Energiewende und Versorgungssicherheit durch neue Ammoniak-Technologien

Teilnehmende des CAMPFIRE-Symposiums informierten sich am 21. Oktober 2022 im Ozeaneum Stralsund über die Kommerzialisierung von Ammoniak-Energietechnologien Anne Zschächner INP

Am 21. Oktober 2022 trafen sich rund 100 nationale und internationale Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Politik und Forschung zum CAMPFIRE-Symposium 2022 im Ozeaneum Stralsund. Unter dem Motto „Grüne Ammoniak Technologien für Energiesicherheit, Klimaschutz und Wirtschaftswachstum“ präsentierten Unternehmen ihre Pläne für neue Anwendungen und Umsetzungskonzepte. Ammoniak ist ein idealer Speicher von Wasserstoff und kann auch als Treibstoff für Schiffe und Züge dienen.

Die aktuelle Gaskrise belegt die dringende Notwendigkeit der Energiewende, weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien. Eine zentrale Rolle wird dabei Ammoniak spielen. Der aus der Düngemittelindustrie bekannte Ammoniak (NH3) dient weltweit immer mehr als Energieträger für grünen Strom und Wasserstoff. Er ermöglicht den Einsatz von Wasserstoff in vielen Bereichen, da sich Ammoniak viel einfacher, effizienter und kostengünstiger speichern und transportieren lässt. Als zweitmeist produzierte Chemikalie der Welt wird Ammoniak bereits in großen Mengen um die Weltmeere verschifft und an Land per Pipeline, Bahn und Laster zu den Kunden transportiert. Aus erneuerbarer Energie produzierter grüner Ammoniak gilt daher zunehmend als Gamechanger der Energiewende und Schlüssel für die Versorgungssicherheit.

CAMPFIRE-Symposium zur Kommerzialisierung von Ammoniak-Energietechnologien

Das diesjährige Symposium des CAMPFIRE-Bündnisses setzte den Fokus auf die weltweite unternehmerische Umsetzung von Ammoniak-Technologien und neu entstehende Wasserstoff-Wertschöpfungsketten. CAMPFIRE wird vom Greifswalder Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. koordiniert. Gemeinsam mit mehr als 70 Partnern entwickelt das Bündnis neue Technologien für die Erzeugung und den Import von grünem Ammoniak und dessen Einsatz als Energiespeicher und Kraftstoff. In Stralsund trafen sich auf Initiative von CAMPFIRE regionale, nationale und internationale Partner, um sich über die globalen Entwicklungen im neuen Energiesektor Ammoniak auszutauschen.

Im Mittelpunkt standen Präsentationen von namenhaften, marktführenden Unternehmen wie Thyssenkrupp, Solarlite, Maersk Zero Carbon Shipping, Hereaus Deutschland, YARA Clean Ammonia sowie der Ammonia Energy Association. Die Vorträge und Diskussionen drehten sich um Technologien für die Erzeugung und den Transport von Ammoniak, dessen Rückwandlung zu Wasserstoff sowie den Einsatz als Kraftstoff an Bord von Schiffen. Besondere Highlights waren die Vorstellung des finnischen Green Ammonnia-Projekts „Green NortH2 Energy“ und des „Daure Geen Hydrogen“ Projekts in Erongo, Namibia. Ein wichtiger Input für den Markhochlauf von Wasserstoff aus der Perspektive eines Investors wurde den Teilnehmern durch Senco Hydrogen Capital vermittelt.

Grüner Ammoniak als Wirtschaftstreiber für Mecklenburg-Vorpommern

Den Technologiehochlauf von grünen Ammoniaktechnologien aus Mecklenburg-Vorpommern erläuterte Jens Wartmann, Leiter der Strategie und Technologie im CAMFIRE-Bündnis den Teilnehmenden. Geplant sind mit den Startups Green Ammonia Power, AmmoPro und der CAMPFIRE AG erste Ausgründungen aus dem Bündnis. Jens Wartmann erläutert: „Beim derzeitig rapiden Markthochlauf von Ammoniak rechnen wir damit, dass bereits innerhalb eines kurzen Zeitraums eine Technologieführerschaft für unsere regionalen Unternehmen und ihre Geschäftspartner erreicht werden kann. Bereits ab 2025 sollen nachhaltige Geschäftsmodelle für Ammoniak-Technologien möglich sein.“

Dr. Angela Kruth, Sprecherin und Koordinatorin des CAMPFIRE-Bündnisses, begrüßt die Teilnehmer des CAMPFIRE-Symposiums am 21. Oktober 2022 im Ozeaneum Stralsund, Anne Zschächner. INP

Die Sprecherin und Koordinatorin des CAMPFIRE-Bündnisses Dr. Angela Kruth ergänzt: „Nach einer sehr dynamischen Forschungs- und Entwicklungsphase unserer technologischen Lösungen für das zukünftige Ammoniak-Energiesystem, freuen wir uns nun auf die unternehmerische Realisierung unserer Ziele und die Vermarktung von Hochtechnologie aus der Region. Unsere neuen Start-Ups sollen im Verbund mit regionalen Unternehmen sowie durch Partnerschaften mit der Großindustrie und Investoren zukünftig Technologien für Power-to-Ammonia und Ammonia-to-Power fertigen und weltweit exportieren. Das wirtschaftliche Potenzial für die Region ist hoch und umfasst die Branchen Anlagenbau, Energietechnik, Energiehandel, Sondermaschinenbau, Schiffbau und Automatisierungstechnik.“

Die Besucher des CAMPFIRE-Symposiums konnten sich vor Ort auf einer Ausstellung über Brennstoffzellen-Systeme, Ammoniak-Cracker sowie Schlüsselkomponenten von Elekrolyseuren und Ammoniak-Produktionsreaktoren informieren. Weitere Lösungen präsentierten die regional produzierenden Unternehmen Sunfire Fuel Cells GmbH und Gesmex Exchangers GmbH sowie die geplante Ausgründung ‚Plasmafilm‘ aus dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie.

Über CAMPFIRE

Das durch den Bund finanzierte CAMPFIRE-Bündnis wurde 2018 im Rahmen des BMBF-Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gegründet. Es leistet eine Initialzündung für einen nachhaltigen Strukturwandel in der Region Nord-Ost durch den Aufbau innovativer Pfade und die Erschließung von wirtschaftlichen Vorteilen für hier ansässige kleine und mittelständische Unternehmen. Die mittlerweile über 70 Partner setzen Technologien für die Erzeugung und den Import von grünem Ammoniak und dessen Einsatz als Kraftstoff für die Schifffahrt und Energiespeicher um.

Die CAMPFIRE-Technologieentwicklung wird derzeitig mit rund 55 Millionen Euro im Rahmen des BMBF WIR! Programms, im Leitvorhaben TransHyDE im BMBF Ideenwettbewerb „Grüner Wasserstoff“, im Horizon2020 FETProActiv sowie im BMWK IGF AiF gefördert. Durch CAMPFIRE wurden in den letzten Jahren starke Partnerschaft von regionalen kleinen und mittelständischen Unternehmen mit einer finanzkräftigen Großindustrie und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie eine internationale Sichtbarkeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Uckermark im Themenfeld Ammoniak und Wasserstoff geschaffen.