NRW bereitet sich auf seine erste „Wolfregion“ vor

1835 wurde in Ascheberg-Herbern (Westfalen) der letzte Wolf auf nordrhein-westfälischem Gebiet erlegt. Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts soll ein einzelner Wolf bei Bergheim geschossen worden sein. Seitdem war es lange still um den Wolf in NRW bis es 2009 den ersten bestätigten Wolfsnachweis im Kreis Höxter gab. Nach einer Pause gab es schließlich in 2014 und in 2015 je einen Wolfsnachweis. Danach häuften sich die bestätigten Wolfssmeldungen: Von 2016 bis April 2018 wurden insgesamt 31Wolfssichtungen bestätigt. Zukünftig ist sicherlich mit weiteren bestätigten Wolfsnachweisen in NRW zu rechnen. NABU NRW

Seit Anfang dieses Jahres gibt es Wolfshinweise und -nachweise am Niederrhein. Mehrfache Sichtungen, Risse von Nutztieren (Schafe) und Losungen (Kot), vor allem aber genetische Nachweise legen nahe, dass ein Wolf im Kreis Wesel standorttreu geworden ist. Weiteren Hinweisen wird zurzeit nachgegangen. „Das ist ein großer Unterschied zu den vergangenen Jahren. Seit 2009 besuchen uns in Nordrhein-Westfalen immer wieder einzelne Wölfe, die nie länger an einem Ort geblieben sind und dann wieder verschwanden“, sagte Ministerin Heinen-Esser. „In diesem Jahr könnte sich das zumindest in Wesel im Raum Schermbeck ändern. Daher prüfen wir zurzeit alle Hinweise. Letzte genetische Proben werden noch im Senckenberg Forschungsinstitut bearbeitet. Schon jetzt prüfen wir aber die möglichen Unterstützungsmaßnahmen für die Weidetierhalterinnen und -halter vor Ort. Sobald es genauere weitere Daten gibt erfolgt eine Information der Öffentlichkeit dazu.“
Wölfe in NRW nach Jahren - Stand Juli 2018 - Grafik: Nicole Stock
Ein erster genetischer Hinweis auf einen Wolf im Kreis Wesel konnte an einem Schafriss vom 13. April 2018 bei Schermbeck-Bricht erbracht werden. Mit einem zweiten genetischen Nachweis im Juni dieses Jahres anhand einer Wolfslosung (Kot) konnte ein Wolf individualisiert werden: Es handelt sich um einen weiblichen Abkömmling mit der Kennung GW95f aus der niedersächsischen Wolfsfamilie bei Schneverdingen. Aufgrund genetischer Ähnlichkeit zum Befund vom 13. April 2018 ist es naheliegend, dass es sich um ein und das selbe Tier handeln kann. Beim Landesumweltamt (LANUV) können Hinweise auf Wölfe unter Telefon 02361/305-0 gemeldet werden. Außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende in der Nachrichtenbereitschaftszentrale des LANUV unter Telefon 0201-714488.

Der Wolf war einst neben dem Menschen das am weitesten verbreitete Säugetier der Welt. Er besiedelte große Bereiche der gesamten Nordhalbkugel, fast ganz Eurasien und Nordamerika. Heute lebt er nur noch auf einem Drittel seines ursprünglichen Gebietes, aus vielen Teilen Europas ist er ganz verschwunden. Erst in den letzten 30 Jahren haben vor allem verstärkte Schutzmaßnahmen zu einer vorsichtigen Erholung der Wolfsbestände geführt. Langsam erobern sich die Wölfe auch in Westeuropa wieder ihre Lebensräume zurück.Ähnliches Foto

Auf der Iberischen Halbinsel und in Süd- und Osteuropa gibt es wieder größere Wolfsbestände. Skandinavien hat eine in den letzten Jahren stark gewachsene – doch durch Isolation bedrohte – Wolfspopulation und in der Schweiz und Frankreich haben sich Zuwanderer aus Italien niedergelassen. Auch in Deutschlang gibt es seit Beginn des neuen Jahrtausends wieder Wölfe. In Sachsen wurden seit dem Jahr 2000 wiederholt Wolfswelpen in freier Wildbahn geboren. Foto und Text: NABU NRW

 

Weitere Informationen:

– zum Wolfsmanagement in Nordrhein-Westfalen (Verbreitungskarte, Luchs- und Wolfsberater in Nordrhein-Westfalen, Förderrichtlinien Wolf NRW) beim Landesumweltamt www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/der_wolf_in_nrw

– Informationen zum bundesweiten Monitoringstandard, der auch in Nordrhein-Westfalen angewendet wird, bei der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) https://dbb-wolf.de/Wolfsmanagement/monitoring

– DNA-Proben mit Verdacht auf einen Wolf werden untersucht durch das Senckenberg Forschungsinstitut, das im Auftrag von Bundes- und Landesbehörden als „Nationales Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Luchs und Wolf“ genetische Proben aus ganz Deutschland untersucht. www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5821