In einer Zeit sich verschärfender globaler Herausforderungen mit fortschreitendem Klimawandel, Artenschwund und Übernutzung begrenzter Ressourcen gilt es mehr denn je, Nachhaltigkeit nicht nur als eine Frage des technischen Fortschritts zu betrachten. Das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ist nur durch eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung möglich. Nachhaltigkeit muss entsprechend auch als soziales Konzept verstanden werden, das die Menschen miteinschließt und in viel stärkerem Maße auf Kooperation und Vernetzung basiert. Eine verstärkte Zusammenarbeit von Kunst, Kultur und Wissenschaft kann dafür einen wichtigen Beitrag leisten.
Mitunter geht die Kunst- und Kulturbranche mit Veränderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit anders um als die Wissenschaft – das fängt bereits beim Austausch der Beteiligten an. Genau hier setzt das nun gestartete Verbundprojekt Transform.NRW an. Darin entwickeln das Wuppertal Institut gemeinsam mit der Fakultät für Design und Kunst der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) sowie 14 weitere Partner*innen aus Wirtschaft, Kommunen und Kunst, Kultur, Design sowie Bildungseinrichtungen eine Transfer- und Kooperationsplattform.
Transform.NRW wird innerhalb des Förderprogramms „Kooperationsplattformen 2022“ vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW NRW) mit zwei Millionen Euro gefördert. Am 26. April 2023 überreichte Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, den Förderbescheid in Düsseldorf an das Projektkonsortium.
Im Rahmen des Projekts sollen Akteuren, wie Intendanten, Kuratoren und Forschende, in den Wissensaustausch kommen und ihre vielfältigen Expertisen rund um das Thema Nachhaltigkeit miteinander teilen. Auf diese Weise sollen gemeinsam Lösungen und Formate entwickelt werden, mit denen eine neue Kultur der Nachhaltigkeit entstehen kann.
Dafür braucht es Experimentierräume und kreative Gestaltern, die die vielfältigen Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche in konkrete Entwürfe für Produkte, Services, öffentliche Plätze mit hohem Aufenthaltswert, aber auch Filme, Theater oder Kunstwerke in Ausstellungen umsetzen können. Damit verbunden sind auch neue positive Narrative und eine sinnstiftende Erzählung, die wichtig sind, um zur Teilhabe an dem grundsätzlich notwendigen Systemwechsel und Transformationsprozess zu motivieren und erfolgversprechende Ansätze mit der Zivilgesellschaft zu teilen. Hier können Kunst, Kultur und Design den entscheidenden Perspektivwechsel einleiten. Die Plattform soll dafür viele Beispiele bieten, die Überzeugungsarbeit leisten und einen anderen Umgang mit den natürlichen Ressourcen veranschaulichen.
Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut und Projektleiterin bei Transform.NRW, ist überzeugt: „Ein Kultur-Wandel in Produktion und Konsum ist Voraussetzung, um dem Klimawandel und der Übernutzung der Ressourcen begegnen zu können. Sie ändern sich nur im Diskurs und in gemeinsam gestalteten Entwürfen neuer Lebens- und Arbeitsräume – im Wechselspiel zwischen technischer und sozialer Innovation. Deshalb sind wir alle gefragt, die Zukunft zu gestalten!”
Offener Entwicklungsprozess
Der Entwicklungsprozess der Plattform ist bewusst ergebnisoffen gehalten: In Workshops und Austausch-Formaten sollen die Projektbeteiligten gemeinsam die beste Lösung erarbeiten. Offen ist daher auch, ob später eine Website zum (Informations-)Austausch, ein gemeinsames Veranstaltungsformat oder ein Experimentierraum zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen entsteht.
„Um die konkreten Fragestellungen aus Kunst, Kultur, Design und Wissenschaft zu berücksichtigen, wollen wir in Transform.NRW dafür die nötigen (Frei-)Räume schaffen, in denen die Transformations-Potenziale der verschiedenen Akteur*innen aus Kunst, Kultur, Design und Wissenschaft zusammenfinden und sie gemeinsam experimentieren können“, sagen Designforscherin Prof. Dr. Martina Fineder und die Filmprofessorin Erica von Moeller stellvertretend für die Projektbeteiligten der Fakultät für Kunst und Design.
Auf diese Weise könnten etwa Lösungen für nachhaltige Mobilität und Ernährung, Kreislaufwirtschaft, neue Arbeits- oder Freizeitwelten entwickelt werden.
Kooperationsplattformen 2022 des Landes NRW
Das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium unterstützt im Rahmen der Förderbekanntmachung „Kooperationsplattformen 2022“ die Herausbildung von gemeinsamen Plattformen anwendungsbezogener Forschung mit außerwissenschaftlichen Partner*innen in und für Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, bestehende, thematisch fokussierte sowie standortübergreifende Vernetzungen von Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in NRW mit externen Kooperationspartnern nachhaltig zu stärken und auszubauen. Transform.NRW ist im Handlungsfeld „Transfer“ angesiedelt und ist eines von neun geförderten Projekten. Die Projektlaufzeit beträgt vier Jahre.