Können Experimente auf der Baustelle zu zukunftsbewussten Lösungen führen? Das Institut für Baukonstruktion IKON der Technischen Universität Braunschweig lädt am 15. und 16. September zu einer international besetzten Konferenz in das Staatstheater Braunschweig ein. Baustandards in Bereichen wie Konstruktion, Wärmedämmung und Bauakustik führen zu großem Materialaufwand im Bauwesen. Experimente sind in der heutigen Baupraxis, die fehlerfreies Konstruieren gemäß der DIN-Standards als alternativlos ansieht, fast unmöglich geworden. Historisch sind Neuerungen wie Brunelleschis Domkuppel in Florenz aber stets aus wegweisenden Experimenten entstanden. Um neue, nicht zuletzt den Anforderungen des Klimawandels gerecht werdende Lösungen zu entwickeln, rufen Architekt*innen jetzt in der Konferenz „Constructive Disobedience“ zum „Konstruktiven Ungehorsam“ auf.
Hybride Konferenz im Staatstheater
Da es um Fragen gesellschaftlicher Relevanz geht, findet die Konferenz auch nicht auf dem Campus, sondern im öffentlichen Raum, im Staatstheater statt. Professorin Helga Blocksdorf: „Wir freuen uns außerordentlich, dass wir zur Konferenz in den Louis-Spohr-Saal des Staatstheaters einladen können. Bei der Wahl des Ortes war neben der wunderbar weltoffenen Atmosphäre des Ensembles, gepaart mit etwas Grandezza vor allem die Scharnierwirkung zwischen der TU Braunschweig und der Stadt entscheidend.“ Die Konferenz richtet sich daher nicht nur an Wissenschaftlern und Studierende, sondern auch an interessierte Gäste.
Zurück zum Experiment in der Baupraxis
Die aktuelle Baudiskussion schwankt zwischen den Extremen, schnell und viel Wohnraum zur Verfügung stellen zu müssen, gleichzeitig Materialschlachten aus Klimaschutzgründen zu reduzieren und Nachhaltigkeit im Bauwesen zu erreichen. „Insbesondere im Wohnungsbau wird ein hoher Materialverbrauch, unter anderem durch Schallschutzvorschriften wie der DIN 4109 in der Verwaltungsvorschrift technische Baubestimmungen (VV TB) festgeschrieben und wirkt gesetzlich bindend. Die Baupraxis ist derzeit so weit wie nie zuvor entfernt von der Reduktion der Materialverbräuche“, so Professorin Blocksdorf. „Hier anzusetzen und die gültigen Normen und Vorschriften zu hinterfragen, ist ein Anliegen unserer Konferenz.“
Die Organisator*innen – Katharina Benjamin (Kontextur), Prof. Dr. Matthias Graf von Ballestrem (HafenCity Universität Hamburg) und Professorin Helga Blocksdorf (Institut für Baukonstruktion) – versprechen sich von dieser Forschungsmethodologie einen bedeutenden Beitrag zur Bauwende im Angesicht der Klimakrise, indem das konstruktive Experiment aus dem Einzelfall in der Baupraxis methodisch greifbar, nachvollziehbar und somit anknüpfbar gemacht wird.
Die unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Konferenz wird hybrid durchgeführt und simultan Deutsch/Englisch übersetzt. Für die Teilnahme in Präsenz gibt es noch wenige Plätze. Interessierte können sich für die Teilnahme in Präsenz oder digital bis einschließlich 04.09.2022 anmelden.
Link: https://constructive-disobedience.com/