Nicht nur die Schaffung und der Erhalt natürlicher Schutzräume spielen für Ökosysteme eine große Rolle. Wichtig ist auch ihre Verbindung untereinander. Die Uni Würzburg ist Teil eines EU-Projekts, das diese sichern will: Schneebedeckte Gipfel, dichte Wälder, grüne Weiden, klare Bergseen: Die Alpen sind für viele ein Sehnsuchtsort. Was für uns Menschen Erholung und Urlaubsvergnügen verspricht, hat für die Natur selbst aber einen noch größeren Wert.
Die – gerade im Vergleich zum Flachland – immer noch häufigen unberührten Flächen nehmen etwa eine wichtige Rolle beim Hochwasserrückhalt ein oder erfüllen Klimafunktionen. Außerdem dienen sie als Habitate für Wildtiere und sichern so die Biodiversität.
Gerade in dieser Funktion spielen aber nicht nur Einrichtung und Erhalt solcher Freiräume eine Rolle, auch die Konnektivität zwischen Schutzgebieten ist entscheidend, weiß Constantin Meyer. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Gemeinsam mit Lehrstuhlinhaber Hubert Job ist er Teil von PlanToConnect. Das EU-Projekt hat die Sicherung und den Ausbau der Konnektivität von Naturräumen im Alpenraum zum Ziel.
Freiräume schützen, Vernetzung stärken
PlanToConnect ist Teil des Interreg Alpine Space Programmes – wie auch schon das vorausgehende Projekt OpenSpaceAlps. In diesem wurde vergleichend analysiert, wie die unterschiedlichen Staaten das Thema Freiräume in die Raumplanung einbeziehen:
„Die Interreg-Projekte sind sehr praxisnah und bringen Einflüsse aus der Wissenschaft, staatlichen Behörden oder auch NGOs zusammen. Unser Beitrag war vor allem die Erstellung eines Raumplanungshandbuchs mit konkreten Handlungsempfehlungen“, erklärt Constantin Meyer.
An PlanToConnect sind nun neben der JMU noch neun weitere Einrichtungen aus den Alpenländern beteiligt. Federführend ist das Raumplanungsinstitut der Republik Slowenien.
Viele der bestehenden Naturräume profitieren davon, dass sie sich in höheren und dadurch nur schwierig nutzbaren Lagen befinden: Es bestehen weniger Nutzungskonflikte zwischen Mensch und Natur. Durch die bandartige Besiedlung der Täler sind sie aber oft voneinander isoliert. Im Zuge von PlanToConnect sollen Konzepte erstellt werden, wie der Biotopverbund bei der Nutzung des Alpenraums durch Industrie, Landwirtschaft oder Besiedlung mitgedacht werden kann.
Neben dem Erhalt von Freiflächen können auch bestimmte bauliche Maßnahmen solche Grünkorridore sichern: „Ein bekanntes Beispiel sind etwa Wildtierbrücken über Straßen und Autobahnen, welche noch viel zu selten zum Einsatz kommen“, so Meyer.
Zielkonflikte zwischen Energiewende und Naturschutz
Eine besondere Herausforderung liegt darin, Flächennutzung zur Gewinnung erneuerbarer Energien mit der Sicherung der Biodiversität in Einklang zu bringen: „Grundsätzlich sind Klimaschutz und Naturschutz ja Anliegen, die zusammen gedacht werden müssen. Konflikte gibt es hier aber trotzdem. Photovoltaikanlagen, Windparks oder Wasserkraftwerke werden zukünftig deutlich mehr Raum in Anspruch nehmen müssen. Dafür gilt es, vorausschauende Planungen zu entwickeln, die auch den ökologischen Verbund berücksichtigen und beide Belange gleichermaßen voranbringen“, gibt Constantin Meyer zu bedenken.
Um solche Aufgaben bestmöglich zu bewältigen, soll im Rahmen von PlanToConnect an der JMU unter anderem ein Trainingssystem entwickelt werden, das zur Fort- und Weiterbildung in der Raumplanung genutzt werden kann.
Zur langfristigen Verbesserung nimmt der Würzburger Lehrstuhl auch eine führende Rolle beim Aufbau eines alpenweiten Raumplanungsnetzwerks ein: „Das geschieht im Rahmen der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL). Hier wollen wir abseits zeitlich begrenzter Projekte einen kontinuierlichen Austausch zwischen Wissenschaft und Planungspraxis im Alpenraum etablieren“, so Job, der im Ehrenamt als ordentliches Mitglied der ARL tätig ist.