Vom Menschen eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten verdrängen heimische Arten, sind verantwortlich für Ernteausfälle in der Land- und Forstwirtschaft und übertragen Krankheiten. Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung von Franz Essl von der Universität Wien und Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt hat nun erstmals die Kosten der durch invasive Arten verursachten Schäden mit jenen von Naturkatastrophen verglichen.
Immer mehr Tiere und Pflanzen werden von Menschen aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet verschleppt – bewusst und unbewusst. Viele davon bleiben harmlos, andere hingegen haben massive Auswirkungen.
„Einige gebietsfremde Arten werden für heimische Arten zum Problem – als Räuber, Konkurrenten um Nahrung und Lebensraum oder Überträger von Krankheiten“, erklärt Franz Essl von der Universität Wien, einer der Mitautoren der Studie. „Diese sogenannten invasiven Arten können daher hohe Schäden verursachen“, sagt Essl. In Mitteleuropa gehören dazu beispielsweise Pflanzenarten wie Ragweed mit stark allergenen Pollen oder Tiere wie der Maiswurzelbohrer – ein Käfer, der im Maisanbau der gefährlichste Schädling ist – und die Varoa-Milbe, die bei Imkern gefürchtet ist.
Die unterschätzten Schäden invasiver Arten
Wie hoch die Kosten invasiver Arten durch Schäden wie Ernteausfälle, Krankheiten und Bekämpfungsmaßnahmen weltweit sind, war bisher unbekannt. Ebenso war nicht klar, wie sich diese Kosten zu den Schäden von Naturkatastrophen wie Hochwässer, Dürren, Stürmen oder Erdbeben verhalten. Die Forscher*innen haben daher eine seit kurzem vorliegende Datenbank zu den globalen Kosten invasiver Arten genutzt, und diese mit einer anderen Datenbank, die die Kosten von Naturkatastrophen beziffert, verglichen.
„Das Ergebnis hat uns selbst überrascht“, erläutert Phillip Haubrock: „Die Kosten invasiver Arten werden nur von Stürmen übertroffen, aber sie sind höher als die Kosten, die durch die anderen Umweltkatastrophen verursacht werden. Zudem sind die Schäden invasiver Arten für den Zeitraum seit der Jahrtausendwende im Vergleich zu den Schäden für den Zeitraum 1980-1999 rasant um 700 Prozent gestiegen. Sie stiegen damit wesentlich schneller als die Kosten von Naturkatastrophen im selben Zeitraum.“
Strengere Maßnahmen gegen invasive Arten sind nötig
Die Aktivitäten des Menschen haben in den letzten Jahrzehnten zu einer rasant steigenden Einschleppung von gebietsfremden Arten in Länder außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets geführt. Tausende Pflanzen und Tiere sind nun in Regionen ansässig, die sie ohne die Hilfe des Menschen nie erreicht hätten. Auch wenn nur ein kleiner Teil dieser Arten problematisch ist, so zeigt diese Studie, dass die Schäden, die diese Arten verursachen, enorm sind.
Es ist daher wichtig, noch besser als bisher jene Arten frühzeitig zu identifizieren, die unter dem Einfluss des Klimawandels massive Schäden verursachen können. Die Einschleppung dieser Arten gilt es frühzeitig zu verhindern. „Es ist daher wichtig, die seit dem Jahr 2015 gültige EU-Verordnung zu invasiven Arten strikt umzusetzen und durch nationale Gesetze zu ergänzen“, so das Fazit von Franz Essl.