Umfrage zu Situation geflüchteter Ukrainer

European Union Agency for Fundamental Rights

Menschen, die vor der russischen Invasion aus der Ukraine geflohen sind, finden in Europa weithin Unterstützung. Eine Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) unter rund 14.500 Ukrainerinnen und Ukrainern zeigt, dass es trotzdem Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen gibt: etwa bei der Arbeitssuche, der Sicherung des Lebensunterhalts und der Bildung. Die Ergebnisse des Berichts „Fleeing Ukraine“ (Flucht aus der Ukraine) sollen politischen Entscheidungsträgern Anhaltspunkte für nachhaltige Lösungen bieten, die sowohl den Geflüchteten als auch ihren Aufnahmegesellschaften zugutekommen.

„Der Angriff auf die Ukraine hat in Europa die größte humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst“, erklärte der Direktor der FRA, Michael O’Flaherty„Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben vorübergehende Lösungen gefunden, um dringend benötigte Unterstützung bereitzustellen. Da der Krieg weiter andauert, müssen wir wirksame, langfristige Maßnahmen ergreifen, die es Aufnahmegemeinschaften und Vertriebenen ermöglichen, sich an die mit diesem Krieg verbundenen Umbrüche anzupassen.“

Dank der zügigen Aktivierung der EU-Richtlinie über die Gewährung vorübergehenden Schutzes konnten sich die vor dem Konflikt geflohenen Menschen unverzüglich in der ganzen EU niederlassen. Sie haben die Möglichkeit, zu arbeiten, zu reisen und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Ein Drittel fühlt sich dem Bericht zufolge als Teil der für sie neuen Gemeinschaft, ein ebenso großer Teil würde gerne in die ukrainische Heimat zurückkehren. Eine Frau in Rumänien bringt zum Ausdruck, wie willkommen sich viele Geflüchteten fühlten: „Ich bin begeistert, wie sehr sie sich seit Kriegsbeginn um uns Ukrainer kümmern, uns helfen und unterstützen.“

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen jedoch, dass in der Praxis nach wie vor Probleme bestehen:

• Sprache: knapp ein Viertel der Geflüchteten besucht Sprachkurse. Fehlende Kenntnisse der Sprache des Aufnahmelandes sind der Hauptgrund, weswegen Menschen aus der Ukraine ihre Ausbildung abbrechen, nicht arbeiten oder Schwierigkeiten haben, Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen.

• Wohnen: 59 Prozent der Geflüchteten bezahlen für ihre Unterkunft, oftmals müssen sie dabei Einrichtungen wie Toilette oder Küche mit anderen teilen. Es fehlt an Privatsphäre und Platz, an dem die Kinder in Ruhe lernen können.

• Bildung: 59 Prozent der Kinder nehmen online am Unterricht ukrainischer Schulen teil oder lernen mithilfe eigener Materialien beziehungsweise mit Unterstützung aus der Ukraine.

• Arbeit: Nur 33 Prozent haben eine bezahlte Arbeit. Ein Drittel der Frauen arbeitet nicht, weil sie sich um Kinder oder ältere/kranke Verwandte kümmern müssen. 48 Prozent gaben an, für ihre neue Tätigkeit überqualifiziert zu sein. 30 Prozent fühlen sich bei der Arbeit ausgebeutet.

• Lebenshaltungskosten: 79 Prozent haben Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

• Gesundheit: Knapp die Hälfte sind seit ihrer Ankunft in ihrem Aufnahmeland niedergeschlagen und deprimiert. Ebenso groß ist der Anteil der jüngeren Kinder, die unter Schlafstörungen und/oder Konzentrationsproblemen leiden.

Hintergrund:

Die Umfrage wurde im August und September 2022 in Deutschland, Bulgarien, Estland, Italien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn durchgeführt.