Kooperation schafft innovative Antworten

Persönlicher Austausch zwischen Erzeuger und Konsument, ermöglicht durch die Kooperation mit das Vermarktungsunternehmen HNEE/LIAISON2020, Kösling, 2021

Wenn sich Landwirte mit Wissenschaftler und Menschen anderer Berufe zusammentun, entfaltet sich oft ein großes Potenzial: Gemischte Projektgruppen können schnell umsetzbare innovative Lösungen für drängende Probleme erarbeiten, fand der Forschungsverbund LIAISON heraus. Ziel des EU-geförderten LIAISON-Projektes war es, „Multi-Akteurs-Projekte“ zu untersuchen, bei denen die Beteiligten gemeinschaftlich Antworten auf ökologische, technische, organisatorische und soziale Herausforderungen finden – in der Praxis für die Praxis. Bei LIAISON wirkten Organisationen und Institute aus 15 europäischen Ländern mit, koordiniert von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) im Land Brandenburg.

Die Teams analysierten zwischen Mai 2018 und April 2022 die Zusammenarbeit von Projektgruppen von Norwegen bis Portugal und von Irland bis Rumänien. Sechs Leitfäden zu erfolgreicher „Kooperation zur Innovation“ (Ko-Innovation) wurden nun auf Deutsch veröffentlicht:

  • Wie zusammenfinden?
  • Gute Planung
  • Gesunde Partnerschaften
  • Vernetzte Partnerschaften
  • Wirkung erzielen
  • Tools für die Evaluation und Wirkungsanalyse von Ko-Innovationsprojekten

Der Veränderungsbedarf in der Landwirtschaft ist enorm. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, sagt die Agrarwissenschaftlerin und LIAISON-Koordinatorin Dr. Susanne von Münchhausen (HNEE). Sie unterstreicht die Dringlichkeit, neue Wege zu gehen. Viele bäuerliche Betriebe stünden massiv unter Druck. „Die Klimakrise, die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg jagen Schockwellen durch die Landwirtschaft. Da brauchen wir schnelle, praktikable Lösungen, um die Anpassung zu schaffen. Das gelingt nur, wenn wir das gesamte Potenzial für Innovation ausschöpfen.“

Eine der untersuchten Projektgruppen verminderte den CO2-Austoß ihrer landwirtschaftlichen Erzeugung. In Bulgarien fanden Bäuerinnen neue Wege, ihre selbst verarbeiteten Tomaten zu vermarkten. In Niedersachsen entwarfen Studierende zusammen mit einer Firma trendige Saft- und Smoothie-Kreationen. In Polen wagten es zwei engagierte Frauen – Mutter und Tochter – eine Fischzucht im Naturschutzgebiet aufzuziehen, und in Italien bauten Erzeuger*innen zusammen mit Konsument*innen Gemüse-Kooperativen auf. Diese Beispiele sind nur einige von LIAISONs 15 Ko-Innovations-Botschafter*innen, deren Geschichte jeweils ein kurzes Video mit deutschen Untertiteln erzählt. Ein weiteres Video zeigt die „LIAISON-Reise“.

„Um erfolgreich zu sein, brauchen die gemischten Gruppen das richtige Handwerkszeug, Zugang zu Expertenwissen und Geldgebern und die Bereitschaft, ihre Arbeit immer wieder kritisch zu prüfen,“ erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Anna-Maria Häring (HNEE). „Notwendig sind Offenheit, Lernfähigkeit, gegenseitiges Verständnis, Wertschätzung sowie transparente und belastbare Arbeitsstrukturen.“

Die Gruppen müssen ihre Mittel, Möglichkeiten und Grenzen realistisch einschätzen, auf Konflikte gefasst sein, unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse berücksichtigen. So müssen Landwirt*innen häufig auf Unvorhergesehenes in ihren Betrieben reagieren, während Forscher*innen vielleicht planvoll im Labor vorgehen können. Wenn Menschen aus unterschiedlichen Berufen zusammen lernen, entsteht neues Wissen. „Es ist wirklich erstaunlich, was in den Projekten für geniale Lösungen gefunden wurden, um nachhaltiger zu wirtschaften. Ein Beispiel ist ein Mäher mit großer Arbeitsbreite, der die Insekten am Boden schützt“, sagt Dr. Susanne von Münchhausen.