komplexen Fragen kann keine wissenschaftliche Disziplin allein beantworten. Ein Gedanke, den die Universität Bonn im Zuge der Exzellenzstrategie zum Anlass nahm, sechs uniweite sogenannte Transdisziplinäre Forschungsbereiche (Transdisciplinary Research Areas, TRA) mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten einzurichten. Einer davon ist der Transdisziplinäre Forschungsbereich „Sustainable Futures“. Der Verbund vernetzt und fördert Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen und Fakultäten, um gemeinsam institutionelle, wissenschafts- und technologiebasierte Innovationen zur Nachhaltigkeit zu erforschen.