Wie wirken sich Umweltverschmutzung und Klimawandel auf die Gesundheit und die damit verbundenen Kosten aus?

Jun.-Prof. Dr. Julia Mink ist neue Argelander-Professorin an der Universität Bonn. © Barbara Frommann / Uni Bonn

 Wie passen sich Menschen an ihre Umweltbedingungen an, und welche Faktoren sind für eine solche Anpassungsfähigkeit ausschlaggebend? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Julia Mink, neue Argelander-Professorin an der Universität Bonn. Im Transdisziplinären Forschungsbereich „Individuals, Institutions and Societies“ wird sie an der Schnittstelle von Umwelt- und Gesundheitsökonomik arbeiten.

Julia Minks Ziel ist es, komplexe Fragen zur Umwelt- und Klimapolitik zu beantworten, indem sie die gesellschaftlichen Kosten von Umweltverschmutzung und Klimawandel präzise quantifiziert. Um die Kosten so genau wie möglich zu schätzen, verwendet sie große räumlich-zeitliche Datensätze, die es ihr ermöglichen, auch selten auftretende Effekte zu erfassen. Darüber hinaus analysiert die Ökonomin das Vermeidungs- und Anpassungsverhalten von Individuen, Unternehmen und anderen Akteuren.

Ein Aspekt, der ihr besonders am Herzen liegt, ist die Untersuchung von Ungleichheiten. „Die Belastung durch Schadstoffe und die Folgen des Klimawandels sind oft ungleich verteilt, wobei ärmere Bevölkerungsgruppen meist stärker betroffen sind“, sagt sie. Diese Unterschiede zu quantifizieren sei wichtig, um Empfehlungen für mögliche Kompensations- und Umverteilungsmaßnahmen auszusprechen.

Forschung an der Schnittstelle von Disziplinen

Um komplexe gesellschaftlich relevante Fragen zu beantworten, arbeitet Julia Mink mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen zusammen – darunter Fachleuten aus der Epidemiologie, den Agrarwissenschaften und der Informatik sowie Spezialisten für Wetter- und Umweltverschmutzungsmodelle. Ihre Argelander-Professur ist im Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Individuals and Societies“ der Universität Bonn verankert.

„Wir sind sehr froh und zugleich stolz, dass wir Frau Mink gewinnen konnten“, sagt TRA-Sprecher Prof. Dr. Thomas Dohmen. „Mit ihrer Forschung zu den gesellschaftlichen Kosten von Umweltverschmutzung und Klimawandel wird sie neue Akzente für die interdisziplinäre Forschung in der TRA setzen und Verbindungen zwischen Forscherinnen und Forschern aus unterschiedlichen Disziplinen und Fakultäten stärken.“

Das Ziel der Argelander-Professuren für Nachwuchsforschende (benannt nach dem Bonner Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander, 1799-1875) ist es, das Forschungsprofil der sechs Transdisziplinären Forschungsbereiche der Universität Bonn auszubauen. Hier bearbeiten Forschende über die Grenzen von Fächern und Fakultäten hinweg gemeinsam zukunftsrelevante Fragestellungen.

„Die Bewältigung der Auswirkungen von Klimawandel und Umweltverschmutzungen gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Mit Julia Mink konnten wir eine hochkarätige Wissenschaftlerin gewinnen, die an einer für dieses Megathema entscheidenden Schnittstelle zwischen der Umweltökonomik, den Rechtwissenschaften und den Sozialwissenschaften forscht“, sagt Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch. „Die Einrichtung und Besetzung dieser Argelander-Professur ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung unserer Exzellenzstrategie, über Fakultäts- und Fächergrenzen hinweg transdisziplinäre Forschung zu zentralen Zukunftsthemen zu etablieren.“

Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Umweltschadstoffen

Bisher hat sich Julia Mink auf die gesundheitlichen Auswirkungen verschiedener Umweltschadstoffe und die damit verbundenen Kosten konzentriert. Hieran anknüpfend möchte sie den Fokus ihrer Forschung weiten und zum Beispiel untersuchen, wie sich Hitzewellen auf die Produktivität der Bevölkerung und der Wirtschaft auswirken.

„Für politische Entscheidungsträger ist es auch von großer Bedeutung zu wissen, inwieweit verschiedene Bevölkerungsgruppen in der Lage sind, die Auswirkungen der Umweltverschmutzung zu vermeiden und sich an den Klimawandel anzupassen“, sagt sie. „Mehr darüber herauszufinden, kann dabei helfen, begrenzte Ressourcen gezielt für die am stärksten gefährdeten und anfälligen Bevölkerungsgruppen einzusetzen.“

Zur Person

Nach ihrem Studium der Ökonomie am Forschungsinstitut Sciences Po Paris (Frankreich) promovierte Julia Mink 2021 am selbigen Institut und verbrachte einen Forschungsaufenthalt an der University of California in Berkeley (USA). Vor ihrem Stellenantritt an der Universität Bonn arbeitete sie als Postdoktorandin am French National Institute for Research in Agriculture, Food and the Environment (INRAE) in Frankreich.