Alfred-Wegener-Institut mit kindgerechtem Wissen über den Klimawandel

Arktishelden Niels Kalk

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, vor der alle Generationen unserer Gesellschaft stehen. Doch wie können wir auch den Jüngeren das Thema auf eine positive und kreative Art nahebringen und sie an Wissen teilhaben lassen, das ihre Zukunft beeinflussen wird? Eine Möglichkeit hat das Alfred-Wegener-Institut im Projekt „Und was kommt dann? Kinder erzählen Klimageschichten“ entwickelt. Gemeinsam mit Forschenden konnten Schul- und Kindergartenkinder ihre ganz eigenen Geschichten über die Zukunft der Arktis erzählen. Aus den Ideen ist das Kinderlied „Arktishelden“ entstanden, das Anfang Dezember erschienen ist.

Schmelzende Gletscher, Dürren oder Überschwemmungen – schon jetzt merken wir die Folgen des Klimawandels. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Folgen in den kommenden Jahrzehnten noch stärker werden und zukünftige Generationen vor noch größeren Herausforderungen stehen. Doch wie kann man Kindern und Jugendlichen ein so komplexes Thema wie den Klimawandel näherbringen, ohne sie in Angst und Schrecken zu versetzen und ihnen gleichzeitig zeigen, dass sie selber handeln und Lösungen finden können? Mit dem Projekt „Und was kommt dann? Kinder erzählen Klimageschichten“ hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) Wissen kreativ und auf Augenhöhe vermittelt: Es bringt Kinder und Forschende zusammen, um sich gemeinsam dem Thema Klimawandel zu nähern – in Form einer Heldengeschichte.

Diese haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des AWI zusammen mit der Erzählkünstlerin Barbara Greiner-Burkert erdacht: Jasmin und Leon machen sich mit einem magischen Schlitten auf den Weg in die Arktis, um herauszufinden, warum es in Bremerhaven nicht mehr schneit. Auf dem Weg treffen sie Gletscher, Wale und Krebstierchen, die ihnen erzählen, wie sehr sich ihr Lebensraum verändert. Plötzlich bleibt ein junger Narwal in einem Eisloch stecken und kann sich nicht mehr alleine befreien. Wie Jasmin und Leon dem Jungtier aus der Klemme helfen, blieb der Fantasie von zehn Schulklassen und Kindergärten aus Bremen und Bremerhaven überlassen, die an dem Projekt teilnahmen und die Geschichte weitererzählten.

Um sie dabei zu unterstützen, besuchten AWI-Forschende die Kinder an jeweils zwei Thementagen im Juni 2022. Dort gaben sie eine kurze Einführung in ihre Arbeit und in die Arktis, ließen die Kleinen in Polarkleidung schlüpfen und brachten Experimente und Spiele mit. Gemeinsam mit Erzählpädagoginnen haben die Kinder die Geschichte weitererzählt und Wege gefunden, wie Jasmin und Leon dem jungen Narwal helfen konnten. Dabei waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wie Projektleiterin Kinga Jarzynka vom AWI sagt: „In den Geschichten haben die Protagonisten Telefonketten gebildet, einen Aufruf per Instagram-Story gepostet, arktische und magische Tiere um Hilfe gebeten, Polarflieger, U-Boote und Heißluftballons gerufen. Es kamen Minions, Superhelden, Meerjungfrauen, Feen, Zauberer und sogar Polarforschende vor. Mit vereinten Kräften haben die Kinder es geschafft, den jungen Narwal in der Arktis zu retten.“

Die Erzählkunst erwies sich als ideales Mittel, um Kindern einerseits wichtiges Wissen über jetzt schon sichtbare sowie zukünftige Auswirkungen des Klimawandels zu vermitteln und andererseits, um von ihnen und ihren Ideen zu lernen. „Mit dem Projekt ist es uns gelungen, sehr viele Kinder an das Thema Arktis heranzuführen, sie für diese Region zu begeistern und für die dort stattfindenden Klimaänderungen zu sensibilisieren“, sagt Kinga Jarzynka. „Sie wissen jetzt, wie es in der Arktis aussieht, wer dort lebt und sogar wie Eis klingt und Meereis schmeckt. Kinder haben eine starke Vorstellungskraft und können hervorragend um Ecken denken. Und dies kam beim gemeinsamen Erzählen und Erfinden gut zur Geltung. Die Botschaft unserer Geschichte ist klar: Die Mission kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam nach Zukunftslösungen suchen.“

Die Arktis-Geschichte wird vertont und deutschlandweit weitererzählt

Die kreativen Erzählungen der Kinder hat die Berliner Musikgruppe „D!E GÄNG“ in einem Lied vereint, das am 2. Dezember auf allen digitalen Streaming- Diensten erschien: In „Arktishelden“ vertonen die Musiker nicht nur die am AWI entstandene Geschichte, auch viele Ideen der Kinder sind in das Lied eingeflossen. „Die Idee traf bei uns auf offene Türen und wir haben gerne für die kleinen Projektteilnehmer:innen getextet und komponiert“, so die Band. D!E GÄNG wird das Lied am 18. Dezember bei einem Konzert im Holzmarkt in Berlin zum ersten Mal live spielen. Kinga Jarzynka wird das Projekt und die Arktis-Geschichte des AWI bei der Veranstaltung vorstellen.

Doch nicht nur Schulen und Kindergärten in Bremen und Bremerhaven konnten die Arktis-Geschichte weitererzählen: Im Oktober rief das AWI zu einem bundesweiten Erzählwettbewerb auf. Insgesamt beteiligten sich 25 Klassen und Kindergärten mit kreativen Video-, Audio- und Textbeiträgen. Den ersten Platz belegte die 4. Klasse der Giersbergschule in Siegen mit einer Hörgeschichte, in der niemand Geringerer als der Weihnachtsmann den Kindern und dem Narwal zu Hilfe eilt. Der Gewinn ist ein Besuch von AWI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt!

Das Projekt „Und was kommt dann? Kinder erzählen Klimageschichten“ ist Teil des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt! vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dieses widmet sich den Themen, die Bürgerinnen und Bürger ganz persönlich beschäftigen. Bei der zentralen Mitmachaktion, dem Ideenlauf, konnten sie ihre Fragen für die Wissenschaft einreichen. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft bündelten die Fragen in Clustern und ergänzten sie in einem Ergebnispapier mit fachlichen Informationen. Antje Boetius, Direktorin des AWI, war eine von dreizehn Forschenden im Science Panel, das die Perspektive der Wissenschaft vertrat.

Das Ergebnispapier liefert neue Impulse für zukünftige Forschung und Forschungspolitik und wurde bei der Abschlussveranstaltung des Wissenschaftsjahres im November 2022 an das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen übergeben. Diese überprüfen nun, wie der Input der Bürgerinnen und Bürger zukünftig genutzt werden kann. Das Ergebnis dieser Prüfung soll im Sommer 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Weiterführende Informationen: „Und was kommt dann? Kinder erzählen Klimageschichten“: https://www.awi.de/projekt-klimageschichten.html