Auswirkungen des Krieges auf die ukrainische Gesellschaft

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Das Forschungsprojekt „(Un)Disciplined: Pluralizing Ukrainian Studies – Understanding the War in Ukraine“ (UNDIPUS) war ursprünglich darauf ausgerichtet, den „eingefrorenen Konflikt“ im Donbas zu verstehen. Dabei sollten unter anderem das lange Vorspiel, die kulturellen Dimensionen und die Auswirkungen des Krieges auf die ukrainische Gesellschaft und die Identitätsdiskurse untersucht werden. Jetzt hat es besondere Aktualität bekommen. Zum Forschungsnetzwerk gehören Wissenschaftler der Universitäten Greifswald, Regensburg und Gießen.

Das Projekt ist am Lehrstuhl für Ukrainische Kulturwissenschaft der Universität Greifswald angesiedelt. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderlinie „Kleine Fächer“ mit einer Gesamtsumme von 2,1 Millionen Euro gefördert, wovon Greifswald 1,2 Millionen Euro erhält.

Der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 erschüttert die europäische Nachkriegsordnung und stellt Europa vor eine neue Herausforderung, die Konfliktlinien sind die gleichen wie im Krieg von 2014. Die vielen Opfer und die verheerenden Schäden, die diesen Krieg kennzeichnen, verlangen nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung, die jetzt beginnen muss. Neben dem unsäglichen menschlichen Leid und der Zerstörung von Wohnraum, Infrastruktur und Wirtschaft birgt die russische Invasion auch enorme Risiken und gesellschaftliche Herausforderungen.

Mitglieder des Forschungsprojektes. Foto: Roman Dubasevych

Die größte Herausforderung besteht in einer extremen Polarisierung und Emotionalisierung des öffentlichen und akademischen Diskurses, die den Kampf für Demokratisierung und Freiheit zu untergraben droht, für den die Ukrainer in Form der „europäischen Werte“ kämpfen. Durch die Aufarbeitung der komplexen Verstrickung mit den ehemaligen Imperialmächten in Ost und West sowie der Eskalationsmechanismen hofft das Projekt, die oft beschworene ukrainische Subjektivität sichtbar zu machen.

In methodischer und institutioneller Hinsicht zielt das Forschungsprojekt auf Pluralisierung, Vernetzung und damit auf die Festigung der Ukrainistik in Deutschland und im Ausland. Von besonderem Interesse für die Projektbeteiligten sind die kritischen Perspektiven auf das Zusammenspiel von Nation Building und Ukrainistik sowie die Versuche ihrer „Disziplinierung“ und Instrumentalisierung, insbesondere in Kriegszeiten.

UNDIPUS wurde von Juniorprofessor Dr. Roman Dubasevych konzipiert und wird von Dr. Olga Plakhotnik geleitet. Mit einer Reihe von wissenschaftlichen Veranstaltungen – wie Workshops, Konferenzen und Ausstellungen – sowie gemeinsamen Publikationen sollen die wichtigsten Forschungsinitiativen zur Ukraine in Deutschland gebündelt und die Ukrainistik als „kleine Disziplin“ im In- und Ausland sicht- und hörbar gemacht werden – sowohl als eigenständige Disziplin als auch als Teil der Osteuropastudien. Damit will die UNDIPUS-Initiative den dringenden Bedarf an Expertise zur Ukraine in Deutschland decken und so zu einer effektiveren Friedensarbeit beitragen.

Weitere Informationen auf der Projekt-Website https://slawistik.uni-greifswald.de/ostundwestslawistik/projekte/