Im Rahmen des International Roundtable on SMEs diskutierten gestern in Berlin international renommierte Entrepreneurshipforscherinnen und -forscher ihre aktuellen Forschungsergebnisse mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Mittelstandspolitik und Wirtschaft. Dabei empfahlen sie der Politik, stets die Besonderheiten der KMU mitzudenken
„Kleine und mittlere Unternehmen nehmen eine wichtige Rolle bei der ökologischen Transformation ein. Schon heute investieren viele von ihnen in nachhaltige Technologien und in die Nutzung erneuerbarer Energien“, erklärte Parlamentarischer Staatssekretär Michael Kellner bei der gestrigen Eröffnung des International Roundtable on SMEs in Berlin. Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten international renommierte Entrepreneurshipforscherinnen und -forscher ihre aktuellen Forschungsergebnisse mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Mittelstandspolitik und Wirtschaft.
Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen) hob in ihrer Einführung den Beitrag der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) für die Gesellschaft und Volkswirtschaft in Deutschland hervor: „Jede unternehmerische Betätigung sorgt durch Schaffung von Aus- und Arbeitsplätzen für Einkommen. Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer, die sich in einer besonderen Verantwortung für ihr Unternehmen und ihre Belegschaft sehen, wirken zudem stabilisierend in der Krise und treiben vielfach aufgrund ihrer individuellen Wertvorstellungen die Umsetzung von ökologischen Zielen voran.“
Allerdings haben nach Aussagen von Dr. Christian Dienes (IfM Bonn) auch Hitzeperioden, Starkniederschläge, Hochwasser und ungewohnt starke Stürme dazu beigetragen, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer die Klimarisiken in ihrer Wertschöpfungskette wahrnehmen – und handeln: Sie passen nicht nur bestehende Produkte und Dienstleistungen an bzw. entwickeln diese neu, sondern setzen bereits auf eine höhere Eigenständigkeit bei der Energie- und Wasserversorgung.
Besondere Hürden für die KMU beachten
Gleichwohl gibt es nach Aussagen von Dr. Céline Kauffmann (OECD Centre for Entrepreneurhip, SMEs, Regions and Cities) weiterhin Hürden im ökologischen Transformationsprozess, die die KMU daran hindern, nachhaltiger zu werden. „Dazu gehören ein begrenzter Zugang zu Ressorcen – einschließlich Finanzmittel – und die Unsicherheit darüber, ob sich eine ökologische Umstellung lohnt“, so die OECD-Vertreterin. Dr. Harald Wieser (KMU Forschung Austria) merkte in diesem Zusammenhang an, dass die Klimapolitik noch zu wenig die Heterogenität und die Besonderheiten der kleinen und mittleren Unternehmen beachte. Der Unternehmenspolitik komme daher eine besonders wichtige Rolle in der Transformation zu, ambitionierte klimapolitische Ziele in die diversen Alltagsrealitäten der Unternehmen zu übersetzen.
Digitale Technologien können ökologische Transformation unterstützen
Nach Ansicht von Prof. Dr. Effie Kesidou (Leeds University Business School & Enterprise Research Centre/UK) falle es jedoch Unternehmerinnen und Unternehmern deutlich leichter, ihre Innovationsaktivitäten im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit voranzutreiben, wenn sie digitale Technologien und Kompetenzen nutzen. Dies habe eine Umfrage in Großbritannien deutlich gezeigt.
Welche Rolle generell die digitale Transformation während der Corona-Pandemie gespielt hat, legte Prof. Dr. Erik Stam (Universität Utrecht/Niederlande) dar. Demnach führen Regionen mit starken unternehmerischen Ökosystemen den digitalen Wandel an. Zugleich bestätigte Prof. Dr. Paul Steffens (University of Adelaide/Australien) in seinem Vortrag, dass Krisen die Fähigkeit von Unternehmerinnen und Unternehmern verstärke, adäquat auf diese Situationen zu reagieren. Dies habe der Umgang von Unternehmerinnen und Unternehmern in Dänemark mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie gezeigt.