Die Landwirtschaft braucht nachhaltige Pflanzenproduktionssysteme

Drohnenaufnahme der FACE-Anlage für Pflanzenbau-Freilandversuche mit unterschiedlichen Kohlendioxid-Konzentrationen am JKI Braunschweig. Lorenz Kottmann Julius Kühn-Institut (JKI)

Um die gesellschaftliche Debatte über den Weg zu einer klimaverträglichen und nachhaltigen globalen Landwirtschaft zu unterstützen, hat die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften e.V. wissenschaftliche Fakten zusammengetragen und publiziert. JKI-Forscher sind Mitautoren der Fachpublikation.

Die Landwirtschaft steht vor Herausforderungen, die nur mit nachhaltigen Pflanzenproduktionssystemen gemeistert werden können. Die Artenvielfalt in Agrarökosystemen, die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Landwirtschaft, Nährstoffüberschüsse oder der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel werden nicht nur politisch intensiv diskutiert.

„Die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften möchte sich mit der Kompetenz ihrer mehr als 500 Mitglieder, die in allen Bereichen der Pflanzenproduktion tätig sind, in diese Diskussionen einbringen“, sagt Prof. Dr. Hans-Peter Kaul, Präsident der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften (GPW). „Das tun wir, indem wir wissenschaftliche Fakten bereitstellen.“

In einem breit angelegten Prozess waren die Mitglieder der GPW, unter ihnen auch das Julius Kühn-Institut (JKI), aufgerufen, Beiträge zu liefern, die nun unter dem Titel „Wissenschaftliche Grundlagen zum Strategiediskurs für einen nachhaltigen Pflanzenbau“ in der Zeitschrift „Die Bodenkultur: Journal of Land Management, Food and Environment“ erschienen sind: https://sciendo.com/article/10.2478/boku-2022-0011

Im Artikel werden die aktuellen Kontroversen sowie Ansätze zur Lösung bestehender Zielkonflikte für die Themenbereiche Biodiversität, Klimarelevanz und Klimaresilienz, Nährstoffflüsse, Pflanzenschutz, Bodenschutz und Nachwachsende Rohstoffe dargestellt. Zielkonflikte bestehen vor allem zwischen der Produktivität agrarischer Systeme und anderen Ökosystemleistungen wie beispielsweise Arten- und Landschaftsvielfalt, Wasserqualität oder Minderung der Treibhausgasemissionen. Thematisiert wird auch die verringerte landwirtschaftliche Produktion in Deutschland zulasten der Nahrungsmittelerzeugung in anderen Teilen der Erde.

„Bei der Darstellung der Zielkonflikte und ihrer Lösungsmöglichkeiten wurde offenkundig, welch immenser Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht, um die Transformation hin zu nachhaltigen Produktionssystemen zu meistern“, sagt Prof. Dr. Hartmut Stützel, Altpräsident der GPW, der die Erstellung des Papiers koordiniert hat.

So bestünden nicht nur Defizite bei der Quantifizierung von Zielgrößen und den Bewertungsverfahren, auch die Messverfahren von Produktivitätsindikatoren und Umweltparametern müssten weiterentwickelt werden. Ebenso wurde deutlich, dass viele Fragestellungen nur auf Landschaftsebene geklärt werden können und hier Citizen-Science-Ansätze die Datenbasis erweitern könnten.

Eine zentrale Stellschraube für den wissenschaftlichen Fortschritt ist angesichts des komplexen Geflechts von biologischer Produktivität, ökologischen Wechselbeziehungen und Wirtschaftlichkeit die Verfügbarkeit von Informationen. Es besteht ein enormer Bedarf, Forschungsdaten bereitzustellen. Allgemein zugängliche Datenplattformen, Simulationsinfrastrukturen und Repositorien könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten.