Weser-Ems-Region wird europäischer Innovation Hub für den Mittelstand

Die Unterkunft für CITAH in Osnabrück ist ein sanierter Ringlokschuppen. Im sogenannten Coppenrath Innovation Centre werden die Forschenden und Unternehmen künftig zusammenarbeiten. Das DFKI wird 2023 als Ankermieter in das Gebäude ziehen. KRESINGS/ImagineWeCreate

Mit der Initiative CITAH, „Cross-Industry Transformation in Agriculture and Health“, gefördert von der EU und dem Land Niedersachsen mit 4,9 Mio. Euro, wurde zum Jahresbeginn ein Angebot für die regionale Wirtschaft eingerichtet. Agrar-, Ernährungswirtschaft und das Gesundheitswesen gelten zwischen Osnabrück und Oldenburg als Leitindustrien. In CITAH werden für diese und branchenübergreifend für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Formate geschaffen, die ein Voneinander-Lernen bei der digitalen Transformation ermöglichen und KMU befähigen sollen, Potenziale durch KI zu nutzen. Die Initiatoren sind der DFKI-Forschungsbereich „Smart Enterprise Engineering“ und das Institut OFFIS.

Was kann ein Landmaschinenbauer von einer Anwendung in der Pflege lernen oder umgekehrt? Oft unterscheiden sich Anlässe und Funktionalitäten beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Augmented Reality, aber nicht die Trägertechnologien selbst. Eine Chance für Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung ihres Geschäfts befassen, ist der Blick über die Grenzen der eigenen Branche hinaus.

„Der Osnabrücker Raum ist ein Knotenpunkt für die Branche Food und Agrar. Oldenburg ist Kompetenzregion im Gesundheitswesen. Beide haben sich über Jahrzehnte erfolgreich etabliert und bewältigen gerade den digitalen Wandel. Ausgehend von den ‚First Movern‘ in der niedersächsischen Wirtschaft kann die Anwendung von digitalen Technologien auch für andere zugänglich werden und in der Breite Einzug finden“, erklärt Prof. Dr. Oliver Thomas, Forschungsbereichsleiter am DFKI.

Dafür bekommt die Region jetzt Mittel aus dem Programm „Digitales Europa“ der Europäischen Union, das darauf abzielt, Wirtschaft und Gesellschaft in Europa bei der Nutzung von digitalen Technologien zu stärken (Förderkennzeichen: 101082978). Neben dem DFKI Niedersachsen in Osnabrück und dem Oldenburger OFFIS – Institut für Informatik beteiligen sich an CITAH die Universitäten Oldenburg und Osnabrück, das Agrotech Valley Forum sowie das GewiNet Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft. Der DFKI-Forschungsbereich bringt in CITAH Budget aus seiner Rahmenförderung vom Land Niedersachsen mit ein und verdoppelt mit CITAH sein Investment in die Innovationslandschaft Osnabrück.

Rundumservice für die Digitalisierung

Prof. Thomas sieht CITAH als Chance für den Transfer von Forschung in die Anwendung: „Wir können durch die Finanzierung über CITAH ein 360-Grad-Gesamtpaket für die digitale Transformation der Unternehmen in und um Osnabrück, Deutschlands Top-Mittelstandsregion, schnüren und unsere aktuellen Forschungsbefunde direkt in die Praxis tragen. Um die 600 KMU jeder Couleur werden von uns im Raum zwischen Osnabrück und Oldenburg adressiert und können profitieren.“

CITAH wird den Unternehmen Dienstleistungen in vier Bereichen anbieten:

• Weiterbildung zu technologischen Kompetenzen, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Interoperabilität und Cybersicherheit.

• Innovationslabore an den Standorten Oldenburg und Osnabrück für prototypische „Test-before-Invest“-Anwendungen.

• Beratung bei der Finanzierung von Digitalisierungsaktivitäten.

• Vernetzung der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie des Gesundheitswesens mit Unternehmen aus dem Bereich der Informationstechnik zur Bildung strategischer Allianzen und Ökosysteme.

Erste Leistungen werden Unternehmen voraussichtlich Mitte des Jahres in Anspruch nehmen können. Zum Auftakt wird es Veranstaltungen zum Kennenlernen des Angebots und des Netzwerks in Oldenburg am 7. März und in Osnabrück am 26. April 2023 geben. Die Aktivitäten in CITAH und das erste Get-Together werden in Osnabrück auch an einen neuen Ort geknüpft sein: das neue Coppenrath Innovation Center.

In der ersten Jahreshälfte beginnt das DFKI mit dem Umzug der beiden Forschungsbereiche in den sanierten Ringlokschuppen. Unternehmen können sich bei Interesse an einer Event-Teilnahme oder für weitere Informationen über CITAH an Dr. Pascal Meier in Osnabrück (pascal.meier@dfki.de) oder Dr. Marco Eichelberg (marco.eichelberg@offis.de) in Oldenburg wenden.

Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein, Vorstand von OFFIS und Sprecher von CITAH: „Mit CITAH werden wir die zentralen Ansprechpartner bei der digitalen Transformation von KMU in und um Oldenburg und Osnabrück. Ich freue mich auf unsere Startveranstaltungen, bin gespannt auf die Bedürfnisse der Unternehmen und möchte alle einladen, sich mit uns über den digitalen Fortschritt zu unterhalten“.

Hin zur europäischen Initiative

CITAH wird an ein neu geschaffenes, europaweites Netzwerk weiterer „European Digital Innovation Hubs“ angebunden sein, mit denen ein Wissensaustausch stattfinden soll. In Deutschland gibt es insgesamt 19 der Innovationszentren, in Europa 137. Niedersachsen ist mit CITAH und einem Hub in der Region Hannover-Braunschweig doppelt vertreten. CITAH baut auf das 2019 vom Land Niedersachsen gegründete Zentrum für Digitale Innovation in Niedersachsen (ZDIN) und den niedersächsischen Innovationsverbund SmartHybrid auf.