Der Klimawandel stellt die Agrar- und Forstwirtschaft vor zahlreiche Herausforderungen: Eine davon ist die Verfügbarkeit von Wasser. Wälder verbrauchen Wasser, speichern es und stellen es in bester Qualität wieder bereit. Wie viel Wasser in unseren Wäldern verdunstet und welcher Anteil des Niederschlags zur Neubildung von Grundwasser führt, wird an den Waldbeobachtungsstellen des forstlichen Umweltmonitorings aber nur modellbasiert geschätzt.
Ein Forschungsteam der Universität Göttingen, der Technischen Universität Dresden und der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft will nun anstelle dieser Schätzungen effektive und effiziente Routinen für das Monitoring der Verdunstungsraten der Waldbäume entwickeln. In den vergangenen Jahrzehnten wurden verschiedene Sensoren entwickelt, die wertvolle Einblicke in den Wasserhaushalt der Bäume ermöglichten. Ihr Einsatz beschränkte sich aber bisher auf lokale Forschungsprojekte mit begrenztem zeitlichem Rahmen.
Die Forschenden im Verbundprojekt wollen jetzt ein praxisnahes Konzept erarbeiten, wie sich die sogenannten Saftflusssensoren langfristig in das bestehende Messnetz der forstlichen Intensivmonitoring-Standorte in Deutschland einbeziehen lassen. Diese Sensoren messen den Wasserstrom in den Stämmen der Bäume und damit das final zur Verdunstung verwendete Wasser. Die Vielzahl an Messungen an unterschiedlichsten Waldstandorten soll genutzt werden, um bisherige Unsicherheiten in der Waldwasserhaushaltsmodellierung abzuschätzen und nach Möglichkeit zu verringern.
„Wir erhoffen uns neben einer besseren Erfassung der Verdunstungs- und Grundwassererneuerungsraten, dass wir die Konkurrenzsituationen zwischen Bäumen mit unterschiedlichen Wurzelsystemen besser verstehen“, sagt Prof. Dr. Martin Maier, Inhaber des Lehrstuhls für Bodenphysik an der Universität Göttingen. „Wir wollen mit dem Vorhaben zu einer entscheidenden Verbesserung der langfristigen Datengrundlage für umweltpolitische Entscheidungen beitragen, die aufgrund der wiederkehrenden Dürresituationen dringend benötigt wird“, ergänzt Prof. Dr. Andreas Hartman von der Technischen Universität Dresden, der wie Dr. Stephan Raspe von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft einen weiteren Projektteil im Verbund betreut. Die Ergebnisse sollen vor allem Politik und Wirtschaft helfen, Strategien für trockenheitsresilienten Waldbau zu entwickeln.