Wie entwickeln sich die bayerischen Auerwildvorkommen in den letzten Jahren? Wie geht es dem Auerhuhn in Bayern heute? Um diese Fragen einschätzen zu können, startete die Bayerische Forstverwaltung 2022 ein langfristig angelegtes bayernweites Auerhuhn-Monitoring. Im Spätsommer und Herbst letzten Jahres begaben sich 66 geschulte Auerhuhn-Kartierer – ehrenamtliche Verbandsvertreter, Naturschutzfachkräfte, Forstleute und private Auerhuhn-Freunde – auf Spurensuche nach dem seltenen Waldvogel. Die Zwischenbilanz dieser von vielen Schultern mitgetragenen Kooperation stellte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft heute auf der Schwarzentennalm bei Kreuth vor.
Für die beteiligten Akteure liegt der besondere Erfolg des Vorhabens in der breit gefächerten Zusammenarbeit.
„Das Auerhuhn-Monitoring umfasst großflächig alle Vorkommensgebiete des Auerhuhns in ganz Bayern. Eine solche Mammutaufgabe kann nur gelingen, wenn alle beteiligten Institutionen und Einzelpersonen gut zusammenarbeiten, dies ist hier perfekt gelungen. “, so Dr. Peter Pröbstle, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
Zentrale Zielsetzung des Monitorings ist der Schutz und die Erhaltung strukturreicher Nadelwischwälder der Alpen und Mittelgebirge. Das Auerhuhn steht stellvertretend als wichtige „Schirmart“ für diese Wälder. Da es sehr hohe Ansprüche an seine Lebensräume stellt und große, ungestörte Flächen benötigt, werden mit seiner Erhaltung hier auch zahlreiche weitere Arten geschützt und quasi „beschirmt“.
In Deutschland steht das Auerhuhn auch als „vom Aussterben bedrohte Tierart“ auf der „Roten Liste“. „Deshalb haben wir für den Schutz unseres größten Waldvogels – der Hahn wird bis zu 6 kg schwer und hat eine Flügelspannweite von über einem Meter – eine ganz besondere Verantwortung“, betonen Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) in Bayern und Hans Kornprobst, Waldexperte vom Bund Naturschutz in Bayern (BN).
Die Erhebungen der ersten Auerhuhninventur erfolgten im Bayerischen Wald, im Fichtelgebirge und in den bayerischen Alpen. Auf insgesamt 2.632 Stichprobenflächen wurde nach Auerhuhnnachweise (z.B. Sichtungen, Federn oder Kot) gesucht. Erfreulicherweise wurden an 228 dieser Inventurpunkte insgesamt 304 Nachweise erbracht. Weitere 503 Nachweise fanden sich außerhalb der Inventurpunkte. Während in den Bayerischen Alpen und im Bayerischen Wald viele Nachweise erfolgten und mehrere Monitoringflächen eine erfreulich hohe Aktivitätsdichte aufwiesen, wurde bislang im Fichtelgebirge leider lediglich eine Auerhenne gesichtet.
Auch wenn die bisherigen Nachweise bereits wichtige Erkenntnisse lieferten, lassen sich nach der ersten Inventur noch keine gesicherten Aussagen über die Auerhuhn-Populationen und ihre Lebensräume machen. Dies werden erst die kommenden Monitoring-Durchgänge in den nächsten Jahren zeigen. Das Monitoringkonzept sieht vor, dass die Untersuchungen alle 3 Jahre wiederholt und zukünftig auch lokal mit genetischen Untersuchungen zur Bestimmung der Individuenzahlen ergänzt werden.
Die Experten bewerten es als außerordentlich positiv, dass bereits seit vielen Jahren seitens der Naturschutzverbände, der Bayerische Forstverwaltung und den Bayerischen Staatsforsten sehr viel für den Waldnaturschutz getan wird. Sowohl innerhalb wie außerhalb von Schutzgebieten werden umfassende Managementpläne und Schutzkonzepte für das Auerhuhn erstellt, sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume umgesetzt. Das ist auch wichtig und notwendig, denn das Auerhuhn steht unter zunehmendem Druck.
Im Bergwald verändert der Klimawandel rasant den natürlichen Lebensraum des Auerhuhns und auch Störungen durch immer vielfältigere Trendsportarten und wachsenden Erholungsverkehr nehmen zu,“ betont Martin Lauterbach, Auerhuhn-Experte der LWF. „Auch um zu prüfen, ob Schutzmaßnahmen wirksam sind und ob sich Waldlebensräume und Auerhuhn-Populationen verändern, brauchen wir das langfristige Monitoring!“