Forschungsvorhaben über Entwicklung klimawandeltauglicher Wälder

Lücken im sächsischen Altbaumbestand geben zukunftsfähigen Baumarten Raum. Sven Wagner

Wie schaffen es junge Bäume, trotz Klimastress aufgrund von Hitze und Dürre zu vitalen Bäumen heranzuwachsen? Mit dem Start in den November 2022 beginnt auch die Arbeit in einem neuen Verbundprojekt der TU Dresden zur Waldentwicklung, finanziert durch den Waldklimafonds. Der Waldklimafonds (WKF) wurde auf der Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages unter gemeinsamer Federführung des Bundesumweltministeriums (BMU) und des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) eingerichtet. Das Verbundvorhaben „WAIKLIM – Waldbau im Klimawandel“ soll Aufschluss darüber geben, wie in Wälder eingegriffen werden sollte, damit junge Forstpflanzen bestmögliche Etablierungs- und Wachstumschancen unter veränderten Klimabedingungen bekommen. Prof. Sven Wagner, Inhaber der Professur für Waldbau der TU Dresden, übernimmt die Projektleitung von WAIKLIM. Das Gesamtvolumen der Förderung beträgt mehr als zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren.

Weltweit stehen Förster vor der Herausforderung, Waldflächen angesichts einer sich verändernden Umwelt zukunftsfähig zu bewirtschaften. Reinbestände, zunehmende Dürreperioden und Unwetter fordern vielerorts eine Anpassung der Waldbewirtschaftungsstrategien. WAIKLIM untersucht die Auswirkungen unterschiedlich starker Auflichtungen von Altbeständen auf den lokalen Wasserhaushalt und auf das Wachstum der jungen Bäume. Dabei berücksichtigen die Forschenden auch, wie gefährdet die Altbestände durch Stürme sind.

Für die Untersuchung werden gezielt Waldbestände des Staatsbetriebes Sachsenforst (SBS) ausgewählt, aufgelockert und mit den forstlich relevanten Baumarten Stieleiche, Buche, Douglasie und Weißtanne bepflanzt. Die Wechselwirkungen zwischen den Altbäumen und der Verjüngung in Bezug auf den Wasserhaushalt des Bestandes sollen Informationen für den praktischen Waldumbau liefern, um zukunftsfähige Baumarten in sächsischen Wäldern effizient etablieren zu können.

Ein breit aufgestelltes Team aus vier Professuren der TU Dresden will im Rahmen des Projektes Lösungen für einen nachhaltigen Waldumbau finden: die Professuren Waldbau (Prof. Sven Wagner, Leitung), Bodenressourcen und Landnutzung (Prof. Karsten Kalbitz), Standortslehre und Pflanzenernährung (Prof. Karl-Heinz Feger) sowie Biodiversität und Naturschutz (Prof. Goddert von Oheimb). Die vielfältige Expertise und erprobte interdisziplinäre Zusammenarbeit der Tharandter Forstwissenschaften an der Fakultät Umweltwissenschaften bieten optimale Voraussetzungen für dieses Vorhaben.

Der SBS als wichtiger regionaler Kooperationspartner ist für die Auswahl der Untersuchungsflächen sowie die Pflanzungen zuständig. Bereits durch vorangegangene Projekte besteht zwischen der TU Dresden und dem Sachsenforst ein enges Netzwerk, welches zu vielfältigen Synergien geführt hat.

Neben Wissenschaftlern der TU Dresden und dem Sachsenforst arbeiten auch zwei externe Projektpartner an dem Vorhaben. Prof. Oleg Panferov, Professur Klimawandel und Klimaschutz der TH Bingen, mit dem die TU Dresden ebenfalls gemeinsame Forschungen verzeichnen kann, simuliert mit Hilfe einer Software Sturmschäden und Sturmschadenswahrscheinlichkeiten in den Wäldern. Für die Simulation wird im Laufe des Projektes eine große Menge an Daten gesammelt, die in das Programm eingespeist werden.

Bei der Sammlung und Auswertung der umfangreichen Datensätze wird Dr. Isabelle Herrmann (selbständige Wissenschaftlerin; Promotion an der TU-Dresden) mit ihrer Expertise beitragen. Mit Hilfe des Optimierungstools ROBBE (Räumliche Optimierung der Bestandsstruktur unter Berücksichtigung von Einzelbaumeffekten) modelliert sie die optimale Entnahme von Bäumen aus einem Bestand. Dabei fließen Faktoren wie die Wasserversorgung der untersuchten Standorte mit ein. Das Optimierungstool soll im Rahmen des Projektes weiterentwickelt und mit der Software zur Berechnung des Sturmschadensrisikos gekoppelt werden. Somit sollen ganzheitliche Empfehlungen für die Forstpraxis abgeleitet werden.