Vom 22. bis 24. Mai dreht sich am Campus Bozen der unibz alles um grüne Innovation und Klimaanpassungsstrategien in der Land- und Forstwirtschaft. Mehr als 150 Teilnehmende aus ganz Europa sind der Einladung des Kompetenzzentrums für Pflanzengesundheit nach Bozen gefolgt, das Gastgeber der 9. Jahrestagung des europaweiten Netzwerkes ERIAFF ist.
Seit 2012 steht das Akronym ERIAFF für die europaweite Zusammenarbeit von Regionen und Lokalverwaltungen für Innovation in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Lebensmittelsektor. Gegründet wurde das informelle Netzwerk European Regions for Innovation in Agriculture, Food and Forestry von der Region Toskana. Heute umfasst es 53 Regionen sowie 39 beobachtende Mitglieder aus 18 EU-Mitgliedsstaaten sowie der Ukraine, Großbritannien und Norwegen. Von Beginn an als Mitglied dabei ist die Autonome Provinz Bozen.
„Der Austausch und die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene ist für die Ökologisierung der Land- und Forstwirtschaft von außerordentlicher Bedeutung. Wir müssen in Bezug auf die Pflanzengesundheit im globalen Kontext denken und den Wissens- und Informationsaustausch untereinander sicherstellen“, unterstreicht Südtirols Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler.
Seit 2021 koordiniert die Freie Universität Bozen mit Professorin Tanja Mimmo und Research Policy Officer Francesca Ricardi di Netro eine der insgesamt 10 Arbeitsgruppen des Netzwerkes zum Thema Agrarökologie. Eng in das Netzwerk eingebunden sind die Forschungsinstitutionen der einzelnen Regionen, im konkreten Fall von Südtirol die Freie Universität Bozen mit ihrem Kompetenzzentrum für Pflanzengesundheit, aber auch das Versuchszentrum Laimburg und Eurac Research.
„ERIAFF ist eine wichtige Plattform, um Südtirol, sowie das Kompetenzzentrum für Pflanzengesundheit und unsere Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften europaweit als Player bei der ökologischen Transformation in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft zu positionieren und Europäische Projekte anzustoßen“, sagt die Leiterin des Kompetenzzentrums für Pflanzengesundheit Tanja Mimmo.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Organisation der diesjährigen ERIAFF-Jahrestagung durch das Kompetenzzentrum und seine Partner Versuchszentrum Laimburg und Eurac Research. Das dichte Tagungsprogramm sieht einerseits politische Inputs von EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, Vertretern der EU-Kommission sowie der Landwirtschaftslandesräte einzelner beteiligter Regionen vor, darunter Südtirols Land- und Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler.
In seinen Ausführungen wird Schuler auf die Maßnahmen für die Zukunft der Südtiroler Landwirtschaft eingehen, die im Strategiepapier „Landwirtschaft 2030“ in Zusammenarbeit mit den Sektoren auf lokaler Ebene definiert wurden und mit dem „Aktionsplan 2030“ in Umsetzung gebracht werden. In einzelnen Sessions und Besichtigungen werden dann aktuelle Themen wie Agrar- und Ernährungssysteme, Bioregionen, High-Tech-Farming und Präzisionslandwirtschaft, Pflanzenbasierte Proteine, Agrarökologie und natürlich der Klimawandel anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse diskutiert sowie wissenschaftliche Labore, Vorreiterbetriebe und Feldversuche vor Ort besichtigt.
„Die Mission von ERIAFF deckt sich in vielen Bereichen mit jenen unserer neuen Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften sowie des Kompetenzzentrums für Pflanzengesundheit. Wenn wir Lösungen für die großen Herausforderungen finden wollen, vor denen Land- und Forstwirtschaft heute stehen, braucht es sowohl auf wissenschaftlicher wie politischer Ebene eine interdisziplinäre und enge Zusammenarbeit und Abstimmung“, sagt Professorin Tanja Mimmo.
Ein Ansatz, der in diesen Tagen nicht nur auf der ERIAFF-Jahrestagung gelebt wird, sondern auch im Horizon Europe Projekt HuMUS, in dem das Kompetenzzentrum der unibz Partner ist und das im Rahmen der EU-Mission „A Soil Deal for Europe“ finanziert wird. Eine Initiative, die eine Verbesserung des Zustands der Böden in Europa bis 2030 zum Ziel hat – mit der Schaffung von 100 Living Labs, also konkreten Feldversuchen, sowie sogenannten Lighthouses, mit denen bewährte Praktiken geteilt werden.
Der Boden hat unzählige Funktionen, von der Lebensmittelproduktion oder Gewinnung von Rohstoffen und Energie bis hin zur Kohlenstoffbindung, Wasserreinigung, Nährstoffregulierung, dem Schutz der biologischen Vielfalt und der Prävention von Schädlingen.
„Wenn Böden nicht oder nicht nachhaltig bewirtschaftet werden, kann sich ihr Zustand rasch verschlechtern. Das Projekt HuMUS, das wir ebenfalls bei der Tagung vorstellen werden, wurde von der ERIAFF-Arbeitsgruppe für Agrarökologie ins Leben gerufen. Ziel ist es, die EU-Mission zur Verbesserung der Böden auf regionaler und lokaler Ebene durch einen inter- und transdisziplinären Ansatz umzusetzen und Räume für einen Dialog zur Gesundheit der Böden schaffen. Dies ist heute notwendiger denn je, um uns für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels zu rüsten“, so Prof. Tanja Mimmo.