HS Luzern: Hürden und Chancen des gesellschaftlichen Wandels in der Ukraine

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

An der wissenschaftlichen Konferenz werden die Strukturen der ukrainischen Gesellschaft, Wirtschaft und staatlichen Institutionen analysiert. Der Schwerpunkt liegt auf den möglichen Hürden, die zu überwinden sind, damit sich das Land nachhaltig in die europäische Staatengemeinschaft integrieren kann.

Die Ukraine sieht sich auf ihrem Entwicklungsweg auf der Schwelle hin zu einem europäischen Modell. Bei der Veränderung weg von einem post-sowjetischen zu einem europäischen Staat gibt es jedoch noch viele Hürden. Zwischen politischen Absichtserklärungen und deren Realisierung besteht oftmals eine Kluft – nicht nur in der Ukraine. Dabei ist die Darstellung als lineare Entwicklung zu einfach, um komplexen gesellschaftlichen Prozessen Rechnung zu tragen. Die instrumentelle Logik wirtschaftlicher Reformen und Entwicklungspolitik gerät in Konflikt mit informellen Institutionen, ungeschriebenen Regeln und Praktiken, die im europäischen Modell und seinem Rechtsverständnis keinen Platz haben. Diese Mechanismen können gute Intentionen vereinnahmen und in eine unproduktive Richtung lenken.

Mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine, der weltweiten medialen Aufmerksamkeit und einer breiten Unterstützung in den westlichen Ländern besteht eine fundamental neue Situation. An der Konferenz untersuchen internationale Fachleute gesellschaftliche Phänomene in der Ukraine. Wo liegen die Stellschrauben für einen nachhaltigen Wandel? Welche Hürden bestehen? Und wie können diese überwunden werden?  Die Konferenz will zum besseren Verständnis des Landes beitragen, um Chancen und Risiken für Integrationsbestrebungen, Wiederaufbauhilfe oder Investitionen richtig einzuschätzen.

  1. – 17. November 2022,Anmeldung

 

Referierende

Bálint Magyar  ist Senior Research Fellow des CEU Democracy Institute und führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der vergleichenden Forschung zu postkommunistischen Staaten und Volkswirtschaften. Sein Konferenzvortrag trägt den Titel „Post-Communist Regime Trajectories and Challenges for Patronal Democracies“ (Postkommunistische Regimeverläufe und Herausforderungen für patronale Demokratien), in dem er seinen spezifischen konzeptionellen Rahmen zur Analyse der Ukraine verwendet.

Vladimir Dubrovsky ist ein ukrainischer Institutionenökonom und ein führender Spezialist für Korruptionsphänomene in seinem Land.

Oksana Huss ist Post-Doc-Forscherin. Ihre Fachgebiete sind hybride Regime, (Anti-) Korruption und Open Government.

Bálint Madlovics ist ein ungarischer Politikwissenschaftler, Ökonom und Soziologe. Er ist Junior Research Fellow des CEU Democracy Institute und Co-Autor von Bálint Magyar. Im Vortrag „Relational Economy, Captured States, and the Concept of Oligarchs“ wird er den Begriff „Patronalismus“ untersuchen.

Jacek Kurczewski ist ein bekannter polnischer Soziologe. Er wird die Entwicklung der Ukraine mit derjenigen Polens vergleichen, einem Land, das in den letzten 30 Jahren tiefgreifende Veränderungen erfahren hat.

Mikhail Chaplyga ist eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in der Ukraine, Publizist, NGO-Spezialist und häufiger Gast in TV-Talkshows. Hier wird er seine Beobachtungen über die Entwicklungen in der ukrainischen Gesellschaft und Wirtschaft in den letzten 20 Jahren darlegen.

Svitlana Shcherbak ist eine Forscherin mit achtzehnjähriger Erfahrung in der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Ihre Arbeiten konzentrieren sich auf die Beziehung zwischen Wirtschaft und Politik, Demokratisierung und ihre Verzerrungen – Populismus und plebiszitäre Demokratie.

David Dalton doktorierte an der School of Slavonic and East European Studies der UCL in London. Er forscht über die politische Ökonomie der modernen ukrainischen Elite. Bevor er an die Universität zurückkehrte, arbeitete er als Redakteur bei der Economist Intelligence Unit. Er wird über „die Oligarchie“ als dominantes postkommunistisches politisches Wirtschaftsregime der Ukraine sprechen, was sie für die Entwicklung der Ukraine bedeutet hat und warum es wichtig ist, dies für die Nachkriegsreform zu verstehen.

Denys Kiryukhin ist ein politischer Analyst und Sozialwissenschaftler. Sein Forschungsschwerpunkt ist die politische Entwicklung in postkommunistischen Staaten.

Michael Derrer, der Initiator der Konferenz, ist Dozent am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Er ist seit dreissig Jahren auf die Länder Osteuropas spezialisiert und seit 1994 regelmäßig in der Ukraine tätig. Derzeit schließt er seine wirtschaftssoziologische Dissertation mit Bezug zu Russland und der Ukraine ab.