Immer mehr Sommerdürren durch den Klimawandel

Ein Traktor fährt mit einer Drille über den staubtrocken Ackerboden – es hat seit Wochen nicht mehr geregnet (Brandenburg, 18.08.2022). (Bild: KEYSTONE / DPA / Patrick Pleul)

Hohe Temperaturen, angeheizt durch den Klimawandel, trockneten in diesem Sommer die Böden in Europa und der nördlichen Hemisphäre außerhalb der Tropen aus. Zu diesem Schluss kommt ein Team von Klimaforschenden unter der Leitung der ETH Zürich im Namen der World Weather Attribution Group.

Der Sommer 2022 auf der Nordhalbkugel war einer der wärmsten, die jemals in Europa aufgezeichnet wurden, mit über 24 000 hitzebedingten Todesfällen. Auch in Teilen Chinas und Nordamerikas kam es zu heftigen Hitzewellen. Zudem war er sehr trocken. Die daraus resultierenden Dürren verursachten weit verbreitete Wasserknappheit, Waldbrände und Ernteausfälle. Die Lebensmittelpreise stiegen, die Stromversorgung litt.

Ein internationales Team von Klimawissenschaftlern unter der Leitung der Forschungsgruppe von Sonia Seneviratne, Professorin für Land-Klima-Dynamik an der ETH Zürich, hat nun den möglichen Einfluss des Klimawandels auf dieses extreme Wetterereignis analysiert. Die Studie, die soeben von der World Weather Attribution Group veröffentlicht wurde, kommt zu Schluss, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit einer solchen Bodentrockenheit in der nördlichen Hemisphäre um mindestens das Zwanzigfache erhöht hat.

Intensive landwirtschaftliche und ökologische Dürren

Für ihre Studie analysierten die Kollaboration die Bodenfeuchtigkeit in den Monaten Juni, Juli und August 2022 auf der nördlichen Halbkugel außerhalb der Tropen. Ein Fokus galt West- und Mitteleuropa, wo eine besonders schwere Dürre herrschte und die Ernteerträge erheblich zurückgingen. Ein Mangel an Feuchte im obersten Meter des Bodens, der so genannten Wurzelzone, in der Pflanzen Wasser aufnehmen, wird als landwirtschaftliche und ökologische Dürre bezeichnet.

Laut den Forschenden hat der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit von landwirtschaftlichen und ökologischen Dürren auf der Nordhalbkugel um mindestens das Zwanzigfache erhöht. Ihren Berechnungen zufolge sind Dürreverhältnisse wie in diesem Sommer unter den heutigen klimatischen Bedingungen etwa einmal in 20 Jahren zu erwarten. Ohne den Einfluss des Klimawandels – wenn der Mensch den Planeten nicht erwärmt hätte –, wären derartige landwirtschaftliche Dürreverhältnisse in der nördlichen Hemisphäre nur etwa einmal alle 400 Jahre oder weniger zu erwarten.

In West- und Zentraleuropa hat der Klimawandel die landwirtschaftliche und ökologische Dürre 2022 etwa drei bis vier mal wahrscheinlicher gemacht. Dies bedeutet nicht, dass der Klimawandel Europa weniger beeinflusst hat als die restliche nördliche Hemisphäre; aufgrund der unterschiedlichen Grösse der Regionen lassen sich die Ergebnisse nicht direkt vergleichen.

«Der Sommer 2022 hat gezeigt, wie der menschgemachte Klimawandel das Risiko landwirtschaftlicher und ökologischer Dürren in dicht besiedelten und landwirtschaftlichen Regionen der nördlichen Hemisphäre erhöht», sagt Seneviratne.

Menschgemachte Erwärmung als treibende Kraft

Der stärkste Treiber für das erhöhte landwirtschaftliche und ökologische Dürrerisiko waren steigende Temperaturen, während veränderte Niederschläge relativ unwichtig waren. Der Klimawandel hat die Temperaturen in der gesamten nördlichen Hemisphäre bereits so stark erhöht, dass ein so heißer Sommer wie der diesjährige ohne den Klimawandel praktisch unmöglich gewesen wäre, so die Wissenschaftlern.

«Die Ergebnisse unserer Analyse gewähren uns auch einen Blick auf das, was uns bevorsteht», sagt Dominik Schumacher, Postdoc in Seneviratnes Forschungsgruppe und Erstautor der Studie. «Erwärmt sich die Erde weiter, ist in Zukunft mit noch stärkeren und häufigeren Sommerdürren zu rechnen.» «Deshalb müssen wir aus den fossilen Energien aussteigen, wenn wir die Klimabedingungen stabilisieren und eine weitere Verschlimmerung solcher Dürreereignisse vermeiden wollen», schließt Seneviratne.