Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) weist zum ersten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine auf die Lage von Hochschulen und Studierenden im Land hin. Zudem mahnt er eine langfristige Unterstützung der ukrainischen Hochschulen sowie geflüchteter ukrainischer Studierender und Forschender in Deutschland an. Es brauche Perspektiven für einen schnellen Wiederaufbau des Hochschulsektors nach Kriegsende. Zudem müsse die Ukraine noch stärker an den europäischen Forschungs- und Hochschulraum herangeführt werden.
„Ein Jahr nach Russlands Einmarsch in die Ukraine herrscht weiterhin Krieg im Land, sind die Menschen von Tod, großem Leid und Entbehrungen getroffen. Auch Hochschulen wurden angegriffen und zerstört. Viele Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen, ihr Studium oder ihre Forschung unter Beschuss weiterzuverfolgen“, sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee kurz vor dem Jahrestag am 24. Februar.
„Der DAAD, seine Mitgliedshochschulen und Studierendenschaften stehen seit Kriegsbeginn fest an der Seite der Menschen in der Ukraine. Die deutschen Hochschulen und ihre Studierendenschaften haben im vergangenen Jahr großes Engagement bei der Aufnahme und Betreuung geflüchteter Studierender, Forschender und bei Projekten mit ukrainischen Partnerhochschulen gezeigt.“ Mit dem Andauern des Krieges würden langfristige Perspektiven für ukrainische Hochschulen und geflüchtete Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland immer wichtiger:
„Wir brauchen in Deutschland eine breite und auf mehrere Jahre ausgelegte Unterstützungsinitiative: Sie muss Hilfe für ukrainische Geflüchtete, Maßnahmen zum Erhalt der deutsch-ukrainischen Hochschulpartnerschaften und eine langfristige Förderung für den Wiederaufbau der Hochschulen nach Kriegsende umfassen“, so Mukherjee weiter.
Programme für Geflüchtete und ukrainische Hochschulen
Mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnte der DAAD im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Euro für Projekte zur Ukraine mobilisieren. Im Mittelpunkt stand die Aufrechterhaltung des Hochschulbetriebs in der Ukraine und Hilfe und Stipendien für geflüchtete ukrainische Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland.
Der DAAD förderte dazu rund 170 Projekte deutscher Hochschulen mit ukrainischen Partnerhochschulen, insbesondere zur Digitalisierung der Lehre und Hochschulverwaltung. Zudem wurden DAAD-Programme zur Betreuung und Qualifizierung geflüchteter ukrainischer Studierender ausgeweitet oder neu aufgesetzt. Rund 10.000 ukrainische Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Hochschulbeschäftige konnten so vom DAAD und im Erasmus-Programm bislang unterstützt werden.
Mit der „Nationalen Akademischen Kontaktstelle Ukraine“ stellt der DAAD zudem seit März 2022 geflüchteten ukrainischen Studierenden und Forschenden in Deutschland ein zentrales Informations- und Hilfsangebot zur Verfügung.
Stimme aus der Ukraine
„Es ist unmöglich, sich den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg ohne ein erneuertes und reformiertes ukrainisches Bildungswesen vorzustellen. Schließlich beeinflusst es die demokratischen Werte, die in der Gesellschaft vorherrschen, die Fähigkeit der Menschen, kritisch zu denken, Führungsverantwortung zu übernehmen, wichtige Ideen zu produzieren und neues Wissen zu schaffen. Daher wird die Wiederbelebung der Ukraine nach dem Sieg im Krieg unter anderem von der Rolle abhängen, die die ukrainischen Universitäten bei der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung des Landes spielen werden. Die Ukraine braucht besondere Aufmerksamkeit für die Bildung moderner, autonomer und international wettbewerbsfähiger Universitäten. Die Aktivitäten des DAAD haben wesentlich zur Entwicklung des ukrainischen Hochschulwesens beigetragen. Zweifellos wird die weitere deutsch-ukrainische Zusammenarbeit zu einer schnelleren Anpassung der ukrainischen Hochschulen an das europäische akademische Umfeld führen“, sagte Professor Dr. Serhiy Kvit, Präsident der Nationalen Universität Kyiv-Mohyla-Akademie.
Langer Atem notwendig
Aus DAAD-Sicht sollten die vielfältigen Unterstützungsprojekte deutscher Hochschulen eine verlässliche und langfristige Finanzierung der Bundesregierung erhalten. „Für eine schnelle und erfolgreiche Heranführung der Ukraine an die EU und einen umfassenden Wiederaufbau des ukrainischen Hochschulsystems brauchen wir in Deutschland einen Aktionsplan bis 2030. Eine enge und dauerhafte Verknüpfung der ukrainischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit europäischen und deutschen Partnern erhöht am Ende des Tages auch die Sicherheit in Europa“, so der DAAD-Präsident.