14 wissenschaftliche Nachwuchskräfte aus aller Welt brechen am heutigen 30. August von Bremerhaven nach Kapstadt auf. Auf dem sogenannten Nord-Süd-Atlantik-Training-Transekt erhalten sie Einblicke in die Meereswissenschaften und führen Kurzprojekte zu den Wechselwirkungen zwischen Ozean, Atmosphäre und Klima durch. Im Gepäck haben sie drei kleine Miniboote, die von Schulkindern aus Deutschland, Irland und Spanien zusammengebaut wurden und die Messgeräte enthalten, die die Luft- und Wassertemperatur messen.
Die Ozeandekade hat die Vision, die Wissenschaft zu nutzen, um den nachhaltigen Umgang mit dem Ozean zu gestalten, den wir für unsere Zukunft brauchen. Das kann allein durch Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung geschehen, die Menschen und Ozeane miteinander verbindet. Vor diesem Hintergrund widmet sich die aktuelle Polarstern-Expedition mit der Datenerhebung, der Ausbildung junger Menschen und der Kommunikation ganz den folgenden Zielen der UN-Ozeandekade: Gesunder und Widerstandsfähiger Ozean, Vorhersehbarer Ozean, Zugänglicher Ozean und Inspirierender Ozean.
„Wir bilden auf unserer Expedition wissenschaftliche Nachwuchskräfte aus 14 verschiedenen Ländern zu Expertinnen und Experten der Meeresforschung für Nachhaltigkeit aus“, sagt Expeditionsleiterin Prof. Dr. Karen Wiltshire, Biologin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf Sylt. Menschliches Wohlbefinden, nachhaltige Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum hängen von einem gesunden Ozean ab. „Je mehr wissenschaftliche Fachleute es weltweit gibt, desto besser verstehen wir unsere Ozeane und können sie letztlich auch nachhaltiger nutzen und schützen“, erläutert Karen Wiltshire.
Sie leitet bereits die vierte sogenannte Floating Summer School: In den Jahren 2015 und 2016 fand das Training ebenfalls während des Transits der Polarstern in Richtung Süden statt (NoSoAT), 2019 von Port Stanley (Falklandinseln) nach Bremerhaven in Süd-Nord-Richtung (SoNoAT).
Die vorherigen erfolgreichen Trainingsprogramme haben gezeigt, dass Datenerhebung und Ausbildung gut zusammenpassen. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen die Messungen der Wasserkörper im Atlantik entlang eines Nord-Süd-Transekts während ihrer Ausbildung. Angeleitet werden sie von einem internationalen Team unter anderem vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, der Nationalen Universität Irland in Galway und der Universität von East Anglia (UK) – ebenfalls ein Zeichen dafür, dass die globalen Probleme nur zusammen gelöst werden können. An Bord der Polarstern werden die Nachwuchskräfte in Fünfergruppen jeweils mehrere Tage an verschiedenen Themen arbeiten. Sie befassen sich mit den Themen: Klimasystem, Ozeanographie, Atmosphäre, Mikroorganismen und Bathymetrie sowie Datenverarbeitung. Kombiniert mit Satellitenbeobachtungen erlauben die an Bord gewonnenen Daten, die Erkenntnisse im globalen Zusammenhang zu betrachten.
Ein weiteres Ausbildungsthema wird die Wissenschaftskommunikation sein
So werden die Teilnehmenden in sozialen Medien über die Expedition berichten. In Spanien, Irland und in Deutschland auf Helgoland haben Schulkinder Messboote gebaut, die von Bord der Polarstern in den Atlantik ausgesetzt werden. Diese sogenannten Miniboote übermitteln anschließend Temperaturdaten per Satellit direkt an die Meeresforschungsorganisation POGO – „Partnerschaft zur Untersuchung der weltweiten Ozeane“ (Partnership for Observation of the Global Oceans). Die Schülerinnen und Schüler werden fast hautnah dabei sein, es sind Videoschaltungen direkt an Bord geplant und über eine Webseite können die Schülerinnen und Schüler die Daten von „ihrem“ Boot sehen und dann im Unterricht weiter thematisieren.
Nach dem Auslaufen mit dem Nachmittagshochwasser am heutigen 30. August nimmt die Polarstern zunächst Kurs auf Rotterdam, wo Treibstoff gebunkert wird. Nach einem guten Monat wird das Schiff Ende September in Kapstadt erwartet, von wo aus es nach einem kurzen Hafenanlauf weiter gen Süden geht: Eine zweigeteilte Expedition untersucht von Anfang Oktober bis Mitte Dezember biogeochemische Stoffflüsse um Südgeorgien. Kurz vor Weihnachten beginnt dann eine knapp elfwöchige Fahrt mit geowissenschaftlichem Schwerpunkt in die Bellingshausensee. Auf dem Rücktransit findet ebenfalls eine Sommerschule statt, bevor das Schiff planmäßig im April 2023 in seinen Heimathafen Bremerhaven einlaufen soll.