Die nordwestdeutsche Region ist europaweit ein echtes Schwergewicht in Sachen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Die Region Weser-Ems, eine Zusammenfassung der Landkreise in der Region, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der leistungsfähigsten Agrarwirtschaftsräume der Erde entwickelt. Der Schwerpunkt der niedersächsischen Ernährungswirtschaft findet sich ebenfalls hier, wo mit 279 Unternehmen etwa 43 Prozent aller in Niedersachsen mit der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermittel beschäftigten Betriebe angesiedelt sind. Um nun sorgt noch zusätzlich für frischen Wind das „Seedhouse“ in Osnabrück.
Das Start-up-Zentrum soll als Public-Private-Partnership in der regionalen Schwerpunktbranche neue Impulse setzen und innovative Existenzgründungen und Projektteams in einer frühen Gründungsphase den nötigen Schub geben. Geplant ist, mindestens zwölf Jungunternehmen aus den Bereichen Agrar/Ernährung, in den nächsten zwei Jahren zu unterstützten. Die ersten drei Start-ups sind bereits da – bei den Geschäftsideen geht es um Tierfutter aus Insekten, die Kommunikation mit Pflanzen und ein innovatives Produkt aus Milch. Ein besonderes landwirtschaftliches Jungunternehmen ist SeedForward. Jacob Bussmann und Jan Ritter arbeiten an der Entwicklung von Lösungen für eine klimafreundliche und nachhaltige Landwirtschaft.
Bodendegradierung, Nährstoffverluste und extreme Wetterereignisse sind schwierige Herausforderungen für Landwirte weltweit, welche bei stetig steigender Weltbevölkerung immer größer werden. Aber damit nicht genug, verschlimmert wird dies noch dadurch dass Sämlings- und Saatgutkrankheiten zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. Vor allem im Bio-Bereich haben die Landwirte aber leider nur begrenzte Präventions- und Behandlungsmethoden aufgrund des gebotenen Verzichts von Einsatz synthetischer Saatgutbehandlungen, Düngemitteln und Pestiziden. Um hier helfen zu können, haben die Seedforwarder ihr erstes Produkt, eine organische Saatgutbeschichtung, entwickelt. Diese basiert auf einer einzigartigen Zusammensetzung natürlicher Materialien.
Durch Produktkomponenten in der Saatgut-Beschichtung erhöhen Bussmann und Ritter die Wasseraufnahmekapazität des Bodens, die Nährstoff-Effizienz, das Wurzelwachstum und die mikrobielle Aktivität , wodurch die Dünger-, Wasser- und Pestizidbedürfnisse verringert werden, während der Kohlenstoffgehalt des Bodens erhöht wird. Für die beiden und auch für alle anderen Bewohner des Seedhouses gibt es in der neuen Einrichtung, neben den kostenlosen Büros, auch Unterstützung beim Prototypenbau sowie jeweils ein Projektbudget von bis zu 10.000 Euro.