Forschungsprojekt zu mehr Nachhaltigkeit im Bausektor

Ein nachhaltigerer Bausektor mit mehr Holzbau ist das Ziel des Forschungsprojekts „TRABBI“. Foto: Colourbox.de / Oliver Hoffmann

Ressourcen schonen, nachhaltig leben – diese Ziele gelten insbesondere auch für den Bausektor, der bekanntlich einen hohen Anteil an den globalen CO2-Emissionen hat. Umweltaspekte müssen beim Bau und Betrieb von Gebäuden umso stärker berücksichtigt werden. Im Hinblick auf einen nachhaltigen Bausektor spielt die Bioökonomie eine wichtige Rolle, damit soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeitsziele aufeinander abgestimmt werden können. Eine solche Nachhaltigkeitstransformation ist mit einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel verbunden, der regional unterschiedlich ausgestaltet wird.

Am Institut für Geographie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat im Bereich Wirtschaftsgeographie daher eine neue Nachwuchsgruppe ihre Forschungsarbeit aufgenommen, die derartige Transformationsprozesse untersuchen wird. Das Projekt „TRABBI“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt rund 2,3 Millionen Euro gefördert.

Um den Wandel zu verstehen, analysiert die Nachwuchsgruppe Innovationsysteme und sozio-technische Strukturen im Bausektor. Leiter des Vorhabens mit dem Titel „Sozio-technische Transformationsprozesse für einen nachhaltigen Bausektor in der Bioökonomie: Regionale Leitmärkte und globale Innovationssysteme“ – kurz TRABBI – ist Dr. Sebastian Losacker, der kürzlich von der Leibniz Universität Hannover nach Gießen gekommen ist. Angesiedelt ist das Projekt am Institut für Geographie der JLU; die Arbeiten knüpfen dort an weitere Forschungen bzw. Verbundforschungen an (Prof. Dr. Stefan Hennemann, Wirtschaftsgeographie, und Prof. Dr. Christian Diller, Raumplanung und Stadtgeographie).

„Wir haben uns in unserer Nachwuchsgruppe zum Ziel gesetzt, den Wandel zu nachhaltigeren Produktions- und Konsumweisen in der Bioökonomie zu analysieren. Dazu vergleichen wir Rahmenbedingungen und Innovationsprozesse in verschiedenen Regionen in Deutschland mit den Entwicklungen in ausgewählten Gebieten auf anderen Kontinenten“, sagt Dr. Losacker.

Seine Nachwuchsgruppe lotet Perspektiven insbesondere im Bausektor aus und arbeitet dazu sowohl mit qualitativen Methoden in ausgewählten Fallstudienregionen in Deutschland, China und Indien als auch mit modernen quantitativen Methoden zur Analyse großer Datenmengen.

Ein klassisches Beispiel für Bioökonomie im Bausektor ist der Ersatz von Stahl und Beton durch Holz. Es geht dem Wissenschaftlerteam also auch darum zu beleuchten, welche weiteren Potenziale das Holz in innovativen Bereichen bietet: als Tragwerk, im Holztafelbau oder beim Einsatz von Brettsperrholz, das die Qualität des Holzbaus maßgeblich beeinflusst hat. Im Fokus stehen zudem u. a. natürliche Dämmstoffe und biobasierte Kunststoffe (Stichwort: „flüssiges Holz“).

Die Bundesregierung hat die Bioökonomie als umfassendes Konzept für die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme definiert, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen. Die Bioökonomie wird dabei als ein wichtiger Baustein für eine globale Nachhaltigkeitstransformation betrachtet.

Die Forschungsergebnisse der Gießener Nachwuchsgruppe könnten vor diesem Hintergrund direkte Konsequenzen für die Bioökonomiestrategie der Bundesregierung haben, stellt der Wirtschaftsgeograph in Aussicht: „Wir blicken auf umweltfreundliche Innovationen, beispielsweise auch um das Leitmarktpotenzial verschiedener Regionen und Nationen zu analysieren. Die Erkenntnisse werden idealerweise die Grundlage für forschungsbasierte Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Akteurinnen und Akteure in Theorie und Praxis bilden.“

Im Forschungsprojekt „TRABBI“ werden außerdem die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals / SDGs) der Vereinten Nationen adressiert, darunter besonders SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur, SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden, SDG 12 – Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen, SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz und SDG 15 – Leben an Land. Die an der JLU koordinierten Forschungsarbeiten sollen einen weiteren wichtigen Beitrag leisten, damit diese Nachhaltigkeitsziele auch tatsächlich erreicht werden können.