Hilfe für Studierende aus Drittstaaten, die aus der Ukraine geflohen sind

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Sie haben in der Ukraine studiert und sind vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen – jetzt stehen hunderte internationale Studierende aus Drittstaaten in Deutschland und Europa vor dem Nichts. Die Wintershall Dea Stiftung für Demokratie und Vielfalt möchte betroffenen Studierenden, die nach Kassel geflohen sind, nun eine Fortsetzung ihres Studiums in Nordhessen ermöglichen. Dazu unterstützt die Stiftung den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Kassel und das Studierendenwerk Kassel mit einer Spende von 30.000 Euro.

Viele internationale Studierende aus Drittstaaten haben durch den Krieg in der Ukraine und die anschließende Flucht sowohl ihre Lebensgrundlage als auch die Möglichkeit verloren, ihr Studium abzuschließen, erklärt Neele Weller für den AStA: „Die Rückkehr in ihre Heimatländer ist für viele keine Option, da sie dann ihr Studium nicht, oder nur unter erschwerten Bedingungen, fortsetzen können. In Deutschland stehen sie jedoch vor der Herausforderung, dass für sie nicht die gleichen Regeln und Zusicherungen gelten wie für Studierende mit ukrainischem Pass.“ Ukrainische Staatsbürgern können derzeit über eine Ausnahmeregelung (nach §24 Aufenthaltsgesetz) kurzfristig und mit reduziertem bürokratischem Aufwand eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, dank der sie in Deutschland auch arbeiten und studieren dürfen. Diese Regelung gilt leider für Studierende aus Drittstaaten, die aus der Ukraine geflüchtet sind, nicht.

Der AStA und das Studierendenwerk der Universität Kassel unterstützen seit März etwa 20 junge Frauen und Männer, die wegen des Kriegs aus der Ukraine nach Nordhessen geflüchtet sind und dort ihr Studium fortsetzen möchten. Sie stammen unter anderem aus Nigeria, Äthiopien und Ägypten und haben zuvor in Charkiw, Lwiw und Kiew studiert. „Manche von ihnen hatten ihr Studium in der Ukraine größtenteils absolviert und standen kurz vor dem Abschluss“, berichtet der AStA.

Die Betroffenen wurden vorerst privat bei Kasseler Studierenden untergebracht

Um den jungen Menschen eine Perspektive in dieser schwierigen Lage zu bieten, hat die Universität Kassel beschlossen, diese Studierenden aus Drittstaaten für ein Jahr im Status von Austauschstudenten aufzunehmen. In dieser Zeit müssen sie jetzt Deutsch-Grundkenntnisse erwerben, damit sie danach ihr Studium in Kassel fortführen können. Ihren Lebensunterhalt werden sich die Betroffenen unter anderem durch Nebenjobs finanzieren.

Damit die geflüchteten Studierenden überhaupt in Deutschland bleiben dürfen und eine Studienerlaubnis bekommen, muss jede:r von ihnen aber auch finanzielle Rücklagen von mehr als 10.000 Euro nachweisen. „In Anbetracht des Kriegs und der Flucht ist es jedoch nicht verwunderlich, dass ein überwiegender Teil dieser Studierenden keine finanziellen Rücklagen in dieser Höhe mehr hat. Diese sind bei der Flucht verbraucht worden, Konten wurden gesperrt, Vorausleistungen für Unterkunft und Verpflegung sind verfallen“, erläutert Neele Weller vom AStA.

Der AStA will nun mit dem Studierendenwerk die internationalen Studenten darin unterstützen, den dringend benötigten Finanzierungsnachweis bereitstellen zu können. Dafür wird insgesamt ein sechsstelliger Betrag benötigt. Aus diesem Grund hat der AStA mit Unterstützung des Studierendenwerkes einen Spendenaufruf in Kassel gestartet. Die Sozialberatung des Studierendenwerks klärt dazu in Gesprächen mit den betroffenen Studierenden den Finanzierungsbedarf und bringt die Auszahlung der jeweils erforderlichen Summen nach ausführlicher Beratung auf den Weg. Falls mehr Mittel als benötigt zusammenkommen sollten, soll das Geld zur weiteren Unterstützung geflüchteter Studierender an der Universität Kassel eingesetzt werden.

„Wir möchten dieses Engagement des AStA und des Studierendenwerks Kassel unterstützen und stellen zu diesem Zweck 30.000 Euro bereit. Wir hoffen, dass andere unserem Beispiel folgen“, sagt Michael Sasse vom Vorstand der Wintershall Dea Stiftung für Demokratie und Vielfalt. Denn die Studierenden seien ebenso wie die geflüchteten Ukrainer:innen Opfer des russischen Angriffskrieges.

Die Übergabe der Spende an den AStA und das Studierendenwerk in Kassel fand jetzt anlässlich eines Besuches von Stipendiaten des Studierendenwerkes Hamburg in Nordhessen statt. In der Hansestadt unterstützt Wintershall Dea gemeinsam mit anderen Unternehmen über ein bundesweit einzigartiges Stipendienprogramm Geflüchtete beim Studium. Auf Einladung von Wintershall Dea verbrachten die Stipendiaten nun zwei Tage in Kassel, tauschten sich mit Berufsanfängern und Unternehmensvertretern aus und besuchten die Weltkunstausstellung documenta fifteen sowie den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Bergpark Wilhelmshöhe.