Ukrainische Wissenschaftlerinnen bereichern den mathematischen Dialog

Prof. Dirk Langemann, Dr. Mariia Savchenko und Dr. Olesia Zavarzina im Gespräch über ihren Besuch an der TU Braunschweig. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Bereits zum zweiten Mal sind die beiden ukrainischen Wissenschaftlerinnen über ein Stipendium der VolkswagenStiftung zu Besuch an der TU Braunschweig. Mit ihrer Expertise bereichern sie die Forschung des Instituts für Partielle Differentialgleichungen und der Universität. Für Dr. Mariia Savchenko verlängert sich ihr Aufenthalt um weitere 15 Monate. Sie erhielt eine Zusage für eines der 124 MSCA4Ukraine-Stipendien der EU.

Seit dem 1. April forschen die beiden Mathematikerinnen Dr. Olesia Zavarzina und Dr. Mariia Savchenko im Team von Prof. Dirk Langemann, dem Leiter des Instituts für Partielle Differentialgleichungen. Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung seit 2016 geförderten Projekts „From Modeling and Analysis to Approximation” setzen sie ihre Forschungen an der TU Braunschweig fort, nutzen die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten und bringen sich in den wissenschaftlichen Diskurs ein. Das Projekt unter Beteiligung der Universität Lübeck und der Humboldt-Universität Berlin sollte ursprünglich ukrainischen, russischen und deutschen Kolleg*innen den Austausch in einer trilateralen Partnerschaft ermöglichen. Jetzt ist es eine ukrainisch-deutsche Zusammenarbeit.

Dr. Olesia Zavarzina forscht und lehrt an der V. N. Karazin Kharkiv National University, wo sie sowohl ihr Studium als auch ihre Promotion absolvierte. Auf die TU Braunschweig wurde sie durch eine Kollegin aufmerksam, die an einer Kooperation der beiden Universitäten teilnahm. „Sie schlug mir vor, an diesem Projekt mitzuarbeiten, was mich sehr freute“, so Zavarzina. Im Herbst vergangenen Jahres kam sie zum ersten Mal für zwei Monate an die TU Braunschweig.

Dr. Mariia Savchenko forscht am Institut für angewandte Mathematik und Mechanik an der Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Auch sie ist das zweite Mal am Institut von Prof. Dirk Langemann.

„Letztes Jahr war ich schon einmal für drei Monate mit einem Stipendium der VolkswagenStiftung hier. Dort lernte ich auch Prof. Langemann kennen, und er wurde mein akademischer Mentor für das MSCA4Ukraine-Programm der Europäischen Union.“

Prof. Dirk Langemann unterstützte die Wissenschaftlerin während ihres ersten Aufenthaltes im Herbst 2022 bei der Bewerbung für das Stipendienprogramm MSCA4Ukraine der Europäische Union für geflüchtete Forschende aus der Ukraine. Kürzlich bekam sie die Zusage für ein 15-monatiges Vollstipendium und kann damit ihren Besuch an der TU Braunschweig verlängern. In ihrer Forschung beschreibt sie den Fluss durch poröse Medien mit nichtlinearen partiellen Differentialgleichungen.

Stipendien als Türöffner für neue Sichtweisen

Prof. Dirk Langemann sieht es als großen Erfolg und als Chance, im Rahmen von Stipendien mit Wissenschaftlern aus internationalen Institutionen zusammenzuarbeiten. Aus dem Austausch ergeben sich neue Sichtweisen, und es sei eine große Ehre, diese Stipendien zu erhalten.

„Mathematik findet im Dialog und in der Kommunikation statt. Sie ist keine Wissenschaft, die in einem eigenen Kämmerchen betrieben wird, sondern in einer wissenschaftlichen Gemeinschaft“, sagt er. Besonders die Zusage für das MSCA4Ukraine-Stipendium sei nicht nur Erfolg für Frau Savchenko, sondern auch für die TU Braunschweig.

Auch die beiden Wissenschaftlerinnen sehen ihre Stipendien als Chance. Dr. Olesia Zavarzina und Dr. Mariia Savchenko sind sich einig: Die Teilnahme an einem Stipendiaten-Programm ist eine große Unterstützung für ukrainische Wissenschaftler*innen. Sie berichten von finanziellen Kürzungen, Reduzierungen von Stunden in ihrer Heimat und wie viel für sie die Möglichkeit bedeutet, über ihre Stipendien neue Forschungsgebiete zu erschließen.