Wärmenetze mit Ökoenergie

Münster/Steinfurt. Wofür verbrauchen wir unsere Energie im Gebäudebereich? Es mag überraschend klingen: 27 Prozent werden in Deutschland für Beleuchtung und elektrische Prozesse eingesetzt, nur 3 Prozent, um etwas zu kühlen. Und sage und schreibe 70 Prozent des Endenergieverbrauchs werden für Wärme benötigt, zum Beispiel für die Heizung, für Warmwasser oder für Industrieprozesse. Wenn wir uns also dafür einsetzen, dass Strom aus erneuerbaren Energien aus den Steckdosen kommt, ist das prinzipiell gut, aber nicht mal die halbe Miete. Denn unsere Wärme wird nach wie vor zu 85 Prozent aus fossilen Brennstoffen erzeugt. „Es ist Zeit, umzudenken – und Wärme mitzudenken“, sagt Prof. Dr.-Ing. Christof Wetter von der FH Münster. Und deshalb gibt es das Projekt WiEfm: Wärme in der Euregio – fokussieren und modernisieren.

Der Fokus bei WiEfm liegt auf Wärmenetzen – unterirdisch verlegte Netze, wie Wasserleitungen, in die erneuerbar erzeugte Wärmeenergie eingespeist werden können und die gleichzeitig Abwärme, zum Beispiel aus der Industrie, weiterleiten, die sonst verpuffen würde. „Ein Wärmenetz ist an vielen Stellen die bessere Alternative, die normalerweise nicht bedacht wird“, sagt Dr.-Ing. Elmar Brügging, Koordinator des Forscherteams um Prof. Wetter. Genau deshalb will das 20-köpfige deutsch-niederländische WiEfm-Projektteam für das Thema sensibilisieren, und hat bei Kommunen in der kompletten Euregio angeklopft.

In den letzten drei Jahren sind auf diese Weise viele Ergebnisse entstanden, die die FH Münster jetzt in einer neuen Broschüre veröffentlicht hat: Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für Wärmenetze, Technik, Effizienz und Umweltauswirkungen von niederländischen und deutschen Wärmenetzen. „Wir stellen unsere Projektergebnisse in erster Linie für Planer und Betreiber von Wärmenetzen vor, aber zum Beispiel auch für Klimaschutzmanager der Städte und alle interessierten Bürger“, erklärt Projektmitarbeiter Klaus Russell-Wells. Eine Hotspotkarte wird erläutert, die genau aufzeigt und berechnet, wo es lohnen würde, ein Wärmenetz zu installieren und es nachhaltig und wirtschaftlich zu betreiben. Außerdem hat das Team für ein Benchmark bestehende Wärmenetze unter die Lupe genommen und verglichen. „Ein häufiges Argument gegen ein Wärmenetz ist ein pauschaler Netzverlust von 20 Prozent“, sagt Russell-Wells. „Im Benchmark haben wir zeigen können, dass es besser ist, genau zu gucken, als mit Standardwerten zu rechnen. Es gibt viele Netze, die sogar deutlich unter zehn Prozent liegen.“

Eine weitere Erfolgsgeschichte sind die Wärmegutscheine: Gemeinden und Kommunen können Machbarkeitsstudien zu individuellen Wärmeversorgungsprojekten – wie zum Beispiel ein Neubaugebiet – beantragen. „Ursprünglich war unser Ziel, zehn Gutscheine zu vergeben, jetzt haben schon 31 Gemeinden mitgemacht“, berichtet Brügging. Wie die konkreten Umsetzungsideen aussehen, darum wird es in der nachfolgenden Broschüre gehen. Das ist auch für das Forscherteam sehr spannend, weil externe Ingenieurbüros die Lösungen entwickelt haben. „Ich hoffe sehr, dass möglichst viele dieser guten Konzepte umgesetzt werden und somit als positives Beispiel für die Wärmewende dienen“, sagt Brügging.

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Projekthomepage

Pressemitteilung  der Fachhochschule Münster/Steinfurt