Ein Anreizsystem, das Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen des Waldes finanziell honoriert, kann auf zwei Säulen ruhen: Es sollte einerseits die ökologische Waldwirtschaft direkt fördern und andererseits über ein marktwirtschaftliches Zertifikatssystem zusätzliche Finanzierung für den Klimaschutz im Wald bereitstellen. Wie ein solches modulares Anreizsystem aussehen kann, beschreibt das Öko-Institut im Team mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Forst- und Naturwissenschaft sowie Juristen in einer aktuellen Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.
Erste Säule: Förderung für den Waldschutz
Im Rahmen der ersten Säule müssen Waldbesitzende in der Bewirtschaftung ihrer Waldfläche Grundanforderungen erfüllen, um eine Basisförderung zu erhalten. Dazu gehören eine naturnahe Entwicklung auf mindestens zehn Prozent der Waldfläche, der Erhalt einer gesunden Bodenstruktur, eine natürliche Verjüngung der Bäume ohne Aussaat und Pflanzungen sowie der Verbleib von mehr Totholz bei der Ernte im Wald. Stellen sie zusätzliche Anforderungen sicher, wie den Erhalt besonders alter Bäume zugunsten der Artenvielfalt, das Verbleiben von zusätzlichem Totholz von auf natürliche Weise abgestorbenen Bäumen im Wald oder den aktiven Rückbau von Entwässerungssystemen, können sie eine Zusatzförderung erhalten.
Zweite Säule: Wald-Zertifikate für mehr Klimaschutz
Über die Aktivitäten der Basisförderung qualifizieren Forstbetriebe sich gleichzeitig für die zweite Säule des Anreizsystems – den privatwirtschaftlichen Zertifikatehandel. Dabei erhalten Waldbesitzende Zertifikate entsprechend der Menge an Kohlenstoff, die im Wald aufgebaut wird, da mehr Holz im Wald bleibt. Diese können sie an interessierte Käuferinnen und Käufer veräußern, die eine nachhaltige Waldwirtschaft unterstützen wollen. Verkaufen sie ihre Zertifikate zu 30 Prozent an Marktakteure, kann der Staat die Finanzierung für die restlichen 70 Prozent der Zertifikate übernehmen. So werden zusätzliche Mittel frei, mit denen die Klimaschutzleistungen der Forstbetriebe entlohnt werden und es attraktiv wird, auf einen Teil der Holzernte zu verzichten. Als wichtige Voraussetzung sollte sichergestellt werden, dass Treibhausgasemissionen in anderen Bereichen nicht durch Wald-Zertifikate kompensiert werden können.
Anreize schaffen für Klimaschutz und Biodiversität
Wälder erbringen Leistungen fürs Klima und die Artenvielfalt: So speichern sie unter anderem klimaschädliches CO2 und produzieren Sauerstoff, sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, filtern Wasser und verhindern das Erodieren von Böden. Wälder besonders zu schützen und langfristig ökologisch zu nutzen, trägt deshalb direkt zum Klimaschutz und zum Erhalt von Biodiversität bei. Waldbesitzende, die ihren Wald ökologischer bewirtschaften, als die gesetzlichen Vorgaben es verlangen, haben finanzielle Einschränkungen, etwa weil sie weniger Holz ernten und verkaufen können. Aus diesem Grund werden aktuell verschiedene Ansätze diskutiert, die solche Mindererlöse ausgleichen und damit den Waldschutz finanziell honorieren. Die Studie des Teams rund um das Öko-Institut hat bestehende Ansätze ausgewertet und einer Machbarkeitsanalyse unterzogen.
„Waldbesitzerinnen und -besitzer brauchen Planungssicherheit bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen“, fasst Dr. Hannes Böttcher, Experte für Wald und Klimaschutz am Öko-Institut und Projektleiter der Studie, zusammen. „Ein Anreizsystem muss sicherstellen, dass Betriebe für ihre Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen im Wald finanziell honoriert werden. Gleichzeitig muss es einfach und nachvollziehbar strukturiert sowie mit attraktiven Erlösen ausgestattet sein. Unser Vorschlag für ein Anreizsystem baut auf dem bestehenden Fördersystem auf und integriert Marktmechanismen, die wissenschaftlich basiert und juristisch valide zeitnah umgesetzt werden können.“