Die Internationale Zertifizierungsstelle Heilwald der BioCon Valley® GmbH, dem Netzwerk der Gesundheitswirtschaft für Mecklenburg-Vorpommern, hat den ersten Heilwald in Österreich zertifiziert. Das von Experten der Zertifizierungsstellte begutachtete, 53 Hektar große Waldgebiet gehört zum Benediktinerstift Göttweig in Niederösterreich und ist der erste Heilwald in der Alpenrepublik. Im Jahr 2021 hat die vom Land unterstützte Internationale Zertifizierungsstelle Heilwald bei der BioCon Valley® GmbH ihre Arbeit aufgenommen.
Je nach Lage und Beschaffenheit bieten Heilwälder unterschiedliche Möglichkeiten für die Prävention und Behandlung von Erkrankungen. Zielgruppen sind vor allem Menschen mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder mit psychischen Beeinträchtigungen. Verschiedene Studien legen den Schluss nahe, dass Aufenthalte und Therapieangebote im Wald einen positiven Effekt auf die mentale und physische Gesundheit haben. Voraussetzung für eine Zertifizierung als Heilwald sind ein naturnaher, gesunder Wald mit bester Luftqualität, in dem ausgewiesene Flächen für therapeutische Anwendungen und Übungen mit entsprechendem Gerät geschaffen wurden. Wesentlich sind weiterhin regelmäßige Angebote von speziell geschulten Waldtherapeuten zu denen sich Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten weiterqualifizieren können.
Der erste Heilwald Österreichs gehört zu dem im Jahr 1083 gegründeten Benediktinerstift Göttweig. Dieses liegt 80 Kilometer westlich von Wien weithin sichtbar über dem Donautal. Seit dem Jahr 2000 ist es Weltkulturerbe und wird getragen von einer Gemeinschaft von 40 Mönchen. Seit mehr als 900 Jahren pflegen und bewirtschaften die Benediktiner den ca. 5000 Hektar großen Wald. Ein Teil dieser Fläche wird zukünftig als Heilwald genutzt. Eine seiner Besonderheiten besteht darin, dass er über 50 Baumarten aus aller Welt beherbergt. Insbesondere der Bestand an Mammutbäumen ist einer der größten in Europa. Hauptnutzer des Heilwaldes werden Patienten eines benachbarten Ärztezentrums sein. Zielgruppe sind zudem Freizeitsportler, Touristen, Erholungssuchende und religiös Interessierte.
„Das Gesundheitsland Mecklenburg-Vorpommern ist der Pionier im Bereich der Nutzung von Wäldern für Therapie und Gesundheitsvorsorge“, sagt Lars Bauer, Geschäftsführer der BioCon Valley® GmbH. Bereits im Jahre 2011 wurde das Landeswaldgesetz entsprechend novelliert und seitdem besteht die Möglichkeit, Kur- und Heilwälder mittels Verordnung durch das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Bundeslandes auszuweisen. So entstand 2017 in Heringsdorf der europaweit erste Kur- und Heilwald. Es folgten 2020 die Heilwälder in Plau am See sowie 2021 in Klink. „Die Heilwälder in Mecklenburg-Vorpommern ergänzen zudem auf passende Weise das umfangreiche gesundheitstouristische Angebot im Land“, so Lars Bauer.
Die Standards und Konzepte, wie sie rund um den Heilwald in Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet und umgesetzt wurden, sollen auch Anwendung in anderen Ländern Europas und der Welt finden. Hierzu hat das Land Mecklenburg-Vorpommern 2021 die BioCon Valley® GmbH mit dem Aufbau und dem Betrieb der Internationalen Zertifizierungsstelle Heilwald beauftragt „Wir verfügen über eine umfangreiche Expertise auf diesem Gebiet und sind in der internationalen Heilwald-Bewegung bereits seit vielen Jahren bestens vernetzt“, sagen Dr. Anne Rabes und Jan Schmidt, die beiden Projektmanager der Internationalen Zertifizierungsstelle Heilwald.
Die zentrale Aufgabe der Zertifizierungsstelle besteht darin, ein international gültiges Zertifikat „Heilwald“ an interessierte Waldbesitzende weltweit zu vergeben. Dazu wurde ein standardisierter Prüfprozess erarbeitet sowie Kriterien für die Qualifizierung von Wäldern als Heilwälder festgelegt. Auf der Basis eines Nutzungskonzeptes sowie mittels eines Waldgutachtens und eines darauf aufbauenden medizinisch-therapeutischen Gutachtens werden Wälder international und insbesondere in Europa auf ihre Eignung als Heilwald überprüft. Erfüllen die Wälder die Anforderungen wird das Zertifikat „Heilwald“ vergeben.
„Eine solche Vorgehensweise stärkt das Vertrauen in die zertifizierten Heilwälder sowie in die Qualität der dort angebotenen therapeutischen und präventiven Maßnahmen“, sagt Jan Schmidt. „Gleichzeitig wird so auch ein Beitrag zur Unterstützung der Gesundheitswirtschaft und des Gesundheitstourismus in den jeweiligen Ländern und Regionen geleistet“, so Dr. Rabes.
Die Internationale Zertifizierungsstelle Heilwald hat eine enge Kooperation mit Institutionen in Österreich aufgebaut, um den ersten Heilwald in der Alpenrepublik zu ermöglichen. Hier sind vor allem das Bundesforschungszentrum Wald, die IMC Fachhochschule Krems und die International Society for Forest Therapy mit Sitz in Krems zu nennen.