Reisen beginnen und enden nicht an Bahnhöfen. Wie können diese daher so gestaltet werden, dass Reisende zum Beispiel noch einfacher die „erste“ und „letzte“ Meile bewältigen können? Die intelligente Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln, aber auch die Steigerung der Attraktivität von Bahnhöfen als Aufenthaltsorte, sind wichtige Bausteine der Verkehrswende. Mit dem Projekt „Bahnhof der Zukunft“ hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) über das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) beim Eisenbahn-Bundesamt ein Konsortium unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung beauftragt, einen modularen Maßnahmenkatalog dafür zu entwickeln.
Dem Verkehrsmittel Bahn kommt bei der Verkehrswende eine Schlüsselrolle zu. Im Fokus steht insbesondere die Verknüpfung des Schienenverkehrs mit anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, wie Straßenbahn, Bus, Rad oder Sharing-Angeboten. „Anschlussmobilität ist ein entscheidendes Kriterium für die Attraktivität der Bahnmobilität, die sogenannte „erste“ und „letzte“ Meile bilden das Nadelöhr zum Ziel- und Ankunftsort“, sagt Jutta Deffner, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Mobilität und Urbane Räume am ISOE. Für Akteure wie die Deutsche Bahn, Verkehrsunternehmen, Mobilitätsanbieter und Kommunen sei die komfortable, einfache und verlässliche Verknüpfung mit dem Verkehrsmittel der Wahl zum Bahnhof und zum Ziel eine echte Herausforderung.
„Mit Blick auf den Erhalt von Bahnhöfen und ihre Modernisierungen sollten unterschiedliche Reiseansprüche berücksichtigt und Mobilitätsmöglichkeiten mit bedacht und für eine nachhaltige Mobilität umgesetzt werden.“
Nachhaltige Mobilitätsplattform und Ort mit mehr Aufenthaltsqualität
Im Projekt „Bahnhof der Zukunft“ untersucht ein Forschungs- und Praxisteam unter der Leitung des ISOE im Auftrag des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung (DZSF), wie Bahnhöfe so gestaltet werden können, dass sie zu Knotenpunkten für eine nachhaltige Mobilität werden. „Wir forschen für einen konsequenten Wandel vom Bahnhof als Station des Schienenverkehrs hin zu einer Mobilitätsplattform, die einen Gewinn für Reisende und Gäste darstellt,“ sagt Mobilitätsexpertin Deffner. Ein Ziel im Projekt sei es deshalb auch, Maßnahmen zu identifizieren, wie die Attraktivität von Bahnhöfen und ihrem Umfeld erhöht werden können – indem sie zugleich Treffpunkte und Orte für Kultur, Gastronomie und Freizeit werden.
Studie ermittelt Nutzerfreundlichkeit von Bahnhöfen
Für die Studie werden sozial-empirische Erhebungen durchgeführt, um die Bedürfnisse von Reisenden an Bahnhöfen als multimodale Schnittstellen zu erheben. Darauf aufbauend werden Maßnahmen entwickelt, die nicht nur die technische Seite der Mobilitätsfunktion von Bahnhöfen in den Blick nehmen, wie zum Beispiel Wegweisung, Sicherheit oder Barrierefreiheit. „Es geht uns auch darum, symbolisch-emotionale Aspekte der Mobilität zu berücksichtigen,“ sagt Deffner. „Wir wollen auch die Bedeutung von Design und Anmutung, Sicherheit und Sauberkeit systematisch in die Maßnahmen aufnehmen“.
Machbarkeit durch Virtual-Reality-Simulationen
In einer Machbarkeitsanalyse wird die Umsetzbarkeit der möglichen Maßnahmen abgeschätzt und durch Befragungen potenzieller Nutzern in Virtual-Reality-Simulationen sowie anhand von 2D-Visualisierungen von Bahnhofsbereichen geprüft. So soll ein modularer Maßnahmenkatalog entstehen, eine Art Werkzeugkasten aus unterschiedlichen Möglichkeiten, der es den beteiligten Akteuren – Bahnhofsbetreibern und Kommunen – ermöglicht, flexibel die für ihre Situation geeigneten Lösungen zu wählen. „Je nach Art, Ausstattung und Lage des Bahnhofs können spezifische Maßnahmen dann auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzer*innen zugeschnitten werden, um die Bahnhöfe im Sinne einer Mobilitätsplattform zukunftssicher machen zu können,“ so Jutta Deffner.