Europa braucht gesunde Ökosysteme, die der biologischen Vielfalt und den Menschen zugutekommen und dabei klimaresistent sind. Das Horizon Europe Projekt NaturaConnect unterstützt die Regierungen der Europäischen Union und andere öffentliche und private Institutionen dabei, ein kohärentes, widerstandsfähiges und weit verknüpftes transeuropäisches Naturnetz zu schaffen. Das neue Projekt wird von internationalen Partnern aus Forschungs- und Umweltorganisationen unter Leitung des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) durchgeführt.
Im Oktober 2020 verpflichteten sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, mindestens 30 % ihrer Land- und Meeresfläche rechtlich zu schützen und mindestens ein Drittel dieser Schutzgebiete unter strengen Schutz zu stellen. Dieser Schritt soll zur Umsetzung des Europäischen Green Deals beitragen, das Naturkapital Europas erhalten und wiederherstellen und der EU eine führende Rolle im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) nach 2020 verschaffen.
Angestrebtes Ziel ist ein zusammenhängendes Transeuropäisches Naturnetzwerk (TEN-N), ein über Korridore miteinander verbundenes System natürlicher und naturnaher Gebiete, die bei angemessener Bewirtschaftung die biologische Vielfalt und das Wohlergehen der Menschen in vielfältiger Weise unterstützen.
Um die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten bei der Umsetzung ihrer ehrgeizigen Strategie für Schutzgebiete zu unterstützen, finanziert das Forschungs- und Innovationsprogramm der EU Horizont Europa ein neues Projekt namens NaturaConnect. Das Projekt bringt Expertinnen und Experten aus über zwanzig Partnerinstitutionen* zusammen, die gemeinsam von IIASA, iDiv und der MLU koordiniert werden.
In enger Zusammenarbeit mit Schutzgebietsmanagern, Naturschutzorganisationen und anderen Interessengruppen wird das Projektteam in ganz Europa Aktivitäten für Forschung, Bürgerengagement und Informationsverbreitung durchführen, um die besten Schutzgebiete zu ermitteln und zu vernetzen, und so die biologische Vielfalt zu erhalten und sich an den Klimawandel anzupassen. Das Team wird auch mit nationalen und subnationalen Naturschutzbehörden und anderen Interessenvertreterinnen und –vertretern in sechs Fallstudien zusammenarbeiten, um ihre Ansätze zu testen und zu verfeinern, und die laufenden lokalen Schutzprojekte zu informieren. Ein Beispiel hierfür ist die Karpaten-Donau-Region. Hier soll NaturaConnect die Herausforderungen ergründen, die bei der Gestaltung und Umsetzung eines Schutzgebietsnetzwerks in einem grenzüberschreitenden Gebiet mit zehn verschiedenen Länder entstehen können.
„NaturaConnect bindet wichtige Entscheidungsträger, Politikexperte und anderen Interessengruppen ein, um einen strategischen Plan zur Realisierung eines ökologisch repräsentativen, gut verbundenen Netzwerks von Schutzgebieten zu entwerfen“, erklärt Projektkoordinator Dr. Piero Visconti, der die Forschungsgruppe Biodiversität, Ökologie und Naturschutz im IIASA-Programm für Biodiversität und natürliche Ressourcen leitet. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele der Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union bis 2030.“
„Der Aufbau eines wirklich kohärenten Naturschutznetzes ist eine große wissenschaftliche Herausforderung, da nicht nur vorhergesagt werden muss, wo und wie die biologische Vielfalt in Zukunft bedroht sein könnte, sondern auch Wege gefunden werden müssen, um natürliche Gebiete in stark veränderten Landschaften wieder miteinander zu verbinden“, fügt der stellvertretende Koordinator von iDiv und MLU, Dr. Néstor Fernández, hinzu.
Das Projekt verfolgt folgende Ziele:
1. Unterstützung der Planungsbehörden durch die Sammlung und Bereitstellung der besten verfügbaren Daten und Instrumente zur Bewertung der biologischen Vielfalt und ihrer Nutzen für die Menschen
2. Unterstützung der Planungsbehörden bei der Gestaltung eines effektiven transeuropäischen Naturnetzes durch Vorhersage künftiger Entwicklungen von Klima und Landnutzung, die die Entwicklung eines solchen Netzes einschränken oder ermöglichen können
3. Identifizierung verschiedener Verteilungsalternativen von Schutzgebieten und Korridoren auf in Anlehnung an Präferenzen verschiedener politischer Ziele
4. Identifizierung von Möglichkeiten und Herausforderungen für die Einrichtung des Netzwerks, Mechanismen und Instrumente für die Umsetzung, insbesondere Finanzinstrumente und Möglichkeiten zum Abbau von Hürden durch einen umfassenden Dialog mit Praktikern, Kapazitätsaufbau und Entscheidungshilfe
5. Vorstellung von Anwendungen des Schutzgebietsnetzes anhand von Fallstudien
„Wir freuen uns darauf, dieses Projekt in Angriff zu nehmen“, sagt Projektleiter Visconti. „Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir die Wissengrundlage, Instrumente und Programme zum Aufbau von Kapazitäten schaffen, um die Europäische Kommission, ihre Mitgliedstaaten sowie Fachleute aus der Naturschutzbranche bei der Verwirklichung der Vision des TEN-N zu unterstützen.“