Das Direktorium des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE) hat Prof. Frank Baur vom Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES) mit Wirkung zum 1. Januar 2023 zum neuen Sprecher gewählt. „Das letzte Jahr hat nochmals erschreckend deutlich gemacht, dass unser Energiesystem widerstandsfähiger und unabhängiger werden muss, um die gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen und um gegen Ausfälle von problematischen Lieferanten sowie gegen gezielte Angriffe besser gewappnet zu sein. Dafür muss der Ausbau erneuerbarer Energien in Kombination mit Energieeinsparmaßnahmen forciert werden.“, fordert Baur.
Prof. Dr. Andreas Reuter vom Fraunhofer Institut für Windenergiesysteme (IWES), der zum stellvertretenden Sprecher des FVEE gewählt wurde, ergänzt: „Die Technologien zur Umsetzung einer klimaneutralen Energieversorgung sind zu großen Teilen verfügbar. Für ihre technologische Weiterentwicklung und großskalige Implementierung sowie hinsichtlich der erforderlichen Resilienz des Gesamtsystems liegen jedoch noch viele Forschungsfragen vor uns. Den damit verbundenen Aufgaben werden wir uns im FVEE 2023 verstärkt zuwenden.“
„Der Ausbau dezentraler, erneuerbarer Versorgungsstrukturen ist – sowohl im Strom- als auch im Wärmesektor – nicht nur ein Beitrag gegen den mittlerweile für jeden spürbaren Klimawandel, sondern macht das gesamte Energiesystem auch widerstandsfähiger“, erklärt Baur. „Denn als heimische Energien reduzieren die Erneuerbaren unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und deren – zu großen Teilen – geopolitisch problematischen Anbietern. Die dezentralen Strukturen und vielfältigen Quellen der Erneuerbaren machen das Energiesystem zudem weniger angreifbar und letztendlich auch ökonomisch planbarer.“
Für eine robuste krisensichere Energieversorgung müssen noch vielfältige Aspekte erforscht und umgesetzt werden. Die Mitgliedseinrichtungen des FVEE untersuchen die geopolitischen Risiken in verschiedene Regionen und wie die geostrategische Unabhängigkeit erhöht werden kann. Im Energiesystem müssen intelligente Redundanzen geschaffen werden, um Ausfälle auszugleichen. Ebenso macht eine integrierte Verknüpfung aller Akteure, Komponenten und Sektoren das System weniger störanfällig. Bei den Erneuerbaren-Technologien sollen kritische Rohstoffe durch neue Materialien ersetzt werden. Intelligente Recyclingverfahren müssen zukünftig dazu beitragen, Rohstoffe einzusparen. Weitere Themen sind Digitalisierung, IT Sicherheit und Monitoring. Den aktuellen Forschungsstand und die zu untersuchenden Fragestellungen wird der FVEE auf seiner Jahrestagung im Oktober 2023 vorstellen.
Angesichts des akuten Handlungsbedarfs wird Zeit zum wichtigen Faktor, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die aktuelle Krise ohne zusätzliche fossile Zwischenlösungen zu meistern. Daher müssen die Innovationszyklen beschleunigt und die Umsetzungszeiten von Forschungsergebnissen in verfügbare Produkte und zielführende Handlungsabläufe verkürzt werden.
Stadtwerke und Kommunen setzen die Energiewende vor Ort um und bauen resiliente Strukturen auf. „Die Forschung unterstützt dabei die regionalen Akteure bei der Entwicklung und Umsetzung zukunftsfähiger, das heißt nicht zuletzt auch gesellschaftspolitisch verträglicher Versorgungsstrukturen“ ergänzt Baur.
Prof. Frank Baur ist seit 2015 wissenschaftlicher Leiter und seit 2018 wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES gGmbH) in Saarbrücken und seit 1994 Professor für Kreislaufwirtschaft und Stoffstrommanagement an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Die Forschungsthemen des IZES sind u.a. energiewirtschaftliche Fragen (Sektorenkopplung), regionale Wärme- und Infrastrukturplanung, industrielle Versorgungslösungen, Bioökonomie und sozio-ökonomische Fragen der Energiewende.
Der stellvertretende Sprecher des FVEE, Prof. Dr. Andreas Reuter, leitet das Fraunhofer Institut für Windenergiesysteme (IWES) und hat eine Professur für Windenergietechnik an der Leibniz Universität Hannover, Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie. Zuvor hat Prof. Reuter als Konstruktionsleiter, Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer bei verschiedenen Windkraftanlagenherstellern und Ingenieurbüros gearbeitet und hat daher auch die globalen Märkte und industriepolitischen Entwicklungen für Energietechnologien im Blick.