Interview: Energiesparen in Krisenzeiten

Dipl.-Bauing. Peter Krautwald Foto: Privat

Sein Bauingenieur-Studium an der TU Braunschweig widmete Peter Krautwald in der Vertiefungsphase dem Massiv- und Stahlbau sowie der Statik. Auf dieses theoretische Fundament baute er seine praktische Ausbildung auf: Als einer von 30 Trainees bundesweit erlernte er die Spielregeln des Bauens bei Bilfinger + Berger Bauaktiengesellschaft (heute Bilfinger SE) mit den Schwerpunkten Bauwirtschaft und Bauleitung (Kalkulation, Arbeitsvorbereitung, Bauablaufplan-Erstellung und -kontrolle, Kostenkontrolle). Er ist Geschäftsführer der Krautwald Bauservice GmbH in Rheine und Gründer der Gründer der KE Klimaschutz Einfach GmbH, ebenfalls in Rheine.


Die augenblickliche Energiesituation zeigt recht deutlich, dass wir in der Vergangenheit, etwa bei der Energieeinsparung im Gebäudebestand, viel zu wenig getan haben. Sicher es gibt moderne Energiesparhäuser, aber die Mehrheit der Gebäude ist älteren Datums. Da stellt sich die Frage, bis zu welchem Gebäudealter es sinnvoll ist, nachzubessern?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Häuser kommen ja nicht von der Stange, sondern haben meist eine individuelle Geschichte und Ausstattung. Die ersten Punkte, die man betrachten sollte, sind das Heizungssystem und die vorhandene Dämmung. Und aus Nachhaltigkeitsgründen bin ich dafür, bestehende Gebäude zu nutzen und zu verbessern.

Gibt es denn ältere Gebäude, die sich energetisch verbessern lassen?

Und wenn wir uns den Bestand genauer ansehen und uns beispielsweise Häuser anschauen, die heute zwischen siebzig und neunzig Jahre alt sind, dann finden wir oft eine sehr gute Bausubstanz, mit der man arbeiten kann. Mit den richtigen Maßnahmen lassen sich solche Gebäude für die nächsten dreißig Jahre fit machen. Ich habe schon sehr viele dieser Häuser energetisch saniert und zum Teil auch restauriert. Meist sind die Auftraggeber Menschen zwischen vierzig und fünfzig, die sich fürs Alter ein an die Umwelt und den Menschen angepasstes Haus wünschen und dem entsprechend investieren.

Dabei ist doch die Sanierung des Heizungssystems sicher die Kernaufgabe?

Wenn es um die energetische Sanierung eines Wohnhauses geht, steht die Heizung sicherlich zuerst im Vordergrund. Mit dem Austausch von älteren Heizungen durch moderne Systeme lassen sich hier schnelle Erfolge erzielen. Dies gilt aber auch für den Austausch der Fenster, denn bei älteren Fenstern geht viel Wärme verloren. Darüber hinaus lassen sich auch Wärmedämmverbundsysteme nutzen und man kann das, oftmals gerne vergessene, Dach dämmen.

Wie wichtig ist dabei die Wärmepumpe?

In älteren Gebäuden gibt es Gegebenheiten, die so, zu modernen Techniken, und lassen Sie uns hier die Wärmepumpe als Beispiel nehmen, nicht wirklich passen. Bei einer Wärmepumpe haben wir im Vergleich zu einer klassischen Brennwerttherme viel geringere Vorlauftemperaturen. Wenn wir aber unsere Wunschtemperaturen erreichen wollen, müssen wir die vorhandenen Heizkörper durch spezielle Heizkörper, die für den Einsatz von Wärmepumpen geeignet sind, austauschen oder Fußbodenheizungen einbauen. Für den Einbau einer Fußbodenheizung ist ein erheblicher Aufwand nötig, sprich der gesamte Fußboden plus Estrich muss weichen. Nach dem Einbau passen dann womöglich die Türhöhen nicht mehr. All dieser Aufwand für den Einsatz der Wärmepumpe in Bestandsgebäuden wirft zu mindestens Fragen auf.

Aber was sollen wir dann nutzen?

Auch wenn dies zurzeit nicht sehr populär ist. In manchen Fällen ist eine Übergangstechnologie mittels Gas- oder Pelletheizungen aufgrund der Machbarkeit eine Option. Um Wärmepumpen flächendeckend verwenden zu können, müssen wir unser Stromnetz anpassen. Zurzeit haben wir da in vielen Regionen noch nicht die Voraussetzungen.

Zurzeit ist ein gutes Stichwort, denn in der augenblicklichen wirtschaftlichen Lage werden die meisten Menschen vorsichtig mit ihren finanziellen Mitteln umgehen und wahrscheinlich nicht in großangelegte energetische Sanierungen investieren.

Ja, das stimmt. Wir haben uns deshalb international umgesehen und nach Möglichkeiten zu schnell umsetzbaren Einsparmöglichkeiten gesucht. Dabei haben wir einige interessante Technologien gefunden, aber auch einen Zusatz für das Heizungswasser, dass sofort Energie spart. Dabei ist es nicht relevant, ob die Heizung mit Gas, Öl, Pellets oder Hackschnitzel oder eine Wärmepumpe verbaut ist oder das Gebäude an Fernwärme angeschlossen ist. Es geht vielmehr um den Wasserkreislauf, der zwischen dem Heizkessel bzw. der Wärmepumpe / Fernwärmeanschluss und den Heizkörpern im Haus zirkuliert. In einem Einfamilienhaus handelt es sich dabei im Durchschnitt um gut 200 Liter. Diesem umlaufenden Heizungswasser wird ein Zusatz, der ursprünglich in England entwickelt worden ist, zugefügt und senkt dann den Energieverbrauch direkt nach dem Einfüllen um bis zu 15%!

Ist das Produkt schon irgendwo im Einsatz?

Das Produkt ist in Großbritannien seit zehn Jahren im Einsatz und wird inzwischen insgesamt in über dreißig Ländern eingesetzt. In all diesen Ländern ist das Produkt mit dem Namen Endotherm, das inzwischen mit vielen Umweltpreisen ausgezeichnet wurde, eine Erfolgsgeschichte.

Ist die Anwendung schwierig?

Die Einfüllung ist einfach zu handhaben und in wenigen Minuten erledigt.

Was ist eigentlich der Effekt dieses Zusatzes?

Der Zusatz macht, um es einfach auszudrücken, das Heizungswasser geschmeidiger. Dadurch lässt sich das Wasser schneller aufheizen. Es wird schneller mehr Wärme in den Raum abgegeben, Heizkörper und Fußbodenheizungen bleiben länger warm. Ein weiterer Effekt ist, dass ein übermäßiges Erwärmen der Räume vermieden wird. Denn Wasser hat den Nachteil, dass es relativ träge reagiert. Deshalb werden in einem Raum, wo der Thermostat beispielsweise auf 21° C eingestellt, oftmals 22° C oder sogar 23° C erreicht, obwohl dies gar nicht gewünscht ist. Diese Energieverschwendung wird durch EndoTherm minimiert