Mit Künstlicher Intelligenz und mobilen Paketstationen den Verkehr optimieren

© Golden Sikorka – Adobe Stock

Schadstoffemissionen in der Landeshauptstadt Stuttgart signifikant senken: Mit diesem Ziel vor Augen entwickelt und erprobt ein Konsortium unter Führung des Fraunhofer IAO im Projekt »GreenPickUp« eine Logistikplattform zur Optimierung von Paketauslieferungen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz werden im durch das BMUV geförderten Projekt ideale Orte für mobile Paketübergabepunkte berechnet, Transporte gebündelt und damit CO2-Emissionen reduziert.

Ausufernde Paketmengen wie steigende Verkehrsmengen und Schadstoffemissionen stellen Städte und Logistiker vor immer mehr Herausforderungen – neue und intelligente Liefersysteme sind deshalb gefragt. Insbesondere die klassische Zustellung bis zur Haustüre ist mit hohen Aufwänden und Kosten verbunden. »Wir erwarten, dass sich die Haustürzustellung branchenweit zu einem höherpreisigen Premiumservice entwickelt«, sagte ein Sprecher des Paketdiensts DPD bereits im Jahr 2019.

Auch eine Sprecherin von Hermes gab im selben Jahr zu bedenken: »Wir müssen uns […] überlegen, inwieweit eine Haustürzustellung als Standardleistung langfristig tragbar ist«. Dass eine Zustellung bis zur Haustüre von Empfängerinnen und Empfängern nicht unbedingt gefordert wird, war eine zentrale Erkenntnis des Vorgängerprojekts »Digital_Logistics@LHS« auf dessen Ergebnissen die im Projekt »GreenPickUp« entwickelte Logistikplattform basieren soll.

Im Projekt wurden zusammen mit städtischen Akteuren, Bürgerinnen und Bürgern und Logistikunternehmen Workshops und Interviews geführt, um Wünsche und Anforderungen an die Innenstadtlogistik der Zukunft zu definieren. So zeigte sich, dass Empfängerinnen und Empfänger ihre Paketabholung bevorzugt mit anderen Besorgungen wie dem Einkauf im Supermarkt verbinden, oder sofern es der Arbeitgeber zulässt, sich die Pakete an den Arbeitsplatz liefern lassen.

Grüne Innenstadtlogistik mit Hilfe Künstlicher Intelligenz

Wie könnte ein System aussehen, bei dem ein Großteil der Paketsendungen nicht mehr bis zur Haustüre geliefert, sondern hauptsächlich an »Übergabepunkte«, den so genannten »GreenPickUps« geliefert wird? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Projekt »GreenPickUp«, an welchem neben dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, auch das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart, das Institut für Enterprise Systems (InES) der Universität Mannheim sowie das Softwareunternehmen Exxeta AG beteiligt sind. Ziel ist es, die mobilen Übergabepunkte über die Datenplattform so zu steuern und zu positionieren, dass möglichst kurze Wege zurückgelegt und damit weniger Schadstoffe ausgestoßen werden.

Hierzu werden unterschiedliche Datenbestände zu Einwohnerstrukturen, Sendungsaufkommen oder beispielsweise ÖPNV-Anschlüssen herangezogen, mit deren Hilfe intelligente Algorithmen täglich den optimalen Standort berechnen. So können Paketempfängerinnen und -empfänger ihre Bestellungen in der Nähe von Orten entgegennehmen, an denen sie sich ohnehin regelmäßig aufhalten.

»Die Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz hat in den letzten Jahren beeindruckende Ergebnisse hervorgebracht. Eine der derzeit spannendsten Herausforderungen ist, die Nachhaltigkeitspotentiale zu erforschen, die neue Methoden und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz ermöglichen werden.«, freut sich Dr. Christian Bartelt, Geschäftsführer des InES der Universität Mannheim und Leiter der Forschungsgruppe AI Systems Engineering (AISE).

Ein Blick in die Zukunft: GreenPickUp als erster Schritt in Richtung grüner Innenstadtlogistik
Die mobilen Paketstationen stellen allerdings nur einen ersten Schritt in Richtung einer nachhaltigen Innenstadtlogistik dar. Perspektivisch soll die im Projekt entwickelte Datenplattform sukzessive um weitere Funktionen erweitert werden, um auch abseits der Paketzustellung Wirtschaftsverkehre zentral optimieren und koordinieren zu können. So ist im nächsten Schritt geplant, die Datenplattform um die Funktion einer branchenübergreifenden Frachtbörse zu erweitern, um Fahrzeuge, die ohnehin im Stadtraum unterwegs sind, besser auszulasten.

»Dadurch, dass Lieferverkehre datengestützt durch eine Logistikplattform koordiniert und gesteuert werden, könnten viele Verkehre eingespart werden, was sich sowohl unter ökologischen als auch ökonomischen Nachhaltigkeitsaspekten positiv auf unsere Innenstädte auswirkt«, so Lars Mauch, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Smart Energy and Mobility Solutions am Fraunhofer IAO.