Tier- und Pflanzenarten, die auf Ackerlebensräume spezialisiert sind, zählen zu den am stärksten gefährdeten Arten überhaupt. Das gilt besonders für Ackerwildkräuter. Ihr Erhalt wird daher vom Bund und von der EU gefördert. Im Rahmen der Förderprogramme bewirtschaften Landwirtinnen und Landwirte ihre Äcker ohne Dünger und Pestizide. Für Ertragseinbußen und den Zeitaufwand erhalten sie Ausgleichszahlungen. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen hat die ökologische Wirksamkeit der Förderprogramme und die Motivation der Teilnehmenden untersucht.
Geförderte Äcker weisen demnach mehr Pflanzenvielfalt und Blütenreichtum auf. Wichtig ist neben der ausreichenden Finanzierung eine gute Biodiversitätsberatung. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Natur und Landschaft des Bundesamtes für Naturschutz erschienen.
Die Forschenden aus dem Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität verglichen 30 geförderte Äcker im Landkreis Göttingen mit konventionell bewirtschafteten Äckern. Sie erfassten alle Pflanzenarten auf den Flächen sowie das Blütenangebot.
„Die Äcker sind flachgründig, steinig und wenig ertragreich. Sie haben aber ein enormes Potenzial für Artenreichtum: 311 Pflanzenarten haben wir insgesamt erfasst. Pro gefördertem Acker sind es im Durchschnitt fast 100 Pflanzenarten“, erklärt Fionn Pape, ehemaliger Masterstudent am Institut.
Auf eine Flächengröße von 100 Quadratmetern gerechnet weisen geförderte Äcker durchschnittlich 35 Pflanzenarten auf, konventionell bewirtschaftete Äcker dagegen nur sieben. Zudem wachsen auf den geförderten Äckern deutlich mehr bestandsgefährdete Pflanzenarten. Sie sind auch blütenreicher und damit wichtig für den Insektenschutz.
Außerdem befragten die Forschenden Landwirtinnen und Landwirte nach ihrer Motivation zur Teilnahme an den Förderprogrammen. „Wichtigster Faktor ist, neben einer ausreichenden, langfristigen Finanzierung, eine fachlich gute Biodiversitätsberatung“, so Kyra Zembold, Promotionsstudentin. „Die Förderung bietet Einkommenssicherheit im Angesicht zunehmender Klimaextreme, besonders an den durch Hitze und Dürre bedrohten Grenzertragsstandorten. Die Befragten haben aber auch Vorschläge zur Verbesserung.“
„Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass die Förderprogramme für Ackerwildkräuter sehr wirksam sind, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, schlussfolgert Prof. Dr. Erwin Bergmeier. Und Dr. Stefan Meyer ergänzt: „Die Biodiversitätswirksamkeit von Maßnahmenprogrammen im Agrarbereich muss regelmäßig evaluiert werden, um sicherzustellen, dass ihre Ziele erreicht werden.“ Das Forschungsteam ist sich einig: Der Erhalt der Ackerwildkräuter und der Artenvielfalt in der landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft ist eine wichtige Aufgabe der Gesellschaft, für die den Landwirten ausreichende öffentliche Mittel zur Verfügung stehen müssen.