Europäische Ideen und Identitäten in Zeiten des Ukraine-Krieges

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg wird über die Frage, was Europa eigentlich ausmacht, diskutiert. Die Ausformulierung einer „kollektiven“ Identität oder die Benennung von kulturellen Besonderheiten, die zu einer Bestimmung des spezifischen Charakters dienen könnte, kommt in unterschiedlicher Weise vor: als Bezug auf eine angebliche oder tatsächliche historische Tradition, aber auch als Ergebnis der Akzeptanz einer Werteordnung und damit letztlich als Entscheidung, auf eine bestimmte Art leben zu wollen.

Sowohl der – historisch zu prüfende – Rekurs auf etwa die griechisch-römische Antike und das Christentum als auch auf eine Menge normativer Ideale wie die Menschenrechte und Vorstellungen von demokratischer Pluralität garantieren jedoch noch nicht, dass sich ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl herausbildet. Inwiefern identifizieren wir uns selbst als europäisch in einem mehr als geografischen Sinne? Ist ein solcher Bezug für das Funktionieren einer Gemeinschaft im ‚Projekt Europa‘ notwendig? Wird eine eigenständige europäische Identität vielleicht gerade im 21. Jahrhundert durch globale Krisen, Kriege und Konflikte sichtbar und gestärkt?

Noch einmal anders stellt sich die Frage dar, wenn der Blick von außen auf Europa fällt: Für Menschen aus vielen Teilen der Welt ist Europa einerseits Sehnsuchtsort und Partner. Andererseits sind Eurozentrismus, fortwirkendes koloniales Erbe und wirtschaftliche Ungleichheit zugleich Gründe für die Abgrenzung von Europa und die Formulierung eigener Identitäten. Vorwürfe von doppelten Standards und ausgesetzten Idealen etwa bei Praktiken des Grenzschutzes sind Elemente einer kritischen Sicht auf die Realität vermeintlicher europäischer Ideale und zugleich eine Herausforderung für das Selbstverständnis Europas.

Um diese Aspekte zu Europa und europäischer Identität geht es in der digitalen Vorlesungsreihe „Europa – Ideen und Identitäten“ des Studium generale der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) im Wintersemester 2022/2023. Die interdisziplinäre Vortragsreihe wird kultur- und sozialwissenschaftliche, philosophische und geographische Perspektiven zu diesem Themenfeld bieten.

Die Vorträge der Reihe „Europa – Ideen und Identitäten“ finden im Wintersemester 2022/2023 jeweils montags von 18:15 bis 19:45 Uhr als Online-Veranstaltungen mit Livestream statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Das Programm der digitalen Vorlesungsreihe:
jeweils montags, 18:15-19:45 Uhr
https://www.studgen.uni-mainz.de/rvl-tsp-europa-winter-2022-23/ (inkl. Einführungsvideo zur Reihe)

07.11.2022
Was ist europäisch?
Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse (Würzburg)

14.11.2022
Europäische Identität(en): Praktiken und Ideen in Neuzeit und Gegenwart
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Schmale (Wien)

28.11.2022
Europa ist kein Festland – postmigrantische und postkoloniale Perspektiven
Prof. Dr. Regina Römhild (Berlin)

05.12.2022
Die Europäische Wertegemeinschaft am Scheideweg – Herausforderungen und Perspektiven
Prof. Dr. Stephanie Schiedermair (Leipzig)

12.12.2022
Le grand dessin – Über die Bedeutung historischer Europavorstellungen für die Gegenwart
Prof. Dr. Olaf Leiße (Jena)

16.01.2023
Die Konstruktion raumbezogener Identitäten – das Beispiel Europa
Prof. Dr. Georg Glasze (Erlangen-Nürnberg)

23.01.2023
Shakespeare und Europa
Prof. Dr. Florian Klaeger (Bayreuth)

30.01.2023
Fußball, Identität und sozialer Zusammenhalt in Europa
Jonas Biel und Tobias Finger (Mainz)

Kontakt:
Prof. Dr. Cornelis Menke
Leiter des Studium generale
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel.: +49 6131 39-22660
E-Mail: studgen@uni-mainz.de
https://www.studgen.uni-mainz.de/