Ein globaler Sozialpakt könnte aus der Klimakrise helfen

Globale Verteilungsgerechtigkeit und grundlegende gesellschaftliche Veränderungen sind der Schlüssel, um die Stabilität unseres Planeten zu sichern, zeigt eine aktuelle Studie eines internationalen Teams von Wissenschafter:innen. Foto: pixabay

Wie können alle Menschen auf der Welt ein Leben in Würde führen und ihre Grundbedürfnisse decken, ohne dass dabei die Erde kollabiert? In einer Studie untersuchte ein internationales Team von Wissenschafter:innen, inwieweit sich soziale Ziele, wie die Beseitigung der Armut, mit Klima- und Umweltschutz vereinbaren lassen. Die Erkenntnis der Forschung: Globale Verteilungsgerechtigkeit, grundlegende gesellschaftliche Veränderungen und Verbesserungen in der weltweiten Versorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln, Infrastruktur und Energie sind der Schlüssel, um die Stabilität unseres Planeten zu sichern. Eine der Autoren der Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht wurde, ist Ilona Otto, Ressourcen-Ökonomin am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz.

„Während das 20. Jahrhundert durch das Phänomen der großen Beschleunigung gekennzeichnet war, entwickelt sich das 21. Jahrhundert zum Zeitalter der großen Ungleichheit. Diese zu verringern – sowohl innerhalb der Länder als auch zwischen den Staaten – ist aber eine zentrale Voraussetzung, um die Klimakrise bewältigen zu können. Wir brauchen einen neuen globalen Sozialpakt, um das Wohlergehen aller auf dem Planeten Erde neu zu verhandeln“, fordert Ilona Otto.

In der Studie berechneten die Forscher, wie hoch der zusätzliche Druck auf das Erdsystem im Jahr 2018 gewesen wäre, wenn alle Menschen weltweit gerechten Zugang zu Nahrung, Wasser, Energie und Infrastruktur gehabt hätten. Ihre Analysen ergaben, dass die Treibhausgasemissionen um mehr als ein Viertel gestiegen wären. Die Wasser- und Bodennutzung sowie die Nährstoffbelastung in Gewässern hätten um zwei bis fünf Prozent zugenommen. Die Untersuchungen zeigten aber auch: Diese Belastungen, die sich aus dem Zugang des ärmsten Drittels der Menschheit zu angemessenen Ressourcen ergeben, entsprechen genau jenen negativen Effekten, die von den reichsten ein bis vier Prozent der Weltbevölkerung verursacht werden.

„Die Wohlhabenden, die sich den Großteil der Ressourcen und Ökosysteme der Erde aneignen, müssen einen tiefgreifenden Wandel vollziehen, damit soziale und ökologische Ziele erreicht werden können“, fasst Ilona Otto zusammen. Die Wissenschaftlerin erforscht im Profilbereich Climate Change Graz der Uni Graz, mit welchen Maßnahmen sich diese Transformation der Gesellschaft am schnellsten und effektivsten vorantreiben lässt.

Die Autoren der eben erschienenen Studie sind Mitglieder der Earth Commission, eines internationalen Teams von Wissenschaftler mit dem Auftrag, für die Menschheit und unseren Planeten einen sicheren und gerechten Ausweg aus der Klimakrise zu finden. Hinter der Earth Commission steht das internationale Forschungsprogramm „Future Earth“.