Ringvorlesung und GWZO-Jahresvorlesung widmen sich der Ukraine

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Die interdisziplinäre Leipziger Ringvorlesung zur Literatur, Kultur und Geschichte der Ukraine, die im Frühjahr 2022 mehrere Leipziger Institute ins Leben gerufen hatten, wird ab Mitte Oktober am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) fortgesetzt. Die deutsch-englische Vortragsreihe widmet sich in Präsenz und digital der Geschichte der heutigen ukrainischen Gebiete, von der Archäologie bis zur Zeitgeschichte, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten. In ihrem Rahmen findet Ende Oktober auch die traditionelle GWZO-Jahresvorlesung statt, die ebenfalls die Ukraine in den Mittelpunkt stellt.

Seit dem 24. Februar 2022 führt die Russische Föderation Krieg gegen die Ukraine, der auf die Zerstörung der ukrainischen Eigenstaatlichkeit abzielt. Dies zeigt die Brutalität der Kriegsführung, kombiniert mit scharfer Rhetorik, die die Existenz einer eigenständigen ukrainischen Kultur und Geschichte verneint. Die Ringvorlesung zur Literatur, Kultur und Geschichte der Ukraine versteht sich als wissenschaftliche Intervention gegen diesen Krieg und möchte die Forschung zur Ukraine anhaltend sichtbar machen. Zudem soll zum besseren Verständnis der historischen und aktuellen Entwicklung in der Ukraine beigetragen werden. Im Sommersemester lag der Fokus der Vorträge auf literatur- und kulturwissenschaftlichen Fragen, im Wintersemester rückt die geschichtliche Perspektive stärker in den Vordergrund.

Die Reihe wird am 19. Oktober mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion zu Völkerrechtsfragen des aktuellen Angriffskrieges gegen die Ukraine wieder aufgenommen. Die Referierenden der folgenden Wochen und Monate nutzen dann etwa Weinkonsum, Getreide, Schlachten, Musik und Denkmäler als Linse, um in die komplexe Geschichte der Region einzuführen. Eine Besonderheit der Ringvorlesung im Wintersemester 2022/23 ist, dass die Vortragenden des GWZO und der Universität Leipzig meistens gemeinsam mit geflüchteten und in Leipzig temporär beheimateten ukrainischen Wissenschaftlerinnen referieren. Auch deshalb präsentieren wir die Reihe auf Deutsch und Englisch. Die Leipziger Ringvorlesung ist eine Kooperation des Instituts für Slavistik und des Historischen Seminars der Universität Leipzig, des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), des Leibniz-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, des Polnischen Instituts Berlin – Filiale Leipzig sowie der Universitätsbibliothek Leipzig.

Foto privat

Ein Höhepunkt der Veranstaltungsreihe ist die diesjährige Oskar-Halecki-Vorlesung des GWZO, die am Abend des 27. Oktober in den Räumen des Instituts stattfindet. Für den englischsprachigen Festvortrag »Choosing Freedom in Ukraine: Historical Roots and Contemporary Meaning« konnte das Haus die britisch-ukrainische Autorin und Historikerin Olesya Khromeychuk gewinnen. Sie fragt nach den historischen Wurzeln des Verständnisses von Freiheit in dem überfallenen Land. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte des östlichen Europa und insbesondere der Ukraine im 20. Jahrhundert. Aus L’viv stammend, zog sie 2000 in das Vereinigte Königreich und leitet derzeit das Ukrainian Institute in London. Außerdem ist sie Teil der Theatergruppe Molodyi Teatr London, die dokumentarische Stücke zu aktuellen sozialen und politischen Themen wie Immigration, Vertreibung und Krieg inszeniert. International große Aufmerksamkeit erzielte ihr sehr persönliches Buch »A Loss: The Story of a Dead Soldier Told by His Sister« (Stuttgart, Ibidem 2021; dt. Übersetzung 2022), in dem sie in einer Kombination aus persönlichem Erinnerungsbericht und Essay eindrücklich über den Tod ihres Bruders schreibt, der 2017 in der Ostukraine fiel. Umrahmt wird der Festvortrag literarisch von Andrii Rymlianskyi (Augsburg/Černivci), der auf Ukrainisch und Deutsch aus Werken von Serhij Zhadan liest, sowie musikalisch von lona Smolyanchuk (Kyïv), die singt und auf der Bandura spielt. | https://kurzelinks.de/gifz

Zur jährlichen Oskar-Halecki-Vorlesung lädt das GWZO führende Forschende, aber auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus dem In- und Ausland ein, die zu einem mit der Untersuchungsregion und dem Forschungsspektrum des Instituts verbundenen aktuellen Thema referieren. Die Festvorträge werden anschließend publiziert und im Open Access der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Prominente Referenten waren etwa der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger und der führende Repräsentant der Solidarność-Bewegung in Polen Karol Modzelewski. | https://kurzelinks.de/szrs

Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) erforscht in vergleichender Perspektive die historischen und kulturellen Phänomene und Prozesse in dem Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Die am Institut tätigen Wissenschaftler*innen repräsentieren verschiedene Disziplinen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. In seiner Forschungsarbeit stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz an Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaftseinrichtungen in Europa und Übersee. | https://leibniz-gwzo.de/


Online-Anmeldung für die Ringvorlesung: https://kurzelinks.de/xq5l