„Krieg, Migration und Erinnerung“ ist das Thema einer Forschergruppe, die unter der Leitung der ukrainischen Soziologin Viktoriya Sereda am Forum Transregionale Studien ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Arbeit der Forschungsgruppe wird durch ein zweites Projekt begleitet, das eine partizipatorische und mehrsprachige Wissenschaftskommunikation erprobt. Die Projekte werden durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin gefördert. Die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie die Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung finanzieren sur-place Fellowships für vom Krieg betroffene Wissenschaftlern in der Ukraine.
„Unser Projekt untersucht die transformativen Auswirkungen von Krieg, Vertreibung und Flucht auf die Erinnerung und Zugehörigkeiten von Menschen in der Ukraine, und damit auch Fragen einer sich verändernden europäischen Geschichte und der Resilienz pluraler Gesellschaften“, sagt Prof. Dr. Viktoriya Sereda, Leiterin der interdisziplinären Forscher:innengruppe „Prisma Ukraїna: Krieg, Migration und Erinnerung“ und Senior Fellow am Forum Transregionale Studien (Forum) in Berlin. Die Forschungsgruppe besteht zur Zeit aus sieben ukrainischen Wissenschaftler:innen, die vor den Auswirkungen des Krieges nach Deutschland geflüchtet sind und fünf „sur-place“ Fellows in verschiedenen Städten der Ukraine.
Ein neues Modell einer wissenschaftsnahen, partizipatorischen und mehrsprachigen Wissenschaftskommunikation zu Ukraine-bezogenen Themen soll mit dem Projekt „Prisma Ukraїna: Wissenschaftskommunikation und Netzwerke“ erprobt werden. Ziel ist es, wissenschaftlichen Austausch zu ermöglichen, Forschungsfragen und -ergebnisse in differenzierte Öffentlichkeiten zu vermitteln und eigene Themen zu identifizieren und zu setzen.
„Wissenschaftler:innen aus der Ukraine werden in beiden Projekten auf allen Ebenen eingebunden, in die Leitung, die Forschung, die Wissenschaftskommunikation und die Verwaltung“, so Georges Khalil, Geschäftsführer des Forum Transregionale Studien. Eine weitere Besonderheit der Projekte, so Khalil weiter, sei die Verbindung von Angeboten von Residenz-Fellowships in Berlin in mit Sur-Place-Fellowships an anderen Orten der Flucht in der Ukraine. Damit setzt das Forum ein Modell um, das von vielen Wissenschaftlern aus der Ukraine gefordert wurde.
Beide Projekte werden von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin bis zum 31.12.2023 gefördert. Die Fellowships für geflüchtete Wissenschaftlern in Berlin werden aus Mitteln des Landes Berlin bereitgestellt. Ergänzende Sur-Place-Fellowships in der Ukraine werden durch die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und die Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung ermöglicht.
Das Forum ist seit 2015 in Ukraine- bzw. Osteuropa-bezogenen Projekten engagiert, seit 2015 in Prisma Ukraїna − Research Network Eastern Europe und seit 2021 in EUTIM / European Times – Europäische Zeiten: A Transregional Approach to the Societies of Central and Eastern Europe. Das von Andrii Portnov (Europa Universität Viadrina, Frankfurt/Oder) geleitete Forschungsprogramm Prisma Ukraїna ist der Idee offener Regionalstudien verpflichtet und geht Fragen des Wandels in Europa durch das „Prisma“ der Ukraine nach. Der Verbund wird von Wissenschaftlern an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Berlin, Brandenburg und Polen getragen. EUTIM nimmt Narrative von Zeit und Raum an den Rändern Europas in den Blick und ist ein gemeinsam von der Europa Universität Viadrina, der Universität Potsdam und dem Forum verantwortetes und vom BMBF finanziertes Forschungskolleg.
Das Forum Transregionale Studien in Berlin ist eine bundesweit aufgestellte Plattform für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Wissenschaftlern unterschiedlicher Expertise und Perspektive zu globalen Fragen. Es bietet Raum zum Austausch über wissenschaftspolitische, -epistemologische und -ethische Fragen, entwickelt Infrastrukturen und Formate, die es erlauben, transregionale Forschungsideen und -vorhaben zu erproben, umzusetzen und zu kommunizieren. Das Forum ist der Stärkung der Regionalstudien und dem Prinzip nicht-hierarchischer Forschung verpflichtet. Es beruft Wissenschaftlern aus aller Welt als Fellows und engagiert sich mit Partnern aus Universitäten und Forschungseinrichtungen in und außerhalb Berlins in gemeinsamen Forschungsprogrammen und Initiativen und wird von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin gefördert.