Psychologisches Hilfsprojekt für Menschen in der Ukraine

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) hat mit der National Academy of Educational Sciences of Ukraine (NAES) ein Kooperationsabkommen zu dem gemeinsamen Hilfsprojekt „hope – helping to cope“ abgeschlossen. Das Abkommen wurde von Dr. Günter Koch, Geschäftsführer der PHB, und Prof. Dr. Vitalii Panok, Präsidiumsmitglied der NAES, unterzeichnet. Es besiegelt eine transnationale Zusammenarbeit, die helfen soll, unbürokratisch und schnell eine wichtige Versorgungslücke vor Ort zu schließen: die akutpsychologische Betreuung vom Krieg betroffener Kinder und Jugendlicher in der Ukraine.

Koordiniert von Prof. Johanna Böttcher (PHB) und Yuriy Luzenko (NAES) werden in dem Projekt ukrainische SchulpsychologInnen im Umgang mit psychologischen Kriegsfolgen bei Kindern und Jugendlichen ausgebildet. Um eine schnelle Versorgung Betroffener zu gewährleisten, werden dabei sowohl Maßnahmen zur Prävention (Teilprojekt PREVENT) als auch zur Behandlung (Teilprojekt INTERVENE) systematisch vermittelt.

Mit dem Treffen der Projektinitiatoren an der PHB hat sich nun ein Kreis geschlossen: Nach Beginn der Bombardements auf Kiew waren Prof. Vitalii Panok und seine Tochter, die Psychologin Iryna Panok, aus der Ukraine nach Berlin geflohen. In Berlin angekommen beschlossen sie, psychologische Unterstützung für ihre Landsleute zu organisieren. Durch Internetrecherchen wurden sie auf die PHB aufmerksam: “We literally went door-to-door in the university and asked faculty members if they could help us find someone who could give us some guidance on how we might go about setting up an educational program on psychological aid”, so Iryna Panok im Rückblick.

Prof. Johanna Böttcher, Dr. Günter Koch, Prof. Dr. Vitalii Panok, Iryna Panok (v.l.n.r.), PHB

Die Hochschulleitung der PHB und Prof. Johanna Böttcher, Koordinatorin der Ukraine-Hilfsprojekte an der PHB, sagten schnelle und unbürokratische Unterstützung zu. Den Hintergrund fasst Prof. Böttcher so zusammen: „Unsere KollegInnen in der Ukraine stehen vor der immensen Herausforderung, die psychologischen Folgen des Krieges aufzufangen. Schulpsychologen spielen hier eine Schlüsselrolle, da sie nah und zugänglich für Familien sind. Durch das hope-Projekt wollen wir sie bei ihrer großen Aufgabe unterstützen. Zusammen mit unseren ukrainischen KollegInnen wollen wir Fachkompetenzen vermitteln, Ressourcen stärken und Überforderung, so weit es geht, vorbeugen. Wir wollen auch signalisieren, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht alleine sind.“

Bereits ein halbes Jahr nach dem ersten Treffen war die Pilotphase des Projekts im September erfolgreich beendet. Zusammen mit 15 Psychologen und Psychologinnen aus der Region Ivana-Frankivsk, der ostukrainischen Region Sumy sowie der aktuell unter Beschuss stehenden Dnipro-Region waren in dieser Phase die Bedarfe und Ansprüche erhoben und Lehrinhalte für Workshops ausgewählt worden.

Auf dieser Grundlage wurde eine Weiterbildung entwickelt, in der notfallpsychologische Kompetenzen zum Umgang mit akut traumatisierten Menschen vermittelt werden. Im Rahmen der Kooperation von PHB und NAES werden nun bis Ende März 45 PsychologInnen weitergebildet, die auch darin geschult werden, wie sie ihr Wissen im Anschluss an andere PsychologInnen weitergeben können. Auf diese Weise soll in den nächsten Monaten die psychologische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Ukraine verbessert werden. Die Erkenntnisse des Projekts sollen darüber hinaus wissenschaftlich analysiert werden und als Grundlage zur Optimierung von Gesundheitssystemen dienen.

Das Projekt hope – helping to cope wird getragen von der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) und der National Academy of Educational Sciences of Ukraine (NAES). Es wird gefördert von der AETAS Kinderstiftung und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).